Nach altem Klever Vorbild Eine schöne Linde für den Markt

Kleve · Der „Lindenboom Cleve“: Die Umweltbetriebe haben die Zierlinde am Markt in Kleve bereits in Facon geschnitten. Die Offenen Klever wollen dazu einen Antrag stellen.

 Die Klever Gerichtslinde im 17. Jahrhundert - aus dem Buch von Wilhelm Diedenhofen.

Die Klever Gerichtslinde im 17. Jahrhundert - aus dem Buch von Wilhelm Diedenhofen.

Foto: Repro Matthias Grass

Die besonders geschnittene Linde, die den Markt Linde in Kleve bis ins 18. Jahrhundert zierte, war so berühmt, dass sogar eine schwere Fregatte des Kurfürsten ihren Namen trug. Bei einer solchen Schnitt-Linde, die es auch heute noch gibt, wird der untere Kranz von einem in der Regel ausgearbeiteten Holzgerüst getragen, weil die Äste weit ausladen. Die Kränze darüber sind fein geschnitten, oben krönt eine Wetterfahne den Baum. Seit der Antike ist es üblich, Bäume in architektonische Formen zu schneiden, erklärt Wilhelm Diedenhofen in seinem Band über die Klever Gartenlust. Und fügt gleich an, dass die Klever Linde tatsächlich eine Gerichtslinde gewesen sei.

„Wir müssen die Linde als Gerichtsstätte ansehen, wie die anderen geschnittenen Gerichtslinden im Kleverland, auf Marktplätzen von Goch, Kalkar, Rees oder beim Schloss zu Wissen“, schreibt Diedenhofen. Es gibt schöne Darstellungen dieser historischen Gerichtsstätten unterm Baum, wie bei Jan van Call, der eine Perspektive in die Stadt hinein zeichnete und links den aufwendig umbauten Klever Lindenbaum hatte.

 In einem Park in den Niederlanden fotografiert Clemens Giesen die geschnittene Linde.

In einem Park in den Niederlanden fotografiert Clemens Giesen die geschnittene Linde.

Foto: Clemens Giesen Offene Klever

Alte Kirchbücher belegen, dass sich die Bürgerschaft den Schnitt der Bäume einiges hat kosten lassen: So gibt es eine Kirchrechnung von 1554, dass Meister Derick die Linde am Melatenhaus für fünf Schilling und sechs Albi habe binden lassen, 1691 gab der Magistrat zehn Taler für die Instandhaltung der Linde aus. Sie wurde berühmt, selbst das Flaggschiff des großen Kurfürsten trug den Namen „Clevischer Lindenbaum“.

Clemens Giesen sah jetzt in den Niederlanden eine ähnlich geschnittene Linde wie das berühmte Vorbild, das knapp 300 Jahre alt den eiskalten Frostnächten des Winters 1708/09 nicht überstand (so wiederum Diedenhofen) und fragt sich, ob man das nicht auch in Klever wieder so einrichten könne. Man könnte doch die Linde, die auf dem Parkplatz recht gerupft und eher versteckt steht, historisch schneiden und mit einem entsprechenden Holzgerüst unterfangen.

Entsprechend lautet ein Antrag, den der Restauartor für die Offenen Klever (OK) in den Ausschuss für Bürgeranträge einbringen wird: „Der Rat der Stadt Kleve möge beschließen, die Zierlinde auf dem Parkplatz „An der Linde“ fachmännisch zu pflegen. Dazu solle ein Unterbau erstellt werden.

Zur 750-Jahr-Feier im Jahr 1992 wurde durch eine Schenkung des landschaftsarchitekten Klaus Broermann eine Etagenlinde am Marktplatz Linde neu gepflanzt“, sagt Giesen. Nun sollte nach nunmehr 25 Jahren Wachstum die Linde geschnitten und eine sie umgebende Ballustrade als Stütze gefertigt werden, um sie in Zukunft dem Vorbild der Gerichts- beziehungsweise Zierlinde anzunähern. „Dadurch würde ein weiterer touristischer Anziehungspunkt in Kleve entstehen“, sagt Giesen.

Der Platz, der schon lange auf seinen Umbau wartet, würde durch eine solch aufwendig geschnittene Linde nochmals aufgewertet. Zumal Pläne für eine Umgestaltung des Marktes an der Linde schon in den entsprechenden Ausschüssen vorgestellt. Außerdem baut die evangelische Kirche in Kleve die Versöhnungskirche derzeit um. Sie soll sich zum Platz und zur Öffentlichkeit hin weiter öffnen.

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