Kleve: Hauptausschuss empfiehlt Beuth bleibt Straßenname in Kleve

Kleve · Nach der Diskussion um Peter Christian Beuth liegt ein Beschlussvorschlag für den Rat vor: Die Beuth-Plakette kommt in die Schwanenburg. Alle anderen Straßen, die vor 1933 ihren Namen bekamen, sollen ihn auch behalten.

 Die Straße wird weiter nach dem preußischen Reformator Peter Christian Beuth benannt sein.

Die Straße wird weiter nach dem preußischen Reformator Peter Christian Beuth benannt sein.

Foto: Matthias Grass

Der Name Beuth bleibt der Stadt Kleve erhalten. Das empfahl der Hauptausschuss der Stadt Kleve mit großer Mehrheit. Sowohl die Straße soll weiter Beuth-Straße heißen, und auch die Gedenkplakette wird weiter öffentlich zugänglich sein. Ursprünglich hing die Plakette an seinem Geburtshaus an der Hagschen Straße, bis die Klever Bürgermeisterin Sonja Northing die Bronze in einem Schnellschuss über Nacht entfernen ließ, als sie von antisemitischen Äußerungen des preußischen Reformers Peter Christian Beuth (1781 in Kleve geboren und 1853 in Berlin gestorben) hörte.

Diese stammen aus einer Rede, die der Mann, der die Grundlagen für die Technische Ausbildung und das Ingenieur-Studium in Deutschland ebenso legte, wie die Grundlagen für die späteren DIN-Normen, vor der 1811 gegründeten Deutschen Tischgesellschaft gehalten hatte. Die Tischgesellschaft war von antifranzösischem Patriotismus und Antisemitismus geprägt. Mitglieder der Gesellschaft waren deutsche Geistesgrößen wie die Philosophen Schleiermacher und Fichte, wie die Schriftsteller Achim von Armin und Clemens von Brentano (gibt es auch als Straßenname in Kleve), wie der Schauspieler, Intendant und Dramatiker Iffland und der Komponist und Kritiker Reichhardt und nicht zuletzt eben Karl Friedrich Schinkel und Peter Christian Beuth. Wegen eindeutig antisemitischer Reden fielen wie Beuth auch von Armin und von Brentano auf.

 Beuth zu Ehren erschien 1981 eine 60-Pfennig-Briefmarke.

Beuth zu Ehren erschien 1981 eine 60-Pfennig-Briefmarke.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Mit großer Mehrheit empfahl der Hauptausschuss der Stadt jetzt dem Rat der Stadt die von der Expertenkommission gut vorbereitete Vorlage über den Umgang mit Beuth und vielleicht folgenden, späteren Fällen zu beschließen. Demnach soll die bronzene Beuth-Plakette dauerhaft im Schwanenturm aufgehängt wird. Desweiteren soll der Rat beschließen, dass alle Straßen, die vor 1933 ihren Namen erhalten haben, grundsätzlich nicht umbenannt werden und dass ein Leitfaden zur Erinnerungskultur erstellt und Mittel hierfür im Etat bereit gestellt werden. Außerdem sollen aktiv Maßnahmen gegen Antisemitismus und Rassismus in allen Erscheinungsformen gefördert und auch initiiert werden. Die Beuth-Plakette und auch das Straßenschild sollen einen entsprechenden Begleittext bekommen, der neben den Errungenschaften vor allem die antisemitischen Äußerungen Beuths einordnet.

Text und öffentliche Zugänglichkeit der Plakette sind wichtige Schritte, die Erinnerung an den Antisemitismus wach zu halten und neuem Antisemitismus, neuer Fremdenfeindlichkeit, entgegenzuwirken. Da Bürgermeisterin Sonja Northing die Plakette ohne Diskussion quasi über Nacht abnehmen ließ, war der Weg zurück ans Geburtshaus leider versperrt. Eigentlich hätte genau dort die Erinnerung als Mahnung gegen Antisemitismus hingehört. Als steter Anstoß im Straßenbild, sich mit der deutschen Vergangenheit auseinanderzusetzen. So präsent wird die Plakette mit entsprechendem Text im Schwanenturm nicht sein können: Hier ist sie eben im verschlossenen Raum. Aber immer noch besser, als diese Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ganz aus dem städtischen Raum zu tilgen.

Während Jörg Cosar, Vorsitzender des Kulturausschusses mit dem Beschluss zufrieden zeigte udn auch die SPD die Vorlage mitträgt, weil bei den Straßennamen ein „grundsätzlich“ eingefügt wurde, bemängelte Michael Bay (Grüne), dass die Plakette nicht öffentlicher präsent sei. Vor allem aber wandte sich Bay in der Diskussion im Hauptausschuss gegen die gesetzte Grenze 1933: Damit adele man das Jahr der Machtergreifung. Bay stimmte als einziger gegen die Vorlage. Nicht ohne hervorzuheben, dass er sich freue, dass man sich endlich dezidiert mit diesem Thema auseinandergesetzt habe. Letztlich kommen die Bürgermeisterin mit ihren Schnellschuss (wofür sie sich eine Rüge vom Landrat einhandelte, weil sie die mögliche Ratsdiskussion nicht abgewartet hatte) und die Fraktionschefs, die den Schnellschuss abnickten, mit dem Beschlussvorschlag mit einem blauen Auge davon.

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