Umstrittenes Kleingeld EU-Kommission will Centmünzen abschaffen – in Kleve scheiterte der Plan schon

Kleve · Die EU-Kommission plant einem Medienbericht zufolge die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen. In Kleve am Niederrhein hatte man die Idee schon vor einigen Jahren - sie scheiterte aber krachend.

 Mit solchen Schildern wurden die Kunden in Kleve auf das Rund-Experiment hingewiesen.

Mit solchen Schildern wurden die Kunden in Kleve auf das Rund-Experiment hingewiesen.

Foto: dpa/Maja Hitij

Die Idee ist nicht neu, nun wird sie aber europaweit an hoher Stelle diskutiert: Die EU-Kommission plant der "Süddeutschen Zeitung" zufolge die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Hintergrund soll ein Bericht der Kommission von 2018 sein, wonach immer mehr Staaten mit der europäischen Gemeinschaftswährung dazu übergegangen seien, Beträge beim Einkaufen auf volle fünf Cent runden zu lassen. Anders noch in Deutschland: Hier sind die 0,99 Cent Preise noch üblich.

Die Argumente der Kommission: Das Abschaffen der Münzen spare die Herstellungskosten, die Mühe beim Zählen und den Transport. Jährliche Umfragen der Kommission hätten zudem gezeigt, „dass es heute in keinem Land mehr eine Mehrheit für die Beibehaltung dieser beiden Stückelungen gibt“

Auch in Deutschland ist die Idee, die Münzen abzuschaffen, schon mehrfach diskutiert worden. Die Grünen brachten sie vor genau einem Jahr ins Spiel. Mehrere Städte in Nordrhein-Westfalen hatten ähnliche Vorhaben, die allesamt in die Hose gingen. Viel beachtet war der Versuch der Händlervereinigung Klever Citynetzwerk (KCN), die am 1. Februar 2016, begleitet von medialem Getöse, bekannt gab, die „kleinen“ Münzen in der Kreisstadt abschaffen zu wollen.

Das Experiment sorgte in ganz Deutschland für Aufmerksamkeit. „Geehrte Kunden, wir runden“ prangte seinerzeit auf den Schildern vieler Klever Geschäfte. Es sollte jeweils auf fünf Cent aufgerundet oder eben abgerundet werden. Man versprach sich einen Erfolg, zumal ein Großteil der Klever Kundschaft aus Niederländern besteht, die dieses Verfahren von ihren heimischen Läden kennen.

Doch weit gefehlt. Vor allem deshalb, weil die Beteiligung der Klever Einzelhändler viel geringer ausfiel, als sich das Citynetzwerk erhofft hatte. Zu „Spitzenzeiten“ waren es gerade mal 68 Läden, die mit zogen. Und alle überregionalen Firmen von Kaufhof bis zu Saturn waren von vorne herein nicht im Boot – auch, weil das Runden mit deren Kassensystemen gar nicht funktioniert hätte.

Die in Kleve ansässige Hochschule Rhein-Waal wurde mit einer Untersuchung des sogenannten „Anti-Kleingeld-Plans“ beauftragt. Das Ergebnis: Die Verbraucher in der Klever City fanden zu beinahe 75 Prozent die Aktion gut oder sehr gut, aber die teilnehmenden Händler gaben an, dass die erhofften Effekte ausgeblieben waren. Weder wurde der Bargeldbestand in der Kasse abgebaut noch ließ sich der Kostenaufwand für die Einzahlung von Münzen reduzieren.

Unterm Strich stand die „Beerdigung“ des Plans bereits im Januar 2017.

Mit AFP-Material.

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