Entschärfung in Kleve Um 17 Uhr hing die Bombe am Haken

Update | Kleve · Eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist an der Wasserstraße in Kleve erfolgreich entschärft worden. Zuvor mussten 2500 Menschen evakuiert werden – der Bereich um den Blindgänger wurde in einem Radius von 350 Metern gesperrt.

Klever Innenstadt muss nach Bombenfund geräumt werden
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Klever Innenstadt muss nach Bombenfund geräumt werden

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Foto: Markus van Offern (mvo)

Punkt 17 Uhr konnten am Donnerstagnachmittag (19. Januar 2023) viele Klever erleichtert aufatmen. Das Team vom Kampfmittelräumdienst um Sprengmeister Frank Höpp aus Düsseldorf hatte ganze Arbeit geleistet und eine fünf Zentner schwere Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht. 2500 Menschen durften wieder in ihre Häuser zurück.

Der Sicherheitsbereich beträgt 350 Meter um den Fundort. Er muss geräumt werden.

Der Sicherheitsbereich beträgt 350 Meter um den Fundort. Er muss geräumt werden.

Foto: Stadt Kleve

Der eigentlichen Entschärfung war ein langer Tag vorausgegangen. Am Vormittag informierte die Stadt Kleve die Presse darüber, dass sich der Kampfmittelverdacht an der Wasserstraße bestätigt hatte und in acht Metern Tiefe ein Blindgänger liegt, der entschärft werden muss. Die Stadt zog einen Radius von 350 Metern rund um den Fundort der 250 Kilogramm schweren Weltkriegsbombe. In diesem Gebiet, das auch große Teile der Innenstadt umfasste, durfte sich später niemand mehr aufhalten.

Zunächst wurde ein rund 50 Meter im Durchmesser umfassendes Areal rund um die Bombe an der Wasserstraße in der Nähe der Stadthalle abgesperrt. Dann begannen die eigentlichen Evakuierungsmaßnahmen. In der Klever Innenstadt wurden zahlreiche Passanten und Geschäftsleute ab etwa 13.30 Uhr von durch die Stadt fahrenden Einsatzfahrzeugen von Polizei und Feuerwehr überrascht. Per Durchsage ordneten die Einsatzkräfte an, den Bereich umgehend zu verlassen. „Achtung, Achtung! Im Bereich Wasserstraße wird am Nachmittag eine Bombe entschärft. Verlassen Sie umgehend die Wohnungen und Geschäfte und bringen Sie sich in Sicherheit“, schallte es durch die Große Straße. Händler holten eilig Werbetfafeln hinein und schlossen ihre Läden ab. Wer jetzt nicht wusste wohin, für den hatte die Feuerwehr Hilfe parat: Bei Bedarf sollten sich Bürger, die nicht in ihre Wohnungen zurück können, zur Realschule in Kellen oder zur Mehrzweckhalle in Materborn begeben.

Zwei Klever, die von dem Angebot Gebrauch machten, sind Ruth und Norbert Wemmer. Sie waren bis zur Mittagszeit mit ihrem Hund im Reichswald spazieren. Als sie wieder in ihre Wohnung in der Schwanenstraße wollten, wurden sie von Polizisten abgefangen. Alles Bitten half nichts, sie durften nicht hinein. Also machte sich das Ehepaar mitsamt Hund auf den Weg zur Mehrzweckhalle an der Dorfstraße. Der Fachbereich Sicherheit und Ordnung versorgte die Ausgesperrten dort mit Kaffee und Pralinen, was diese dankbar annahmen. „Das ist alles halb so schlimm. Man denke nur mal an die armen Menschen in der Ukraine, die in U-Bahn-Stationen vor den russischen Bomben Schutz suchen müssen“, sagte Ruth Wemmer.

Die Evakuierungsmaßnahme lief insgesamt sehr geordnet ab. 2500 Klever mussten ihre Wohnungen zeitweilig verlassen, hinzu kam die Innenstadt, die zu großen Teilen geräumt werden musste: Auch in den Geschäften und auf der Großen Straße durfte sich bis zur Entschärfung gegen Abend niemand mehr aufhalten.

Nur um die Mittagszeit kam es an einigen Punkten zu hektischen Szenen und längeren Staus. Am Marktplatz Linde etwa trafen offenbar Autofahrer, die von der Mittagspause kamen, auf jene, die ihre Wohnungen verlassen mussten und zu Bekannten fuhren, um dort Unterschlupf zu finden. Gegen 14 Uhr begann dort ein lautes Hupkonzert, weil der Kreuzungsbereich verstopft war. Nach einiger Zeit entspannte sich die Lage aber wieder.

Gegen 16.30 Uhr war von der Stadt zu hören, dass die Evakuierungsmaßnahmen abgeschlossen sind. Sprengmeister Frank Höpp konnte mit seiner Arbeit beginnen. „Zunächst ging es darum zu ermitteln, welcher Art der Zünder ist. Schnell war klar, dass es sich um einen Langzeitzünder handelte“, erläuterte Höpp kurz nach der Entschärfung. Gegen 16.45 Uhr signalisierte eine leise Detonation, dass die Ratschenklemmen den Zünder freigelegt hatten. Um kurz vor 17 Uhr war dann ein lauter Knall zu vernehmen – der Zünder war gezogen und gesprengt worden. Das Resümee des erfahrenen Sprengmeisters: „Das war ein unproblematischer Einsatz.“ Es wird bestimmt nicht sein letzter in Kleve gewesen sein.

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