Kleve Wenn die Sonne dem Mond begegnet

Kleve · Am Café im Gärtchen erinnert eine Skulptur an den in Keeken geborenen Bildhauer Pierre Theunissen.  Waltraud und Dieter Euwens haben die Arbeit dort aufgestellt.

Eine Skulptur erinnert an den Künstler Pierre Theunissen.

Eine Skulptur erinnert an den Künstler Pierre Theunissen.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wenn Pierre Theunissen im fernen Frankreich seiner Passion nachging und alte Metallkessel mit einem Vorschlaghammer  bearbeitete, hallten die Schläge im ganzen Tal von Grasse wider. Hartes Material hatte es ihm angetan – aus Palmholz schnitzte er weiche Figuren, dem störrischen Stahl brachte er Bewegung bei. Der Klang des Stahls war der Klang von „l’artiste“, wie die Franzosen Pierre Theunissen nannten, der dort längst seine Heimat gefunden hatte. Und seine erste Heimat, den Niederrhein, besuchte er regelmäßig. Auch hier ist seine Kunst in den Museen oder Kirchen präsent. Theunissen starb im vergangenen Jahr fast 90-jährig in Grasse.

Jetzt haben Waltraud und Dieter Euwens dem Bildhauer ein Andenken geschaffen: Sie stellten vor ihrem Hof, dem Café im Gärtchen, eine seiner Skulpturen auf. Es ist eine der Stahl-Arbeiten, die jetzt direkt vor dem Eingang des Cafés im Gärtchen in Keeken steht: „Wenn die Sonne dem Mond begegnet“ titelt das Werk geradezu lyrisch. Auf einem starken, mittig kreisrund durchbrochenen Träger steht ein System aus Stahlbändern wie eine Planetensystem, dessen Bahnen um eine imaginäre Mitte kreisen. Hier können sich tatsächlich Mond und Sonne begegnen. Das Werk scheint wie gemacht für den Ort, die Planetenbahnen stehen vor dem hohen Himmel, man blickt im Hintergrund auf eine weite Wiese hinter dem Deich, auf der einzelnen Bäume stehen. Die Skulptur reiht sich geradezu zwischen die Bäume.

Die mit den Daten des Künstlers und dem Titel versehene Platte liegt noch bei Euwens zuhause auf dem Tisch, soll in den nächsten Tagen angebracht werden. Die Skulptur selbst ist auf zwei Betonfundamente gesetzt, die ihr den richtigen Halt geben. Dieter Euwens hat sie aufgestellt, abgeholt haben sie die beiden Kunstsammler aus einem Depot von Schloss Moyland, wo sie seit der großen Theunissen-Ausstellung im Schloss im Jahr 2008 stand.

Seit 40 Jahren begleiten die beiden Keekener den Weg des Künstlers und sammeln Werke von ihm. In Absprache mit Jeanine Einaudi, seiner Witwe, sollten die beiden wie von Theunissen bei einem Besuch angekündigt, eine Arbeit aussuchen. Zusammen mit Barbara Strieder vom Museum Schloss Moyland fuhren sie raus. Zusammen fand man „Wenn die Sonne dem Mond begegnet“.

Nach kleineren Restaurierungsarbeiten wurde das Werk aufgestellt. Jetzt erinnert sie neben dem Café im Gärtchen an den Künstler, der in Keeken geboren wurde, in Kellen aufwuchs und in die Lehre ging und der als Jugendlicher beschloss, Bildhauer zu werden. Ein Traum, der sich erfüllte: Er studierte in Düsseldorf und von 1956 bis 1958 in Berlin bei Hans Hartung. Dann ging er nach Paris, wo er den Klever Fotografen Willy Maywald traf, der ihn nach Grasse einlud. Hier begegnete Theunissen Yves Klein, Jean Tinguely, Arman, nicht zuletzt Picasso. Dann Chagall und Jeanine Enaudi, die er 1963 heiratete. Bis zu seinem Tod lebte und arbeitete er zwischen Grasse und Cannes.

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