Gemeinsames Lernen Kinder mit Förderbedarf sollen zur Gesamtschule

Kempen · Auch die Kempener Gesamtschule wird vorrangige Einrichtung des gemeinsamen Lernens. Die Politik ist nicht begeistert.

 Gemeinsamer Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern soll künftig schwerpunktmäßig an der Gesamtschule stattfinden.

Gemeinsamer Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern soll künftig schwerpunktmäßig an der Gesamtschule stattfinden.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Gesamt­schule wird zum Schuljahr 2019/2020 dauerhaft die Schule sein, an der gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Förderbedarf stattfindet. Das ergibt sich aus einem Erlass der NRW-Landesregierung vom Oktober 2018, mit dem die Inklusion an den weiterführenden Schulen neu geregelt wird. In Kommunen, die eine Gesamtschule haben, sollen behinderte und nicht-behinderte Kinder künftig an dieser Schulform gemeinsam unterrichtet werden. Die Gymnasien sind vom neuen Schuljahr an bei der Beschulung von Kindern mit Förderbedarf weitgehend außen vor. Sie sollen in erster Linie auf das Abitur vorbereiten.

Diese Neuregelung ist im Kempener Stadtrat zuletzt nicht gerade auf ungeteilten Beifall gestoßen. Vor allem die Grünen kritisieren die Änderung. Die Linke befürchtet, dass die Gesamtschule zur Förderschule degradiert wird. Das von der früheren rot-grünen Landesregierung entwickelte Konzept des gemeinsamen Lernens von Kindern mit und ohne Förderbedarf an allen weiterführenden Schulen werde mit dem neuen Erlass komplett zurückgedreht, kritisierte die Grünen-Stadtverordnete Monika Schütz-Madré wiederholt.

Aus Sicht der Gesamtschule hat sich das gemeinsame Lernen bewährt, so Schulleiter Uwe Hötter. Es habe sich als gewinnbringend für alle Schüler erwiesen. Derzeit gibt es in den Jahrgängen fünf bis sieben der Gesamtschule jeweils eine Lerngruppe, in der fünf oder sechs Kinder mit einer Lernbehinderung zieldifferent gemeinsam mit anderen Kindern gefördert werden. In diesen Gruppen wird nach Ansicht von Hötter – auch durch die Einrichtung von zahlreichen Doppelbesetzungen beim Lehrpersonal – erfolgreich gearbeitet. Die drei Förderpädagogen der Kempener Gesamtschule sind in den jeweiligen Tandems auch Klassenlehrer. Auch wenn derzeit noch nicht abschließend feststeht, wie die Förderung der behinderten Kinder an der Gesamtschule ablaufen soll, will sich Schulleiter Hötter mit seinem Team weiterhin der Aufgabe des gemeinsamen Lernens stellen. Allerdings fehlen der Schule entsprechende Unterrichtsräume und Ausstattungen. Zudem benötigt die Gesamtschule „dringend mehr sonderpädagogische Fachkräfte und weitere Helfer sowie aufeinander abgestimmte Helfersysteme“, so Hötter in einer Stellungnahme an Schuldezernent Michael Klee und Bürgermeister Volker Rübo im Rahmen eines Anhörungsverfahrens der weiterführenden Schulen zum gemeinsamen Lernen zur Ratssitzung kurz vor Weihnachten 2018.

Die Gesamtschule wird zum neuen Schuljahr drei Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf pro Eingangsklasse aufnehmen. Da dann voraussichtlich wieder sechs Eingangsklassen gebildet werden, könnte die Gesamtschule also 18 Förderschüler aufnehmen. Sollte der Bedarf größer sein, werden zusätzliche Plätze am Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) in Kempen eingerichtet. Das hat die Bezirksregierung so verfügt. Kinder, die körperbehindert sind, aber eine Empfehlung fürs Gymnasium haben, sollen auch künftig dorthin wechseln können.

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