725 Jahre Stadt Kempen Von der Mark „Campunni“ zur Machtzentrale des Mittelalters

Kempen · Diese Mark Campunni, die Karl der Große seiner geliebten Tochter Bertha geschenkt hatte, war zunächst Reichsgut gewesen, das heißt, sie wurde als Besitz des fränkischen Reiches von dessen jeweiligem Herrscher verwaltet.

Als Bertha ohne Erben starb, ging sie wieder an die fränkischen Herrscher zurück. Wie umfangreich sie war, das hat vor mehr als einem halben Jahrtausend ein Kempener Stadtsekretär – sozusagen ein Amtsvorgänger des heutigen Ersten Beigeordneten Hans Ferber – mit Hilfe älterer Unterlagen zu Papier gebracht. Heinrich to Wege hieß der verdienstvolle Mann, der zwischen 1421 und 1441 eine ganze Reihe von Rechtsgutachten, damals „Weistümer“ genannt, zu einer Sammlung des Kempener Ortsrechts zusammenstellte. Nach der Farbe ihres Einbands aus rotem Saffianleder wird sie das „Rote Buch“ der Stadt Kempen genannt. Bei Kriegsende wurde sie 1945 von souvenirhungrigen amerikanischen Besatzungssoldaten außer Landes gebracht. Das „Rote Buch“ kehrte 2001 aus den USA nach Kempen zurück. Bereits 1984 konnte die Stadtrechtsurkunde aus den USA wieder ins Kempener Stadtarchiv zurückgebracht werden.

Aus der Beschreibung des Roten Buches ist zu erschließen, dass zum ältesten Kempener Herrschaftsbereich Gebiete gehörten, damals nur dünn besiedelt, die sich später, als ihre Bevölkerung zunahm, zu eigenen Verwaltungsdistrikten entwickelten und aus dem Verbund mit Kempen ausschieden: im Westen die Gebiete von Oedt und Anrath, im Süden das spätere Willich, im Osten Hüls, wahrscheinlich auch Krefeld. Im Norden reichte dieser Verwaltungsverband bis auf das heutige Straelener Gebiet, bis zum Haus Caen. Dieser ganze Distrikt unterstand nach Aussage des Roten Buches dem Kempener Gericht. Der letzte Nachbarort, in dem die Kempener Schöffen Gericht über die dortigen Einwohner hielten, war im 15. Jahrhundert Wachtendonk. Nur zu Tönisberg besteht keine historische Verbindung, gehörte es doch zur Vogtei Geldern.

Die Kirchen, die in diesem großräumigen Bezirk lagen, hatten ihre Mutterpfarre offensichtlich in Kempen. Anrath bekam erst 1010 eine eigene Pfarrkirche, Willich wohl schon vor 1000 nach Christus. 1380 wurde südöstlich von Kempen eine Kapelle für den heiligen Antonius gebaut, 1446 im Nordosten eine für St. Hubertus; beide waren zunächst Kempen unterstellt. Aus ihnen gingen die Pfarrkirchen von St. Tönis und St. Hubert hervor.

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