Engagement in Kamp-Lintfort So hilft die Stadt ukrainischen Flüchtlingen

Kamp-Lintfort · Die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge wächst täglich. Die Verwaltung in Kamp-Lintfort setzt auf Unterbringungsmöglichkeiten, koordiniert Kita- und Schulbesuch. Unterstützung kommt durch das Netzwerk über CEC-Connect und private Initiativen in der Stadt.

 Der Verein CEC-Connect unterstützt die Stadtverwaltung, indem er Hilfsangebote koordiniert.

Der Verein CEC-Connect unterstützt die Stadtverwaltung, indem er Hilfsangebote koordiniert.

Foto: ja/Arnulf Stoffel (ast)

In der vergangenen Woche zählte die Stadt Kamp-Lintfort noch 229 geflüchtete ukrainische Menschen. „Darunter haben wir 80 Kinder“, sagt Christoph Müllmann, Erster Beigeordneter. „Die Zahl ist steigend. Zu uns kommen Menschen, die bei uns Verwandte oder Freunde wohnen haben“, erklärt Müllmann. Vieles werde privat organisiert. Zusätzlich hat das Team des Sozialamts eine 24-stündige Rufbereitschaft inklusive Wochenendeinsatz, „weil die Flüchtlinge oft nachts ankommen.“ Um ausreichende Unterkünfte zu schaffen, soll nun ein Containerdorf aufgebaut werden mit 100 Plätzen.

40 weitere Plätze bietet die Islamische Gemeinschaft am Drehmannshof. „Unsere Mitarbeiter stehen vor enormen Belastungen und leisten viel. Uns geht es bei der Betreuung der Kinder und Jugendlichen darum, sie so schnell wie möglich in Kitas und Schulen unterzubringen. Die Lage ist schwer planbar und in der derzeitigen Situation nur von Tag zu Tag möglich“, sagt Christoph Müllmann. Der Beigeordnete geht davon aus, dass entsprechende Zuweisungen über Land und Bund folgen werden. Die Nachfrage nach VHS-Deutschkursen sei entsprechend groß.

Neben der Frage zur Unterbringung stehen andere Herausforderungen an, wie die nötigen Corona-Impfungen nachzuholen. In der Ukraine lag der Impfstatus bei 20 Prozent. Verwaltungstechnisch ist einer der nächsten Schritte, für die Flüchtlinge über das Sozialamt Asylbewerberleistungen zu beantragen, ein Behördenweg, der sofort möglich sei und funktioniere, wie der Sozialdezernent betont.

Dass Kamp-Lintforter den ukrainischen Gästen helfen wollen, sei nur zu verständlich und menschlich, habe aber auch seine Tücken, betont er. „Daher lautet unsere Bitte, nicht auf eigene Faust zu handeln, sondern auf bewährte örtliche Strukturen und Koordinierungshilfen zu vertrauen, um eine eigene Überforderung zu vermeiden. Wir haben bereits solche Situationen erlebt.“ Wesentliche Unterstützung kommt aus der Kamp-Lintforter Bürgerschaft, beispielsweise durch die Bereitstellung von separatem Wohnraum. „Wir erleben ein gut aufgestelltes Netzwerk mit entsprechender Erfahrung und Struktur“, so Müllmann.

Zum Netzwerk gehört unter anderem Familie Bieker, die ganz vorne tatkräftig mitarbeitet und eng mit dem Verein CEC-Connect an der Moerser Straße zusammenarbeitet. Praktische Erfahrung hat der Vereinsvorstand, Jennifer und Rainer Klotz, bereits durch syrische Flüchtlinge bei den Themen Unterkunft, Integration und Aufarbeitung der Flucht gesammelt und kann auf bewährte Strukturen zurückgreifen. So haben Irrwege und falsche Informationen keine Chance. Die professionelle Koordination von Hilfe sei sehr wichtig, sagt das Ehepaar.

„Daher war klar, dass wir uns als Verein mit unseren Strukturen einbringen. Probleme und Sorgen der Flüchtlinge sind gleich. Der Austausch mit der Stadt ist total stark“, sagt Rainer Klotz. Das Vereinsladenlokal ist zum Ankommertreff für ukrainische Familien geworden, wo Kinder und Jugendliche sich treffen, spielen können, während sich Eltern um nötige Informationen kümmern oder sich mit Bekannten treffen. „Wir haben Unterstützung von Menschen, die ukrainisch sprechen und übersetzen“, sagt Jennifer Klotz. Auch werden im Ankommertreff Sim-Karten kostenfrei ausgegeben, „damit das Datenvolumen, beispielsweise für den ukrainischen Online-Unterricht in der Heimat, reicht“, erklärt ihr Mann Rainer Klotz.

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