Konzertabend in Kamp-Lintfort Begeisterter Applaus für Justus Frantz

Kamp-Lintfort · Einer, wenn nicht gar der bekannteste Pianist Deutschlands, war am Sonntag in der Kamp-Lintforter Christuskirche zu Gast. Die Zuhörer erlebten sogar eine Premiere.

 Ein Handy auf dem Flügel, Turnschuhe zum Anzug: Justus Frantz begeisterte die Zuhörerschaft in der Christuskirche durch seine Nahbarkeit.  Foto: Norbert Prümen

Ein Handy auf dem Flügel, Turnschuhe zum Anzug: Justus Frantz begeisterte die Zuhörerschaft in der Christuskirche durch seine Nahbarkeit. Foto: Norbert Prümen

Foto: Norbert Prümen

Justus Frantz hat das Talent und die Mission, klassische Musik einem breiten Publikum zugänglich zu machen. 1986 initiierte der heute 77-Jährige das Schleswig-Holstein Musik Festival, dessen Intendant er neun Jahre lang war und das er zu einem der größten Musikfestivals der Welt gemacht hat. Bekannt wurde er auch in der ZDF-Sendung „Achtung! Klassik“, für die er mit mehreren Fernsehpreisen ausgezeichnet wurde. Sympathisch und nahbar präsentierte er sich auch dem Kamp-Lintforter Publikum. Er trat in Turnschuhen an den schwarzen Flügel, da gerade das Licht ausgegangen war und er die richtigen Schuhe nicht gefunden habe. Man solle sich nicht wundern, dass er ein Handy auf dem Flügel liegen habe. Er wolle die Zeit stoppen, denn dieses Programm habe er so noch nie gespielt und er wolle doch dem Publikum eine Pause gönnen.

Anders, als angekündigt war, spielte Frantz ein Programm mit Stücken von Mozart, Chopin und Brahms. Die rund 100 Besucher, die in Erwartung von Debussy und Bach gekommen waren, schienen nicht enttäuscht, im Gegenteil. Die A-Dur-Sonate von Mozart sage unglaublich viel über den Komponisten aus, erzählte Frantz. Mozart habe das Stück nach dem Tod der Mutter im Jahr 1778 geschrieben und man könne die Traurigkeit trotz aller Leichtigkeit deutlich heraushören. „Wenn Mozart lächelt, fällt auch immer irgendwo ein Träne“, erläuterte Frantz. Mozart schaffe es, selbst in der Tonart Dur eine Tiefe zu verschlüsseln. Er selbst könnte inzwischen sozusagen Eiserne Hochzeit mit dem Stück feiern, denn er spiele es schon, seit er sechs Jahre alt ist. Das Stück mit seinen fröhlich-hüpfenden, dramatischen und traurigen Variationen über das Thema weckte durch das Spiel von Justus Frantz lebendige Assoziationen.

Mit dem Türkischen Marsch, der darauf folgte, brachte der Pianist ein weiteres bekanntes Stück von Mozart zum Vortrag. Darauf folgte ein Block mit dem Komponisten Frederic Chopin. Nach Etitüden und einer Nocturne präsentierte Frantz mit der „Kahnfahrt“ ein Stück, das er bisher nicht im Repertoire gehabt habe.

„Ich habe die Corona-Zeit und die Absage von 140 Konzerten genutzt, um ein neues Stück zu lernen“, sagte Frantz, der alle Werke auswendig spielte. Eine Premiere, und das in Kamp-Lintfort, das war schon etwas Besonderes! In der Pause lud der Pianist ein, seine CDs zu kaufen und damit für einen guten Zweck zu spenden. Frantz engagiert sich für junge Musiker und fördert deren Talent. In Corona-Zeiten sei es dramatisch gewesen, wie junge Leute, die ihr Leben der Musik verschrieben haben, nicht hätten auftreten und Geld verdienen können.

Mit den Einnahmen wolle er diese Not lindern, so Frantz. „Wenn Sie möchten, bekommen Sie auch ein Autogramm.“ Die Chance ließen sich viele Besucher nicht entgehen und genossen danach im zweiten Teil die „Händel-Variationen“ von Johannes Brahms, die das Wunderbarste seien, das Brahms für Klavier geschrieben hat. Nach dem kraftvollen Vortrag spendete das Publikum einen begeisterten Schlussapplaus.

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