Tagebauschmutz in Hochneukirch Tagebau-Dreck belastet Hochneukircher

Jüchen · Seit dem Orkan „Sabine“ lagern sich besonders viel Sand und Kohlestaub nicht nur außen um die Häuser herum ab. Der feine Staub drang auch in die Innenbereiche der Häuser, die an den Tagebau Garzweiler angrenzen.

 Margret Granderath aus Hochneukirch muss täglich den Schmutz, der vom Tagebau herüberweht, wegkehren.

Margret Granderath aus Hochneukirch muss täglich den Schmutz, der vom Tagebau herüberweht, wegkehren.

Foto: Gundhild Tillmanns

Nach dem Sturm ist vor dem Sturm, doch der Schmutz und Staub, der aus dem Tagebau Garzweiler herüberweht, belastet die Bürger in Hochneukirch ebenso wie der Lärm an jedem Tag und zu jeder Jahreszeit. Allerdings lagerten sich seit dem Orkan „Sabine“ besonders viel Sand und Kohlestaub nicht nur außen um die Häuser herum ab, der feine Staub drang auch in die Innenbereiche der Häuser, die an den Tagebau angrenzen.

Darüber beschwerten sich gleich mehrere Bürger bei unserer Zeitung, aber auch bei Gerolf Hommel. Selbst Anwohner in Tagebaunähe, sind für den FWG-Fraktionsvorsitzenden die Schmutz- und Lärmbelastungen aus dem Tagebau ein Dauerbrenner bei seinen Anfragen und Anträgen im Stadtrat und in den Fachausschüssen. Doch selbst Hommel kapituliert, zumindest vorerst, vor den stets gleich oder ähnlich lautenden Antworten des Tagebaubetreibers RWE.

Auch der Bürgermeister hatte bereits eine Stellungnahme von RWE zu Lärm- und Schmutzbelastungen am Tagebaurand in Hochneukirch eingeholt und dem Fachausschuss vorgelegt. Auf Nachfrage unserer Redaktion heißt es jetzt bei RWE auch im Rückblick auf den Orkan vom vergangenen Wochenende: „Gegen einen Orkan und orkanartige Windböen ist der Tagebau machtlos – so wie alle anderen auch, die sich etwa um die Stabilität von Bäumen, Dächern, Verkehrsschildern und Baugerüsten kümmern müssen“, sagt ein Sprecher des Energieversorgungskonzerns.

Der aufgewirbelte Staub, der aus dem Tagebau in die Nachbarschaft getragen werde, sei ärgerlich und ein Sauberkeits-, aber kein gesundheitliches Problem. „Das Feinstaub-Thema haben die Tagebaue seit einiger Anstrengungen, die die klassische Staubbekämpfung verstärken, im Griff“, betont der RWE-Sprecher und führt als Beispiele die Nebelmaschinen an, die etwa am Bandsammelpunkt des Tagebaus Hambach zusätzlich zu den vorhandenen Beregnungsanlagen aufgestellt worden seien, wo auch die Straßenreinigung permanent durchgeführt werde.

Doch die Berieselungsanlagen, die es am Tagebau Garzweiler gibt, halten die Bürger in Hochneukirch für absolut unzureichend. So schimpft Heinrich Müller aus der Gartenstraße wörtlich: „Diese Pissröhrchen, die die da aufgestellt haben, halten den Dreck überhaupt nicht ab.“ Müller wohnt seit 50 Jahren an der Gartenstraße, hat daher lange Zeit die Belastungen durch den Tagebau erlebt. So schlimm wie in den vergangenen ein bis zwei Jahren sei es aber noch nie gewesen, klagt der Bürger. Es sei im Sommer schlichtweg nicht mehr möglich, sich ins Freie zu setzen: „Die Tischdecke ist dann in kurzer Zeit voll mit schwarzem Staub“, sagt er. Und obwohl sein Haus normal isoliert sei, dringe der Tagebaustaub sogar ins Innere. „Überall, auch im Schlafzimmer, lagert sich der schwarz-graue Staub aus dem Tagebau ab. Man muss täglich putzen“, sagt Müller.

Diese Erfahrung macht auch Margret Granderath aus der Birkenallee. Die heute 89-Jährige lebt seit 1959 in ihrem Haus, das auch bereits Mauerrisse durch Erschütterungen aus dem Tagebau aufweise, wie sie sagt. Das aktuelle Ärgernis sei aber nicht nur durch den vergangenen Sturm eine stetige Zunahme von Schmutz und Lärm. Auch sie könne sich bei gutem Wetter nicht mehr in ihrem Garten aufhalten, seitdem dies auch der Lärm der neuen Autobahn in Sichtweite hinterm Haus unmöglich mache. Zudem lagere sich täglich neu der dunkle Kohlestaub außen wie auch innen an den Fensterrahmen ab. Und auch Mengen von Sand werden laut Margret Granderath bei entsprechender Windrichtung aus dem Tagebau bis vor ihr Haus geweht.

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