Wie entsteht eigentlich ein Orkan?
Auslöser für einen Orkan im eigentlichen Sinne sind in der Regel außertropische Tiefdruckgebiete. Betrachtet man das Wetter in Europa, bilden sich insbesondere im Herbst und im Winter starke Tiefdruckgebiete über dem Nordatlantik in der Nähe von Island. Diese Region wird auch als „Wetter-Küche“ Europas bezeichnet. „In der kalten Jahreszeit sind die Temperaturunterschiede zwischen der Polarregion und dem zumeist noch sommerlich warmen Gebiet um die Kanarischen Inseln besonders groß“, erklärt Andreas Friedrich, Tornadobeauftragter des Deutschen Wetterdienstes. „Wenn diese unterschiedlich temperierten Luftmassen aufeinandertreffen, können starke Tiefdruckgebiete entstehen.“ Bei Windgeschwindigkeiten ab Stärke 8 Beaufort, also mindestens 62 Stundenkilometern, sprechen Wetter-Experten von einem Sturmtief.
Werden Windgeschwindigkeiten von mehr als 11 Beaufort, also mindestens 103 Stundenkilometern, ermittelt, handelt es sich um ein Orkantief. Dieses zeichnet sich nicht nur durch stürmische Winde, sondern auch extrem niedrigen Luftdruck im Kern des Tiefdruckgebiets aus.
Wie entstehen Orkane in Deutschland?
Im Herbst und Winter entstehen aufgrund der großen Temperaturunterschiede zwischen der Polarregion und den südeuropäischen oder tropischen Gefilden häufig starke Tiefdruckgebiete über dem Nordatlantik in der Nähe von Island. „Aufgrund der Westwinde bewegen sich diese Tiefs häufig in Richtung des europäischen Festlandes“, weiß Wetter-Experte Andreas Friedrich. Die Folgen hängen dann von der genauen Zugbahn des Sturmtiefs ab. „Oftmals ziehen die Tiefdruckgebiete über Skandinavien, und Deutschland gerät in ein Starkwindfeld am Rande des Tiefs.“ Das kann dann zu starken Winden führen, die auch in Deutschland Orkanstärke erreichen können. Wird die Windstärke 12 auf der Beaufortskala, also mindestens 118 Stundenkilometer, erreicht, spricht man von einem Orkan. Bei Windstärke 11, also ab 103 km/h, handelt es sich um einen orkanartigen Sturm.
Orkane oder schwere Stürme treten zumeist an den Küsten von Nord- und Ostsee auf. Auf dem Festland werden entsprechend hohe Windgeschwindigkeiten zumeist nur auf Berggipfeln oder Hügeln erreicht. Ausnahmen wurden in der deutschen Wetter-Geschichte jedoch immer wieder aufgezeichnet. Berühmte Beispiele für besonders verheerende Orkane sind der Weihnachtssturm Lothar im Jahr 1999 und Kyrill im Jahr 2007. Im Sommer gibt es deutlich weniger schwere Stürme in Deutschland. „Der Grund liegt darin, dass sich die Polargebiete in dieser Zeit ebenfalls erwärmen und der Temperaturunterschied der Luftmassen über dem Nordatlantik nicht so ausgeprägt ist, wie im Winter“, erklärt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. „Daher bilden sich im Sommer keine so starken und großräumigen Tiefdruckgebiete, und wir bleiben im Sommerhalbjahr zumeist von Stürmen verschont.
Was ist der Unterschied zwischen Orkan und Hurrikan?
Als Orkantiefs werden in der Regel außertropische Tiefdruckgebiete bezeichnet, die in den nördlichen Breiten fernab der Tropen entstehen und schwere Stürme, also Orkane, mit sich bringen. Bei einem Hurrikan hingegen handelt es sich um eine von mehreren Bezeichnungen für einen tropischen Wirbelsturm, der mindestens die Windstärke 12 auf der Beaufortskala und damit eine Orkanstärke erreicht. „Diese tropischen Wirbelstürme können sich über Meeresgebieten bilden, wenn der Ozean mehr als 26 Grad Wassertemperatur aufweist“, erklärt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. „Die Hurrikansaison im Nordatlantik beginnt daher im Mai oder Juni und dauert bis zum November.“
Die tropischen Wirbelstürme entstehen in der Passatwindzone über dem Meer. Bei ausreichend hoher Temperatur der Meeresoberfläche verdunstet Wasser in großen Mengen und führt zu starker Wolkenbildung. Durch diese Kondensation wird Energie in Form von Wärme freigesetzt, und es bilden sich sehr hoch reichende Wolken. Über dem Ozean entsteht ein Unterdruck und weitere feuchte Luft strömt nach. So bildet sich oberhalb der Wolken eine Zone mit hohem Luftdruck, es kommt zu großflächigen Wirbeln. Bewegt sich ein Hurrikan auf Land zu, gelangt deutlich trockenere Luft in das System und der Sturm flaut langsam ab. Aufgrund seiner Energie kann der Tropensturm jedoch nicht nur an der Küste, sondern auch im Landesinneren schwere Schäden anrichten.
Im Nordatlantik werden die tropischen Wirbelstürme auch Hurrikan genannt. Sie entstehen zumeist im Gebiet der Karibik oder am Golf von Mexiko. Im Pazifik rund um Japan wird die Bezeichnung Taifun verwendet. Diese Stürme stellen eine große Gefahr für die Schifffahrt auf dem Nordwestpazifik dar und gehen oftmals mit Wellenhöhen von über zehn Metern einher. Im Indischen Ozean und in der Südsee wird der Begriff „Zyklon“ angewendet, in Nordaustralien spricht man von „Willy-Willy“. Alle diese Bezeichnungen für die tropischen Wirbelstürme gelten erst ab tropischer Orkanstärke.
Was ist schlimmer ein Tornado oder ein Orkan?
Ein Tornado ist im Vergleich zu einem Orkan ein ganz anderes Phänomen der Meteorologie. „Sie finden sehr kleinräumig statt und haben oftmals einen Durchmesser von mehreren Dutzend bis einige hundert Meter“, erklärt Andreas Friedrich. „Ein Tornado hält nur einige Minuten bis maximal wenige Stunden an.“ Der Windwirbel um eine senkrechte Achse entsteht unter anderem aufgrund von starken Änderungen der Windrichtung und –geschwindigkeit unterhalb der Wolke. Wenn die Luft aufsteigt, wird durch Kondensationswärme und vertikal unterschiedliche Winde eine rotierende Luftsäule erzeugt. Oftmals bilden sich Tornados über Wasserflächen, wenn sie jedoch an Land entstehen, werden sie schnell zur tödlichen Gefahr. Die Windgeschwindigkeiten in einem Tornado können bis zu 500 Stundenkilometer betragen, die zu extremen Zerstörungen führen können. Sogar extrem schwere Gegenstände wie Eisenbahnlokomotiven können dann durch die Luft gewirbelt werden.
Die Stärke eines Tornados wird mit der Fujita-Skala definiert, die in 13 Stufen von F0 bis F12 reicht. Die stärkste bisher gemessene Klasse ist F5 mit Windgeschwindigkeiten über 500 km/h. Besonders verheerende Tornados entstehen in Verbindung mit Superzellen, als mächtige Gewittergebilde. Sie treten insbesondere im Mittleren Westen der USA in der sogenannten Tornado-Alley auf, wo häufig trocken-kalte Luft aus dem Norden auf feuchtwarme Luft aus dem Golf von Mexiko trifft.
In Mitteleuropa sind Tornados seltener, und so werden in Deutschland rund 30 bis 80 Tornados pro Jahr nachgewiesen. „Es handelt sich um ein schwieriges Wetterphänomen, da es plötzlich auftritt und die mittlere Vorwarnzeit daher nur bei etwa 13 bis 15 Minuten liegt“, betont Andreas Friedrich. „Die Menschen im Mittleren Westen beispielsweise werden schon als Schüler auf die Sirenen hingewiesen und begeben sich bei einem Warnsignal umgehend in Schutzräume.“ In Deutschland treten Tornados deutlich seltener auf, doch auch hierzulande können sie große Schäden verursachen und Menschenleben fordern.
Ein Orkan hingegen ist ein großräumiges Wetterphänomen, das sehr gut vorhergesagt werden kann. Frühzeitig können die Menschen gewarnt werden und sich in Sicherheit begeben. Die hohen Windstärken können jedoch ebenfalls große Schäden zur Folge haben und zu Sturmfluten in Küstengebieten führen.
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