Hückeswagen/Radevormwald bleiben „Einfallstore“ für Biker Corona senkt die Unfallzahlen

Oberberg/Hückeswagen/Radevormwald · Bei der Vorstellung der Verkehrsstatistik für 2021 in Oberberg wurden einige positive Entwicklungen angesprochen. Für Hückeswagen und Radevormwald aber bleiben weiterhin vor allem die auswärtigen Motorradfahrer ein Problem.

 Anfangs einer leichten Linkskurve war am 3. September eine Wipperfürtherin auf der B 483 zwischen Reinsbach und Buchholz aus ungeklärten Gründen mit ihrem Opel frontal gegen einen Baum am Straßenrand geprallt und auf die Fahrbahn zurückgeschleudert worden. Die 39-Jährige wurde bei dem Unfall schwer verletzt.

Anfangs einer leichten Linkskurve war am 3. September eine Wipperfürtherin auf der B 483 zwischen Reinsbach und Buchholz aus ungeklärten Gründen mit ihrem Opel frontal gegen einen Baum am Straßenrand geprallt und auf die Fahrbahn zurückgeschleudert worden. Die 39-Jährige wurde bei dem Unfall schwer verletzt.

Foto: Stephan Büllesbach

Es sind erfreuliche Zahlen, auch wenn hinter einigen von ihnen viel menschliches Leid steht. Etwa bei den 13 Verkehrstoten, 237 Schwer- und 613 Leichtverletzten auf Oberbergs Straßen im vorigen Jahr. So präsentierte Landrat Jochen Hagt als Chef der oberbergischen Polizei bei der Verkehrsstatistik für 2021 viele rückläufige Entwicklungen. Er machte aber auch deutlich, dass die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr für ein verändertes Verhalten gesorgt hatte. Das bestätigte auch der Erste Polizeihauptkommissar Michael Greb: „Viele Fahrten hatten sich 2021 durch den Lockdown erübrigt, etwa zur Gastronomie und zum Einzelhandel, aber auch zur Arbeit, weil viele im Homeoffice gearbeitet haben“, berichtete der neue Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizeibehörde. Das habe die Anzahl der Verkehrsteilnehmer reduziert. Und damit letztlich offenbar auch die der Unfälle (von 6800 in 2021, was auch schon wenig war, auf 6562). Überhaupt liegt die Gesamtunfallzahl 2021 um 15 Prozent unter dem Mittelwert der Jahre 2016 bis 2021. Auch waren im zweiten Coronajahr „nur“ 863 Menschen im Straßenverkehr verunglückt. „Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so wenige geben wird“, gab sich Greb überrascht.

Das Hauptproblem bleiben laut Hagt die schweren Unfälle auf den Straßen außerorts. „Hier wird teils leichtsinnig gefahren“, betonte der Landrat und verwies dabei auch auf eigene Beobachtungen. So starben elf der 13 getöteten Unfallopfer allein auf oberbergischen Landstraßen (s. Info-Kasten). Ihre Zahl hatte sich zu 2020 zudem um sechs erhöht und damit fast verdoppelt.

 Bei einem Unfall am 8. August auf der B 237 in Westenbrücke wurde der Motorradfahrer schwer verletzt. Laut Polizebericht hatte der Hückeswagener gerade das vor ihm fahrende Auto überholt, als eine Autofahrerin von einer Grundstückseinfacht nach links auf die Bundesstraße abgebogen war.

Bei einem Unfall am 8. August auf der B 237 in Westenbrücke wurde der Motorradfahrer schwer verletzt. Laut Polizebericht hatte der Hückeswagener gerade das vor ihm fahrende Auto überholt, als eine Autofahrerin von einer Grundstückseinfacht nach links auf die Bundesstraße abgebogen war.

Foto: Polizei OBK

Was auffällt: Der Kreisnorden ist bei den Verkehrsunfällen absolute Spitze – die drei nördlichsten Städte Radevormwald, Hückeswagen und Wipperfürth stehen ganz oben. Die Hansestadt hat eine Unfallhäufungszahl (Anzahl der Unfälle hochgerechnet auf 100.000 Einwohner) von 891. Das ist zwar deutlich weniger als im Jahr zuvor (1002), aber eben doch kreisweit der höchste Wert. Direkt dahinter folgen Hückeswagen (883, + 12) und Radevormwald (864, - 18). Bei den Unfällen mit Personenschäden bilden zwar Marienheide (469) und Lindlar (415) das Spitzenduo, Hückeswagen auf Rang drei (412) liegt aber nur knapp hinter dem zweiten, und Radevormwald (364) belegt hier Rang vier.

Dass diese beiden Kommunen gemessen an ihrer Einwohnerzahl so hohe Unfallwerte haben, liegt nicht zuletzt an einer Besonderheit – gelten doch sowohl Hückeswagen als auch Radevormwald als „Einfallstore“ für viele Motorradfahrer aus den umliegenden Kreisen sowie den Großstädten des Ruhrgebiets und der Rheinschiene. Das macht eine weitere Statistik deutlich: Zwei Drittel der Verunglückten im Nordkreis hatten ein auswärtiges Kennzeichen auf ihrem Bike. Auch waren Fahrten mit dem Motorrad in der Pandemie nicht eingeschränkt, sondern vielmehr ein Ausgleich zum Lockdown, wie der Landrat sagte.

Bei den Verkehrsunfällen mit Bikern liegt Hückeswagen mit einer Verunglücktenhäufigkeitszahl (VHZ / ebenfalls auf 100.000 Einwohner hochgerechnet) bei 101 und damit mit Abstand vor Radevormwald (64) auf Platz zwei und Marienheide (60). Zum Vergleich: Morsbach als südlichste Kommune Oberbergs hatte 2021 keinen einzigen verletzten Motorradfahrer zu verzeichnen. Zudem liegt die VHZ für den gesamten Kreis bei 29 und für NRW bei gerade einmal 15.

Die meisten Unfälle gab es in den Sommermonaten Juni, August (je 14), Juli (9) und September (89): Aber auch im März krachte es hier gleich neunmal -– laut Greb ein Zeichen dafür, dass viele Biker zu Beginn der Saison ihr fahrerisches Können noch überschätzen. Er stellte aber auch klar: Bei den drei tödlichen Motorradunfällen in Gummersbach (2) und Marienheide spielte die Geschwindigkeit keine Rolle. Einmal wendete eine Bikerin, einmal eine Autofahrerin, einmal hatte ein Motorradfahrer nach einer Kurve die Kontrolle über sein Gefährt verloren.

Der Leiter der Direktion Verkehr rechnete vor, dass 53 Prozent der Motorradunfälle an den Wochenenden und an Brückentagen passieren. Für Landrat Jochen Hagt steht trotz des Rückgangs von Unfällen mit Bikes um 18 auf 81 fest: „Das ist und bleibt ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen müssen und auf das wir auch weiterhin den Fokus legen werden.“

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