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Hückeswagener gedenken der drei getöteten Kommunisten vor 90 Jahren „Zukunft braucht Erinnerung“

Hückeswagen · Mit einer Gedenkveranstaltung an der Peterstraße wurde den drei Hückeswagenern gedacht, die von Nationalsozialisten erschossen wurden. Am Sonntag jährte sich die Bluttat zum 90. Mal.

  Vor der ehemaligen Post an der Peterstraße versammelten sich rund 70 Menschen, um den drei Kommunisten zu gedenken, die hier vor   90 Jahren von SA-Leuten ermordet wurden.

Vor der ehemaligen Post an der Peterstraße versammelten sich rund 70 Menschen, um den drei Kommunisten zu gedenken, die hier vor 90 Jahren von SA-Leuten ermordet wurden.

Foto: Jürgen Moll

Bei der Verlegung der Stolpersteine, die an Bruno Blumberg (32), Friedrich Wilhelm Mondré (38) und Johann Fries (42) erinnern, waren vor sechs Jahren gerade einmal zwei Handvoll Menschen vor Ort. Am Sonntag, genau 90 Jahre nach der Ermordung der drei Kommunisten, die sich der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) in den Weg stellten, versammelten sich rund 70 Menschen vor der ehemaligen Post an der Peterstraße. Dorthin hatten der Geschichtsverein Bergische Zeitgeschichte (BZG) und das Aktionsbündnis „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“ zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen.

Die Initiatoren, Redner und Zuschauer waren sich einig, dass diese Tat nicht in Vergessenheit geraten darf. „Zukunft braucht Erinnerung, um aus der Geschichte zu lernen“, betonte die BZG-Vorsitzende Iris Kausemann.

Bürgermeister Dietmar Persian spannte den Bogen zum aktuellen Krieg in der Ukraine: „Dass politische Ziele mit Mitteln der Gewalt verfolgt werden, erleben wir leider wieder ganz aktuell.“ Er gedachte daher auch der Menschen, die den Mut haben, dem Regime von Wladimir Putin entgegenzutreten und ihre Meinung zu sagen. So taten es auch die ermordeten Hückeswagener Kommunisten vor 90 Jahren.

 Rings um die drei Stolpersteine legten Teilnehmer Blumen nieder.  Foto: Jürgen Moll

Rings um die drei Stolpersteine legten Teilnehmer Blumen nieder. Foto: Jürgen Moll

Foto: Jürgen Moll

Wie groß die Solidarität der Hückeswagener damals war, zeigte die Beisetzung der Getöteten am 18. März 1932. Die Beerdigung wurde zu einer Massendemonstration mit mehreren tausend Menschen, eine Demonstration wie sie Hückeswagen noch nie gesehen hatte. „Am Trauerzug nahmen Gewerkschafter, Sozialdemokraten und Kommunisten gemeinsam teil. In allen Betrieben der Stadt ruhte die Arbeit“, sagte Gerhard Jenders von „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“ in seiner bewegenden Rede. Unter die Haut gingen auch die Lieder, die das Duo Tangoyim, bestehend aus Stefanie Hölzle und Daniel Marsch, zu der Gedenkfeier beitrugen. Iris Kausemann porträtierte die drei getöteten Hückeswagener mit Alter, Herkunft, ihren Berufen und Familien. Ebenso lebendig stellte Irmgard Hannoschöck mit einem fiktiven Rollenspiel die Ereignisse am 13. März 1932 dar.

Einige Teilnehmer der Gedenkveranstaltung hatten Blumen mitgebracht, die sie rings um die Stolpersteine auf dem Bürgersteig ablegten. Burkhard Anger lag die Teilnahme an der Veranstaltung sehr am Herzen. Die aktuellen Ereignisse in der Ukraine wie auch die Brutalität im Zweiten Weltkrieg belasten ihn sehr. „Die Ereignisse ziehen mich runter. Wir können glücklich und dankbar sein, dass wir immer noch in Frieden leben und hier hinkommen können, ohne einkassiert zu werden“, sagte er.

Die Erhaltung des Friedens ist das oberste Ziel. „Es geht uns vor allem darum, der Opfer von damals zu gedenken und zugleich vor einem Erstarken extrem rechter Kräfte heute zu warnen“, betonte Gerhard Jenders. Natürlich könne man sich fragen, ob es richtig ist, an drei Menschen zu erinnern, deren Tod so lange zurückliegt, angesichts des aktuellen Leidens der ukrainischen Zivilbevölkerung unter dem Krieg und angesichts tausender Toter dort und abertausender Toter weltweit. „Wir müssen das tun. Denn vieles von dem, was uns heute beschäftigt, hat seine Ursachen in den Ereignissen vor 90 Jahren“, betonte Jenders. Die Menschen seien nicht dazu verurteilt, hilflos zuzusehen, wie sich die Geschichte wiederholt. Die Versammlung gedachte daher nicht nur den Opfern des Nazi-Terrors in Hückeswagen, sondern auch der vielen Opfern von Nationalismus und Großmachtpolitik, die heute wieder sterben.

Iris Kausemann mahnte daher zu Frieden und Liebe: „Hass ist niemals die Lösung, sondern treibt Risse in unsere Gesellschaft. Wir alle können der Kitt sein.“

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