Die Hückeswagener Helden in der Coronakrise Mit Struktur gegen den Lagerkoller

Fürstenberg · Wir stellen Menschen vor, die jetzt – stellvertretend für viele andere – an vorderster Stelle stehen. Wie Mutter Meike Liewert.

 Meike Liewert  kümmert sich in den Zeiten des Corovirus um die Tagesbetreuung ihrer Kinder Fynn (7) und Mia (10).

Meike Liewert kümmert sich in den Zeiten des Corovirus um die Tagesbetreuung ihrer Kinder Fynn (7) und Mia (10).

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Nicht nur, aber vor allem auch Familien mit Kindern müssen sich in Zeiten von Corona umstellen. Denn die Kleinen sind nun rund um die Uhr zu Hause, was gerade Familien vor eine Herausforderung stellt, in denen beide Elternteile berufstätig sind. Meike Liewert ist Erzieherin in einem Remscheider Kindergarten. Dort gibt es eine Notbetreuung für mehrere Kinder, so dass der Betrieb auch nach der eigentlichen Schließung aller Kitas und Schulen weiterlaufen muss. Dennoch kann sich die 41-jährige Hückeswagenerin derzeit zu Hause um ihre beiden eigenen Kinder kümmern, den siebenjährigen Fynn und die zehnjährige Mia.

„Zunächst hieß es, dass wir alle weiterhin arbeiten kommen müssten. Das zeichnete sich schon am vorvorigen Freitag ab, als die ersten Nachrichten eintrudelten, dass es Schließungen geben könnte“, sagt Meike Liewert. Dann sei jedoch montags die Meldung der Kita-Leitung ausgegeben worden, dass Mitarbeiterinnen, die kleine Kinder im Kindergarten- oder Grundschulalter hätten, von der Arbeit freigestellt seien. „Das hat neben mir noch drei weitere Kolleginnen betroffen.“

Sie hätten jedoch auch Arbeit mit nach Hause bekommen. „Wir müssen etwa Berichte schreiben oder andere Büroarbeiten erledigen. Die Mitarbeiter, die noch in der Kita in Remscheid arbeiten, machen ähnliche Arbeiten oder räumen auf und entrümpeln die Räumlichkeiten“, erzählt die Hückeswagenerin. Die Maßnahmen sollen zunächst bis zu den Osterferien gelten, dann werde weiter entschieden.

Nun ist die 41-Jährige mit Fynn und Mia auch vormittags zusammen in ihrem Haus auf dem Fürstenberg. Wichtig sei es da, Struktur in den Alltag zu bringen, damit ein „Lagerkoller“ möglichst verhindert werde. „Wir haben uns selbst diese Strukturen gegeben. Morgens ist sozusagen Unterricht, da müssen die beiden die Aufgaben erledigen, die sie von ihren Schulen bekommen haben“, sagt Meike Liewert. Fynn ist in der ersten Klasse der Löwen-Grundschule. „Ich habe hier ein Leseheft, in dem ich die Buchstaben lernen und üben kann“, erzählt der Siebenjährige und zeigt stolz seine Aufgaben. Er müsse lesen üben, aber er habe auch Matheaufgaben mit nach Hause bekommen. Seine Schwester besucht die fünfte Klasse des Wipperfürther St.-Angela-Gymnasiums. „Ich bekomme alle zwei Tage neue Aufgaben per E-Mail. So müssen wir etwa in Englisch jede Menge Vokabeln lernen und Aufgaben im Übungsheft machen“, berichtet die Zehnjährige. In Deutsch soll sie ein Buch lesen. „Damit habe ich auch schon angefangen, das ist richtig gut“.“ Und auch die Aufgabe im Kunstunterricht könnte schlimmer sein: „Da muss ich eine Frühlingsblume malen“, sagt Mia.

Für Meike Liewert ist der Vormittag, den die Kinder mit Schularbeiten verbringen, sehr wichtig. „Ich glaube schon, dass man einen Lagerkoller bekommen kann“, sagt sie. Daher beobachte sie sich und die Kinder gut. „Manchmal schicke ich sie dann auch für eine gewisse Zeit in ihre Zimmer, damit ich nicht jeden Streit schlichten muss.“ Zwar gibt es in Deutschland bislang keine Ausgangssperre, allerdings lebe sie fast danach. „Ich bin kaum in der Stadt, nur um das Nötigste einzukaufen“, sagt die 41-Jährige. Es schränke ein, da sie an sich schon ein Mensch sei, der gerne draußen sei. „Aber man weiß ja, warum man es macht.“

Die Kinder ziehe es bei dem guten Wetter natürlich schon ins Freie. „Fynn war neulich mit seinem Roller draußen. Aber da war praktisch nichts los, deswegen ist er wieder reingekommen. Wir sind auch schon mal im Wald, da gefährden wir auch niemanden“, sagt Meike Liewert.

Ansonsten stelle sie fest, dass die Kinderzimmer wieder interessanter würden: „Mia hat jetzt die Idee, ihr Zimmer umzugestalten. Auch Gesellschaftsspiele haben die Kinder wieder neu entdeckt.“ Die Mutter hingegen freut sich vor allem, wenn ihr Mann am Abend wieder nach Hause kommt. „Noch arbeitet er. Ich bin froh, wenn ich dann mal wieder Input anderer Art bekommen kann“, sagt Meike Liewert.

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