Hückeswagener unterwegs Vom Virus in Perus Norden festgehalten

Máncora /Hückeswagen · Die Hückeswagenerin Ines Müske (31) und ihre beiden Freundinnen Dani (29) und Lena (31) haben Peru bereist – und sitzen nun wegen der Coronapandemie dort fest. Das gleiche Schicksal trifft gerade auch Jonathan Lessing (24).

 Die drei Freundinnen (v. l.)  Ines, Dani und Lena bereisen schon seit einiger Zeit die Welt.

Die drei Freundinnen (v. l.) Ines, Dani und Lena bereisen schon seit einiger Zeit die Welt.

Foto: Müske

Peru – das südamerikanische Land steht seit längerem bei den drei Freundinnen Ines, Dani und Lena auf ihrer Liste von Orten, die man im Leben unbedingt einmal gesehen haben muss. „Peru ist ein super vielfältiges Land“, berichtet Ines Müske per Mail aus ihrem Hostel knapp 5900 Kilometer Luftlinie von ihrer bergischen Heimat entfernt. „Wir alle haben in den letzten Jahren viele Länder bereist und in Australien gelebt, Peru stand bei uns noch ganz oben auf der ,bucket list’“, schreibt die 31-Jährige, die sich als Studienabsolventin und seitdem Vollzeit-Reisende bezeichnet.

Für 2020 hatte das Trio einige Reisen geplant, jetzt im März wollte es ein neues Land erkunden. „Peru hat sich aufgrund des Klimas in der Jahreszeit angeboten“, erzählt die Hückeswagenerin. Am 5. März landeten die drei jungen Frauen in Cusco im Süden des Landes. Eigentlich wollten sie bis vorigen Sonntag in Peru bleiben, doch nun hängen sie in dem kleinen Badeort Máncora am Pazifik im äußersten Norden Perus fest.

 Die Hückeswagenerin Ines Müske (l.) tourte mit ihren Freundinnen Lena (M.) und Dani durch die peruanische Anden. Jetzt sitzen sie in ihrer Unterkunft im Norden des Landes und warten auf einen Heimflug.

Die Hückeswagenerin Ines Müske (l.) tourte mit ihren Freundinnen Lena (M.) und Dani durch die peruanische Anden. Jetzt sitzen sie in ihrer Unterkunft im Norden des Landes und warten auf einen Heimflug.

Foto: Müske
Hückeswagenerin Inses Müske vom Coronavirus in Peru festgesetzt
Foto: RP

Vom historischen Cusco, geprägt durch die Inka-Kultur, startete das Trio zu einer fünftägigen Wanderung durch die Anden. Mit einem Guide, Koch und Pferden, die Verpflegung und Zelte trugen, wanderten Ines, Dani und Lena den Salkantay-Trek bis zum Machu Picchu. „Wir bestiegen einen Berg bis auf 5100 Höhenmeter, wanderten bis zu 13 Stunden am Tag und schlugen unsere Lager in den Bergen auf“, berichtet die Hückeswagenerin. „Am letzten Tag erreichten wir die atemberaubenden Inka-Ruinen des Machu Picchu und kehrten nachts zurück nach Cusco.“

Am nächsten Morgen erreichten die Frauen die Nachrichten von Freunden, dass Peru wohl zwei Tage später alle Flüge nach Europa streichen wird. „Wir entschieden uns also, am nächsten Tag, wie geplant, in den Norden nach Máncora zu fliegen und von dort gegebenenfalls den Bus nach Ecuador zu nehmen – drei Stunden über die Grenze –, um eventuell über dieses Land auszureisen. Am Hostel angekommen, erfuhr das Trio, dass das Nachbarland die Grenze plötzlich geschlossen hatte. Am selben Abend hielt Perus Präsident eine Rede im Fernsehen, in der von einer plötzlichen Grenzschließung und Quarantäneregelung berichtet wurde. „Wir waren sehr überrascht, und es gab demnach keine Chance mehr, das Land kurzfristig überhaupt über eine andere Route zu verlassen“, teilt Ines Müske mit.

Vom Auswärtigen Amt erhielten sie die Information, „dass wir nicht die Einzigen hier wären“. Sie sollten die Nachrichten auf deren Internetseite verfolgen und sich an die Fluggesellschaften wenden. „Unsere Flüge von Iberia sowie Air Europa wurden aber gestrichen, und die Fluggesellschaften sind seit über einer Woche nicht zu erreichen.“ Seit Montag voriger Woche gilt zudem eine 15-tägige allgemeine Quarantäne in Peru, die auch Touristen nicht ausschließt.

„Nachdem wir zuerst keine Infos erhielten, arbeitet das Auswärtige Amt jetzt an einer Lösung für Rettungsflüge und wartet auf die Genehmigung der peruanischen Regierung“, schreibt Ines Müske. Aktuell seien etwa 4000 Deutsche im Land, daher werde die Organisation etwas dauern. Inzwischen hat das Auswärtige Amt den drei Frauen mitgeteilt, dass an einer Lösung gearbeitet werde, um sie in die Hauptstadt Lima zu holen, die in der Mitte des Landes an der Pazifikküste liegt. „Die Entfernung beträgt etwa 25 Busstunden“, berichtet die gestrandete Hückeswagenerin. „Die Kosten für den Transport nach Lima und den Rettungsflug müssen wir selbst tragen.“ Der wird sich laut Schätzung auf weitere etwa 1000 Euro belaufen.

„Zuerst fühlten wir uns sehr hilflos, allein gelassen und der Situation ausgeliefert“, berichtet die 31-Jährige. Nun habe das Auswärtige Amt seine Bemühungen und Kommunikation aber verstärkt. „Wir erhalten täglich ein Update, dass an einer Lösung gearbeitet wird.“ Etwas Konkretes gebe es jedoch noch nicht. So lange sitzt das Trio in seiner Unterkunft fest, die geschlossen ist. „Wir können sie für dringliche Einkäufe oder zur Apotheke kurz verlassen – immer nur eine Person nach der anderen zwischen 8 und 14 Uhr.“ Dazu müssen sich die etwa 30 Gäste in eine Liste eintragen. „Und wir dürfen nur allein auf die Straße“, berichtet Ines Müske.

Der erste Rückholflug, der für den 23. März geplant war, erhielt von der peruanischen Regierung keine Landegenehmigung und wurde deshalb bis auf weiteres verschoben. Der Botschafter teilte den gestrandeten Deutschen in Peru mit, dass er den Druck auf die Regierung erhöhen wolle, damit sie ein Zeifdenster zur Landung auf dem dafür vorgesehenen Militärflughafen erteile.

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