Hückeswagener Ehepaar vom Lindenberg feiert Goldhochzeit 50 Ehejahre in Liebe und Vertrauen

Lindenberg · Die Eheleute Reintraut und Alois Bracke begehen am Donnerstag ihre Goldhochzeit. Anfang der 1970er-Jahre kam das Paar von Berlin ins Rheinland und wurde in der Schloss-Stadt sesshaft.

 Alois und Reintraut Bracke vom Lindenberg feiern morgen, Donnerstag, ihre Goldhochzeit.

Alois und Reintraut Bracke vom Lindenberg feiern morgen, Donnerstag, ihre Goldhochzeit.

Foto: Jürgen Moll

Ein wenig vermisst Reintraut Bracke die Stadt Berlin, in der sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester absolviert hat, noch heute. Ihr Ehemann Alois Bracke war geboren worden, und dort hatte sich das Paar Ende der 60er Jahre auch kennengelernt. Jetzt können die Jubilare auf 50 gemeinsame Ehejahr zurückblicken und am Donnerstag ihre Goldhochzeit feiern.

„Ich wäre niemals nach Hückeswagen gekommen, hätte ich meiner weinenden Mutter beim Rübenhacken auf dem Feld nicht versprochen, immer für sie da zu sein“, erinnert sich die 84-Jährige. Geboren als fünftes von insgesamt 13 Geschwistern wurde Reintraut Laugallies, wie sie damals noch hieß, in Tilsit in Ostpreußen. Später flüchtete die Familie Richtung Mecklenburg. Der Krieg hatte nicht nur der Mutter, sondern auch den Kindern viel abverlangt. „Meine Kindheit und Jugendzeit sind an mir vorübergegangen, als hätte es sie nicht gegeben“, bedauert die Jubilarin.

 Alois Bracke und Reintraut Laugallies lernten sich Ende der 60er-Jahre in Berlin kennen.

Alois Bracke und Reintraut Laugallies lernten sich Ende der 60er-Jahre in Berlin kennen.

Foto: Bracke privat

Mit gerade einmal 17 Jahren ging Reintraut Laugallies nach Berlin, um im dortigen Franziskus-Krankenhaus ihre Ausbildung zu machen. Der Aufenthalt im Kloster hatte die junge Katholikin in ihrer Religion gestärkt und bestätigt. Auf dem Polterabend eines Freundes lernte sie schließlich Alois Bracke kennen. Der fünf Jahre jüngere Mann hatte 1942 in Berlin-Tempelhof das Licht der Welt erblickt. Er absolvierte eine Ausbildung zum Maschinenschlosser und bildete sich in drei weiteren Lehrjahren zum Industriemeister weiter.

Nach dem Polterabend hatte er seiner Auserwählten angeboten, sie nach Hause zu fahren. Doch die junge Krankenschwester wollte nicht nach Hause. „Wir standen bis 5 Uhr morgens mit dem Auto am Grenzbahnhof und haben geredet – und dass, obwohl ich Trauzeuge war und am nächsten Tag um 11 Uhr im Standesamt sein musste“, berichtet der 79-Jährige schmunzelnd. Bedenken, zu dem jungen Mann ins Auto zu steigen, hatte die Krankenschwester damals nicht. „Ich hatte sofort Vertrauen zu ihm“, erinnert sich die Jubilarin.

Durch Familienangehörige und die Eltern von Reintraut Bracke kam das Paar Ende der 60er Jahre ins Rheinland und fand Anfang der 70er ein bezahlbares Grundstück in Hückeswagen. „Ich habe zu der Zeit in Wuppertal gearbeitet“, berichtet Alois Bracke. Seiner Reintraut hatte er im Lenneper Krankenhaus eine neue Stelle auf der kardiologischen Wachstation besorgt, später arbeitete sie auch im Wipperfürther Krankenhaus. Im Januar 1972 unterzeichnete das Paar die Verträge für den Bau des Reihenhauses auf dem Lindenberg, am 28. April wurde standesamtlich im Hückeswagener Schloss geheiratet. Mit viel Eigenleistung und der Hilfe von Verwandten wurde das Eigenheim hochgezogen. „Ein Jahr später konnten wir einziehen, wenn auch noch ohne Möbel und ohne Küche“, erzählt das Paar.

Am 24. November 1973 gaben sich die Neu-Hückeswagener in der katholischen Kirche St. Bonaventura in Lennep das Ja-Wort, Weihbischof Walter Jansen traute das Paar im engsten Familienkreis. Eine große Feier gab es nie. „Finanziell wäre das gar nicht gegangen, da ich meinem jüngsten Bruder zu der Zeit noch das Internat finanziert habe“, sagt die 84-Jährige.

Das Helfersyndrom, dass sie zu Kriegszeiten entwickelt hätte, wie sie sagt, zieht sich durch ihr ganzes Leben. „Sie war immer für alle anderen da“, bestätigte ihr Ehemann. Die Selbstverwirklichung blieb dabei oft auf der Strecke. „Gerne wäre ich Ärztin geworden, hatte aber keinen Rückhalt und mich daher nicht getraut“, bedauert Reintraut Bracke. Der Beruf als Krankenschwester und später in der Arbeitsmedizin bei Thyssen in Remscheid habe sie dennoch erfüllt. Halt findet sie vor allem im Glauben, wovon etliche Heiligenbilder an den Wänden ihres Wohnzimmers zeugen.

Alois Bracke arbeitet bis zum Renteneintritt bei der Wuppertaler Firma Köhler und Bovenkamp als Technischer Angestellter in der Konstruktion. Sein großes Hobby ist bis heute die Modelleisenbahn: Im Keller des Hauses stehen eine riesige Schienenlandschaft und 500 Loks samt Wagenpark aus den vergangenen Jahrzehnten. Im Verein der Eisenbahnfreunde Wipperfürth findet der 79-Jährige Gleichgesinnte für den Austausch.

Noch immer klingelt bei dem Jubelpaar täglich um 6 Uhr der Wecker. Dann wird der Alltag gemeinsam bestritten und der Haushalt erledigt. Der Wunsch des kinderlosen Goldhochzeitspaars ist es, noch möglichst lange gesund und fit zu bleiben, um sich selbst zu versorgen.

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