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Mein erster Schultag Die i-Dötzchen-Bande von Berlin-Steglitz

Hückeswagen · An gleichaltrigen Spiel- und Schulkameraden mangelte es TVW-Trampolintrainerin Claudia Kiel in ihrer Kindheit nicht.

 Claudia Kiel mit Schultüte – durch ihre Leidenschaft hat sie den TV Winterhagen überzeugen können, eine Trampolinabteilung zu eröffnen.

Claudia Kiel mit Schultüte – durch ihre Leidenschaft hat sie den TV Winterhagen überzeugen können, eine Trampolinabteilung zu eröffnen.

Foto: Heike Karsten/heike Karsten

Gleich vier Schulneulinge mit orange-gelben Kappen, ledernen Ranzen und Schultüten im Arm machten sich am ersten Schultag gemeinsam auf den Weg zur Sachsenwald-Grundschule in Berlin-Steglitz – darunter war auch Claudia Kiel. Einen Mangel an Spielkameraden kannte die in Berlin aufgewachsene Hückeswagenerin damals nicht. „In unseren Häusern wohnten zweimal acht Parteien und viele Kinder“, erinnert sie sich. Auf dem großen Hof hätten die Knirpse oft ihre Zelte aufgeschlagen, um Cowboy und Indianer zu spielen. „Wir hatten dann ein richtiges Indianerdorf“, erinnert sich die 56-Jährige, die beim TV Winterhagen die Trampolin-Abteilung aufgebaut und als Trainerin mit ihren Schützlingen viele Erfolge gefeiert hat. Auch der kurze Schulweg wurde gemeinsam bestritten.

1968 wurde Claudia Kiel mit fünf Jahren als Jüngste des Jahrgangs eingeschult. Der karierte Minirock, der gelbe Pullover und die Kniestrümpfe passten perfekt zu den Kappen, die die Schulneulinge im ersten Schuljahr auf dem Schulweg tragen mussten. Dazu gab es den ADAC-Aufkleber „Schule hat begonnen“, aus dem die Schulkinder in den 1970er Jahren die Collage „Egon hat Schule“ zusammenschnippelten.

Viele Erinnerungen hat die 56-Jährige nicht mehr an ihren ersten Schultag in West-Berlin. Fotos zeugen aber von dem roten Ledertornister mit passendem Brotbeutel und die gold-rote, mit Süßigkeiten gefüllte Schultüte. „Meine Oma hatte auch noch etwas Selbstgenähtes mit reingelegt“, erinnert sich Claudia Kiel.

 Claudia Kiel (r.) als i-Dötzchen in Berlin mit ihrer Freundin Kristin, zu der sie noch heute einFreundschaft verbindet

Claudia Kiel (r.) als i-Dötzchen in Berlin mit ihrer Freundin Kristin, zu der sie noch heute einFreundschaft verbindet

Foto: Kiel

Gut in Erinnerung geblieben ist die erste Klassenlehrerin, Frau Schulz. „Das war eine ganz liebe Lehrerin ‚der alten Schule‘“, schwärmt sie. Im ersten Schuljahr wurde mit Bleistiften in die Hefte an alten Holztischen geschrieben. Erst wenn die Schrift im zweiten Schuljahr gut genug war, händigte die Lehrerin den vorher von den Eltern gekauften Füller aus. „Das war ein ganz besonderer Moment“, erinnert sich die gebürtige Berlinerin.

Nach den ersten drei Schuljahren übernahm Frau Lutherbach die Klasse für drei weitere Jahre. In den meisten Bundesländern dauert die Grundschule vier Jahre, in Berlin und Brandenburg dagegen sechs. Der Wechsel zur Oberstufe erfolgt erst zum siebten Schuljahr. „Ich finde das System besser, da man mehr Zeit hat, seine eigene Richtung zu finden“, sagt Claudia Kiel.

Obwohl sie 1991 der Liebe wegen von Berlin ins Bergische gezogen war und seit 1994 in Hückeswagen lebt, hat Claudia Kiel ihre ehemalige Grundschule schon oft besucht. Denn in der Sporthalle der Sachsenwald-Grundschule trainiert der Trampolinverein, in dem sie 1975 mit dem Trampolinspringen begonnen hat und dem sie noch heute angehört.

Es ist das Haupt-Hobby der 56-Jährigen, durch das sie auch in Hückeswagen bekannt geworden ist. Sportlich war Claudia Kiel schon immer. „Auf dem Schulhof haben wir viele Laufspiele wie Einkriegen, ‚Jungs fangen Mädchen‘ oder Wettrennen gemacht“, denkt sie zurück. Auch als Schülerlotsin engagierte sie sich und leitete ihre Mitschüler mit der Lotsen-Kelle sicher über die Straße.

Zu den harmlosen Schülerstreichen zählte das Papierkügelchen-Schießen durch eine leere Kugelschreiberhülse. „Die Papierkugeln wurden vorgekaut und blieben dann im besten Fall an der Decke über dem Lehrerpult eine Zeit lang kleben“, erinnert sich Claudia Kiel und muss lachen. Eine Abschlussfahrt konnten die Schüler jedoch nicht machen, da die Lehrerin vergessen hatte, die Klasse rechtzeitig anzumelden. Dennoch ist der ehemaligen Berlinerin die Grundschulzeit in guter Erinnerung geblieben. Aufgrund des guten Zweier-Notenschnitts erhielt die Schülerin eine Empfehlung fürs Gymnasium. „Meine Eltern wollten mich aber auf die Realschule schicken. Daraufhin hat die Lehrerin bei uns angerufen“, berichtet Claudia Kiel.

Nach der Zeit auf dem Gymnasium ließ sie sich zur Reiseverkehrskauffrau ausbilden und fand einen guten Job in der Werbeabteilung des Fremdenverkehrsdienstes Berlin.

In der Schloss-Stadt Hückeswagen hat sie durch ihre Leidenschaft zum Trampolinsport den TV Winterhagen überzeugen können, eine eigene Trampolinabteilung zu eröffnen. „Der Sport wurde zu der Zeit in Hückeswagen nicht angeboten. Zwar hatte jeder Verein ein altes Gerät in der Ecke stehen, aber keiner wollte so richtig investieren“, erinnert sich Claudia Kiel. „Wir haben dann zuerst eine Schülersportgemeinschaft angeboten, die brechend voll war“, berichtet die Sportlerin. Seit fast 25 Jahren leitet sie nun die Trampolinabteilung des TVW, deren Mitglieder schon viele sportliche Erfolge im Wettkampf erzielen konnten.

Nicht nur zu ihrem alten Sportverein ist der Kontakt über all die Jahre seit der Einschulung nie abgebrochen, auch die Freundschaft zu Klassenkameradin Kristin hat die 50 Jahre bis zum heutigen Tag überdauert.

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