Hückeswagen vor 20 Jahren Joachim Kardinal Meissner ließ sich nicht stören

Hückeswagen · Autonome wollten den Besuch von Joachim Kardinal Meissner beim Kolpingjugendtag auf dem Schlosshof stören.

 Am 31. Juli 1999 hielt Joachim Kardinal Meisner eine Messe auf dem Schlosshof. Eine von Autonomen angekündigte Störungsaktion gab es nicht.

Am 31. Juli 1999 hielt Joachim Kardinal Meisner eine Messe auf dem Schlosshof. Eine von Autonomen angekündigte Störungsaktion gab es nicht.

Foto: Kolpingsfamilie Hückeswagen

Was hat die Räumung des Autonomen Zentrums Wuppertal  1989 mit Joachim Kardinal Meissner und der Kolpingjugend Hückeswagen zu tun? Auf den ersten Blick gar nichts. Das ändert sich schlagartig zehn Jahre später am 29. Juli 1999: An diesem Tag ging ein ominöses Fax bei einer Hückeswagener Zeitungsredaktion ein. Merkwürdig verklausuliert wird eine Störungsaktion des zwei Tage später stattfindenden Besuches von Kardinal Meissner angekündigt. Ausdrücklich wird dabei auch auf die Räumung eines Autonomen Zentrums 1989 in Wuppertal Bezug genommen. Besagte Einrichtung mit wechselnden Standorten war ein ständiger Anlass zum Konflikt zwischen der bergischen Großstadt und den Autonomen.

Eine unmittelbare Folge der Drohung war die verstärkte Polizeipräsenz bei der Messe, die am 31. Juli 1999 auf dem Schlossplatz vom Kardinal  abgehalten wurde. Bereits eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn wurden die Taschen Hunderter Gottesdienstbesucher von den Ordnungshütern kontrolliert. Doch alles blieb ruhig, wenn man von einer Gruppe Betrunkener am Wilhelmsplatz absieht, „die den Kardinal durch Krakelen stören wollte“, hieß es damals in dem BM-Bericht

Und noch eine Sache war merkwürdig: Wenige Tage vor der Veranstaltung wurde ein großes Werbeplakat, das an der Rader Straße an einer Mauer der Bahnbrücke befestigt war, unter relativ großem Aufwand der Diebe gestohlen. Die Kolpingjugend erstattete Anzeige bei der Polizei und versuchte, die Täter vergeblich mit einem öffentlichen Appell zu bewegen, die teure Plakataufhängung zurückzubringen.

Für die Kolpingjugend und die katholischen Gläubigen spielten die Unruhen im Vorfeld ab besagtem Samstagnachmittag und auch im Nachgang keine Rolle mehr. Um 17 Uhr traf ein Dienstwagen des Bistums samt Kardinal in der Schloss-Stadt ein. Sein erster Gang galt der Pfarrkirche, die in den Jahren zuvor saniert worden war. Von dort aus ging es ins Heimatmuseum, wo sich der Kardinal in Gegenwart von Bürgermeister Norbert Jörgens ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Da Meissner ein Liebhaber klassischer Musik war, schenkte ihm Jörgens eine Schallplatte mit Cembalo-Musik.

Eine kleine Besonderheit war ein Glockengeläut 15 Minuten vor Messebeginn, denn viele Jahre hatte die Glocke des Heimatmuseums nicht mehr geklungen. In Erinnerung bleiben wird auch zur Überraschung der Gäste eine kleine Runde des Kardinals mit dem Tretroller über den Schlossplatz, von dem auch ein vierjähriger Junge mächtig beeindruckt war. So zeigte er sich seinerzeit erstaunt, „dass der liebe Gott auch Roller fahren kann“.

Am 5. Juli 2017 starb Joachim Kardinal Meissner. Seinen Lebensabend verbrachte er in Köln, so wie er es sich wünschte. Beim Besuch in Hückeswagen stellte er sogar die Möglichkeit in Aussicht, dass er seinen Ruhestand, den er 2014 antrat, im Bergischen Land verbringen könnte. Diesen Plan jedoch hatte er dann doch letztendlich offenbar verworfen.
NORBERT BANGERT

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