Mnozil Brass in Hückelhoven Blasmusik mit Kabarett-Einlagen und Pantomime

Hückelhoven · Tosende Beifallskundgebungen gab es beim fulminanten und rasanten Auftritt des Wiener Mnozil Brass, der in der Hückelhovener Aula gastierte.

Die Musiker von Mnozil Brass sorgten für einen launigen und unterhaltsamen Abend in der Aula, den sich auch Bürgermeister Bernd Jansen nicht entgehen lassen wollte.

Die Musiker von Mnozil Brass sorgten für einen launigen und unterhaltsamen Abend in der Aula, den sich auch Bürgermeister Bernd Jansen nicht entgehen lassen wollte.

Foto: Daniela Matejschek

Sieben Blasinstrumente und einige Kabarett-Stückchen – das ist österreichisch-böhmische Kleinkunsttradition seit dem 19. Jahrhundert. Dass sie 2022 quirlig und auch laut lebt, erlebten mehr als 500 Besucher der Hückelhovener Aula bei einem Abend mit einem Ensemble, das seit 30 Jahren unterwegs ist und sich nach einer traditionsreichen Wiener Musiker-Kneipe genannt hat: „Mnozil Brass“.

Programm: überwiegend rasante, manchmal schräge Interpretationen aller Musikstile, dazu Pantomime mit Kabarett-Würze: Szenenjubel, stehende Ovationen, drei Zugaben – ein enthusiasmiertes Publikum. Darunter zahlreiche Amateur-(Blas-)Musiker aus bekannten Instrumental-Vereinen und Kapellen aus Hückelhoven und Umgebung, deren Beifall die Virtuosität der Wiener Musikanten eindrücklich bestätigten. Darunter auch Bürgermeister Bernd Jansen, der zufrieden war mit der Resonanz nach mageren Corona-Zeiten.

Sieben Mann und ein Ziel: Spaß an und mit Musik, mit Gestik und Mimik, Anflügen an Prager Schwarzes Theater, Tempi wie im rumänischen oder serbischen Balkan-Brass, der schnellsten Blasmusik der Welt, mit selbst gebauten Instrumenten. Und Mnozil-Chef Thomas Gansch spielt ebenfalls eine selbstkonstruierte Trompete mit einem Knick nach oben im Rohr vor dem Trichter, zur erleichterten Handhabung in Richtung Virtuosität.

Eine Tuba, Wilfried Brandstötter, drei Trompeter, Thomas Gansch, Robert Rother und Roman Rindberger, Gerhard Füßl und Zoltán Kiss Posaune und Basstrompete, Leonhard Paul, Posaune und Basstrompete – eine Riege intuitiver Musiker, Ironiker und Pantomimen, die ihre feine Kunst zu jeder Zeit mit Wort- und Klangtönen von und vor der Bühne rüberbrachten.

Da polterte die Polka, der Swing beschwingte, Jazz-Standards mit Spuren von Bebop ließen New Orleans, Memphis und Chicago aufleuchten. Vollblut-Musik-Virtuosen nahmen die ansonsten leere Aula-Bühne voll in Beschlag, und derartige Virtuosen haben in allen Sinnen neben der Töne- und Rhythmen-Produktion noch Raum für weitere Angebote, dankbar goutiert vom aufnahmebereiten Publikum, das auf so viel Leben auf und von der Bühne länger hatte warten müssen.

Musik aus allen Schubladen in eigene Schubladen mit Inbrunst gespielt und mit Musik-Clownerien gewürzt, stoische Gesichter, mehrstimmiger Gesang mit dem Rücken zum Publikum – Mnozil lässt fast nichts aus, was musikalisch als junges Crossover und darstellerisch als alte Wien-Prager Schule möglich macht. Wer nicht gerade in sein Instrument pustet, unterhält mit anderen Genres, echte Künstler kennen keine Pause. Dass Brass-Musiker auch ein Megaphon zur allgemeinen Spaßbeschleunigung einsetzen, wunderte niemanden. Manchmal wirkten die fulminanten Töne von der Bühne, als spiele jeder sein eigenes Stück, der Zusammenhang, Zusammenhalt ging aber nie verloren, Musiktheater eben.

Kunststückchen mit zwei Händen an den Ventilen zweier Trompeten an einem Mund, „schöne“ Melodien wie aus der Operette, gregorianisches Requiem, älplerische Musi mündet in die allgemeine Lach-Nummer „Heidi“. Nach fast zwei Stunden und Riesenbeifall und Johlen l dann die Zugaben, Gelegenheit für Akrobatik von Leonhard Paul, Hochschullehrer an der Musikuniversität Wien, mit nackten Füßen zwei Posaunen und mit zwei Händen und einem Mund zwei Trompeten zu spielen. Der Aulasaal toste, zur Beruhigung gab es ein Stück zum Feuerzeug schwenken, zum wirklich guten Schluss dann eine Art Stomp, ein Trampeltanz, dem das Publikum in nichts nachstand.

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