Tierschützerin aus Grevenbroich-Kapellen Ein Tag pro Woche ist für Tierrettung reserviert

Grevenbroich · Coco Freudenberg aus Kapellen liebt Tiere, seitdem sie denken kann. Seit Jahren engagiert sie sich für einen Verein, der sich um in Not geratene Tiere kümmert. Inzwischen ist sie unverzichtbarer Teil des Rettungsteams.

 2022 hielten ausgebüxte Pfauen ihren Heimatstadtteil tagelang in Atem. Auch hier wurde Coco Freudenberg tätig.

2022 hielten ausgebüxte Pfauen ihren Heimatstadtteil tagelang in Atem. Auch hier wurde Coco Freudenberg tätig.

Foto: Staniek, Dieter

Alles was bellt, miaut, krächst oder piepst: Coco Freudenberg mag alle Tiere. Auch was summt und brummt, muss sich vor ihr nicht fürchten. „Ich rette jede Spinne“, sagt die 25-jährige Kapellenerin. Ihre Tierliebe, die sie von Kleinauf begleitet, hat Folgen. „Nach dem Abitur wollte ich etwas Gutes tun und Tieren helfen.“ So schloss sich Coco Freudenberg Ende 2016 dem Düsseldorfer Verein Tiernotruf an, der 2015 von Stefan Bröckling gegründet wurde. Inzwischen ist sie unverzichtbarerer Teil des Teams, das rund um Düsseldorf Tieren schnell und unbürokratisch helfen will.

Und Hilfe ist oft nötig, wenn etwa eine Katze zu hoch in einen Baum gestiegen ist und alleine nicht mehr herunterkommt. Oder wenn sich Jungschwäne auf der Erft in einem Angelhaken verfangen, wenn Füchse oder Wildschweine in leergepumpte Swimmingpools fallen und die glatten Wände nicht mehr heraufkommen, wenn ein Greifvogel in eine Halle geraten ist und auf der Suche nach einem Ausgang herumirrt. Dies sind alles Einsatzfälle für die Tierretterin Coco Freudenberg.

 Mit „Bambi“ auf dem Arm: Coco Freudenberg bei der Rettung eines Wildtiers. Seit Jahren engagiert sich die Kapellenerin für den Verein Tiernotruf.

Mit „Bambi“ auf dem Arm: Coco Freudenberg bei der Rettung eines Wildtiers. Seit Jahren engagiert sich die Kapellenerin für den Verein Tiernotruf.

Foto: Freudenberg
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Foto: Kandzorra, Christian

Ihr Herz hat sie an ihren Freund Jan, aber auch an Mala verloren, einem Hund, der ihr in ihrem Beruf hilft. Freudenberg ist Ergotherapeutin. Gerade hat sie ihre Prüfungen abgeschlossen und wartet auf das Ergebnis. Wenn sie danach mit psychisch kranken Menschen arbeiten will, soll der Therapiehund ihr zur Seite stehen. „Mala weiß, wie sie mit Menschen, die Zuwendung brauchen, in Kontakt tritt oder sich zurückhält, wenn jemand aggressiv ist.“ Vier Tage in der Woche will sie beruflich aktiv sein, ein Tag bleibt für die Tierrettung reserviert.

Wenn Hund, Vogel oder Katze in Not sind, werden die Tierretter oft von Polizei, Feuerwehr oder Ordnungsämtern informiert. „Aber auch Passanten oder Nachbarn rufen uns an“, sagt Freudenberg. Dann rückt sie mit dem Einsatzwagen des Tiernotrufs aus. Der enthält Spezialausrüstung, etwa bissfeste Handschuhe und Köcher, Kletterzeug und Rohrkameras sowie selbst gebaute Fallen oder Auffangbehälter für Katzen und Füchse. Auch ein Motorboot gehört zur Ausstattung, ebenso ein Kanu. Oft ist dieses Equipment geeigneter als das, was Polizei und Feuerwehr an Bord haben. Hinzu kommt die Erfahrung der Tierretter, die bei solchen Einsätzen geschätzt wird.

Wenn Füchse, Vögel oder Dachse gerettet sind, werden sie anschließend oft in ein Tierheim gebracht. Bei einigen, denen nicht mehr geholfen werden kann, muss ein Tierarzt hinzugezogen werden. „Einschläfern dürfen wir die Tiere nicht“, sagt Coco Freudenberg. Durch ihre Arbeit für den Tiernotruf hat sie auch festgestellt, dass manche Menschen mehr auf Tiere Rücksicht nehmen sollten, etwa wenn sie als Autofahrer unterwegs sind. „Einige fahren zu schnell, auch nachts, und gefährden dadurch Tiere“, sagt die Kapellenerin. „Andere haben ihre Hunde nicht im Griff“, stellt sie fest: „Wenn sie frei herumlaufen und dann Rehe jagen, sie beißen oder sogar töten.“

Coco Freudenberg beklagt vor allem zubetonierte Vorgärten und Zäune, die plötzlich aufgestellt werden und Tiere am Wandern hindern. Sie nimmt auch wahr, dass in Corona-Zeiten Hunde und Katzen angeschafft wurden, die jetzt im Tierheim gelandet oder an Autobahnen ausgesetzt worden seien. „Wir sind eine egoistische Gesellschaft“, sagt Freudenberg. Sie wünscht sich mehr Rücksichtnahme auch bei Haustieren. „Oft werden Kaninchen in zu kleinen Käfigen gehalten.“ Meerschweinchen sollten nicht einzeln im Käfig leben. „Hamster sind nachtaktive Tiere, die viel Platz brauchen.“ Dies gelte auch für Wellensittiche, die frei in der Wohnung fliegen sollten, wenn man keine Voliere habe. Coco Freudenberg mag auch Tauben, die oft als „Ratten der Lüfte“ geschmäht würden. Dabei seien Tauben sehr liebevolle und soziale Tiere.

„Auch Tiere im Ausland brauchen Hilfe“, sagt Freudenberg. So plant sie, noch in diesem Jahr in die Ukraine zu fahren, wo es einen Verein gibt, der sich vor allem um Vögel kümmert. Da geht es um direkte Hilfe, aber auch um Erfahrungsaustausch. Vereinsgründer Bröckling war schon dort, um sich um Hunde zu kümmern, die nach Kriegseinsätzen herrenlos im Land herumirrten. „Es ist ja egal, wo man Gutes tun kann, die Hauptsache ist doch, man tut es“, sagt Freudenberg.

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