Erkältungswelle in Grevenbroich Stammspender fallen aus – Blutspenden werden knapp

Grevenbroich · Viele Krankenhäuser kriegen teils nicht die Mengen an Blutkonserven, die sie bestellt haben. Auch in Grevenbroich ist die Lage angespannt.

 Gina Penz ist Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Grevenbroich.

Gina Penz ist Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Grevenbroich.

Foto: Kandzorra, Christian

Der Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) schlägt Alarm: Die Zahl der Blutspenden ist angesichts der Erkältungs- und Grippewelle in den vergangenen Wochen drastisch gesunken. Viele Stammspender fallen aus. „Wir stehen vor echten Problemen“, sagt Sprecher Daniel Beiser: Teils könnten die Blutkonserven-Bestellungen der Krankenhäuser nicht mehr vollständig bedient werden. Laut Beiser würden Mengen-Einbrüche von bis zu 60 Prozent verzeichnet. „Wir brauchen jetzt dringend neue Spender, die dann auch am Ball bleiben und regelmäßig kommen.“

Gebraucht werden Blutspenden in Krankenhäusern unter anderem für die Versorgung von Krebspatienten. Auch kommen Bestandteile aus den Spenden bei größeren Operationen, bei der Versorgung von Unfallpatienten oder etwa bei Geburtskomplikationen zum Einsatz. Aus einer Blutspende (500 Milliliter) lassen sich bis zu drei Patienten versorgen – durch die Aufteilung auf Blutplasma sowie auf unterschiedliche Arten von Blutkörperchen. „In unserem Gebiet brauchen wir 3500 Blutspenden täglich“, sagt Daniel Beiser vom Spendedienst, der nach eigenen Angaben etwa 70 Prozent der Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland versorgt. Nach Auskunft des Rheinland-Klinikums seien 2022 im Elisabethkrankenhaus 1067 Blutspenden benötigt worden. Die Lage sei gerade insbesondere wegen vieler auf den Jahresbeginn terminierter OPs angespannt, es würden viele Spenden gebraucht, sagt Beiser: „Wir versuchen immer, Blutkonserven für fünf Tage auf Lager zu haben. Momentan liegen wir zum Teil bei unter einem Tag“, verdeutlicht er den Engpass.

Wie ist die Spende-Situation in Grevenbroich? Der Ortsverein Grevenbroich des DRK bittet regelmäßig zur Blutspende ins Berufsbildungszentrum. Wie Vorsitzende Gina Penz berichtet, macht sich die Erkältungswelle auch dort bemerkbar. „Viele Stammspender sind krank, fühlen sich schlapp – und fallen aus“, sagt sie. Insgesamt aber sei die Auslastung noch recht gut. Beim jüngsten Termin habe sie bei 96 von 100 möglichen Spendern gelegen, davor aber auch mal nur bei 80. Der nächste Termin steht schon fest: Montag, 6. Februar, 16.30 bis 20 Uhr, Bergheimer Straße 53.

Nach einem Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wurde in den vergangenen Tagen auch über die Rolle von homosexuellen Männern bei Blutspenden diskutiert. Die in Teilen noch aus der Aidskrise stammende Richtlinie, dass sie nur Blut spenden dürfen, wenn sie in den vergangenen vier Monaten keinen neuen Sexualpartner und nicht Sex mit mehreren Männern hatten, gilt als versteckte Diskriminierung. Bei allen anderen besteht die viermonatige Sperre nur allgemein bei häufig wechselnden Geschlechtspartnern. Per Gesetzesänderung will Lauterbach erreichen, dass die sexuelle Orientierung kein Ausschluss- oder Rückstellungskriterium mehr ist. Entscheidend soll allein das Risikoverhalten potenzieller Spender sein.

Gina Penz sagt, dass auch Spender, die etwa mit der ganzen Firma zur Blutspende kommen, die Möglichkeit haben, ihre Spende vertraulich beim Ausfüllen einer Auskunft ausschließen und untersuchen zu lassen. Geprüft werden Blutspenden unter anderem auf das HI-Virus. Es gilt: „Wer häufig seine Sexualpartner wechselt, sollte sich überlegen, zu spenden.“ Laut Penz lasse sich das wunderbar allgemein formulieren – ohne bestimmte Gruppen zu diskriminieren.

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