Inklusives Leben Freudenbergs „unendliche Geschichte“

Goch · Die Theater-AG existiert im zehnten Jahr und bereitet gerade Aufführungen des neuen Stücks nach dem Roman von Michael Ende vor. Inklusion spielt nur noch eine Nebenrolle – behinderte und nicht-behinderte Akteure sind ein Team.

 Szene aus dem neuen Stück „Die unendliche Geschichte“: Joana und Tobias (im Vordergrund) und ihre Mitspieler samt Musikern.

Szene aus dem neuen Stück „Die unendliche Geschichte“: Joana und Tobias (im Vordergrund) und ihre Mitspieler samt Musikern.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Vor zehn Jahren war es noch ein vermeintlich gewagtes Unternehmen, das entsprechende Aufmerksamkeit hervorrief: Eine Gruppe behinderter und nicht-behinderter Menschen spielte gemeinsam Theater. Und zwar richtig gute, anspruchsvolle Stücke. Zehn Jahre später besteht die Theater-AG von Haus Freudenberg noch immer und bereitet sich gerade auf die Aufführungen von „Die unendliche Geschichte“ nach dem Roman von Michael Ende vor. Den Begriff „Inklusion“ hören die Beteiligten inzwischen gar nicht mehr so gerne. Sie spielen eben gemeinsam Theater, alle haben Spaß und Herzklopfen, hängen sich rein, genießen den Applaus. Alles ganz normal eben.

Im Pressegespräch informierte ein Teil des Ensembles gemeinsam mit Freudenberg-Geschäftsführerin Barbara Stephan und Regisseurin Anna Zimmermann-Hacks. Letztere ist von Beginn an dabei, ist als Theaterpädagogin Frau vom Fach und wird als Chefin ohne Wenn und Aber akzeptiert. Selbst bei der Rollenverteilung ist das so: Auch, wenn nicht jeder seine Wunsch-Rolle bekommen hat, vielleicht mehr oder weniger sprechen muss als erwartet – am Ende passt es immer, bestätigen alle. Ob man eine Hauptrolle hat, einen Panzerriesen oder ein Irrlicht spielt. Letztlich geht es ja doch um die Teamleistung, und die wird riesig sein und fünfmal große Häuser im Kreis Kleve füllen: die Klever Stadthalle, die Aula der Gelderner Liebfrauenschule und das Kevelaerer Bühnenhaus.

Michael Endes „unendliche Geschichte“ gehört zum Genre Fantasy, und ganz viel Fantasie wird auch von den Akteuren wie den Zuschauern verlangt. Jeder Schauspieler dürfe seine Ideen einfließen lassen, die Rolle mit seinem ganz individuellen Wesen ausfüllen, sagt Zimmermann-Hacks. Das Bühnenbild werde sich eines anderen Mediums bedienen, die Kostüme seien diesmal besonders aufwendig. Um sie kümmert sich seit drei Jahren mit großem Einsatz Luzia. Die humorvoll über die Truppe sagt: „Menschen ohne Macke sind kacke.“ Etwa gefälliger drückt dasselbe Chefin Barbara Stephan aus: „Es geht hier nicht um gut gemeintes, sondern um gutes Theater.“

Unter den Schauspielern ist Gabi, die mit viel Körpereinsatz den Wind macht, Joana, die das Pferd Atrox spielt, Tobias, der die Fantasie retten will, Eva als kindliche Prinzessin, Jblaise als Rennschnecke. Rund 50 Akteure gehören zum Team, dazu viele Helfer hinter der Bühne. Alle, egal in welcher Position, betonen, wie viel Spaß das Theaterspielen mache und wie gut man dabei vom Alltag abschalten könne. Viele Emotionen werden transportiert, Themen wie Vertrauen, Freundschaft, Hoffnung und Verantwortung stehen im Zentrum der Geschichte. Eine Band aus Freudenberg-Mitarbeitern und Externen begleitet das Ganze, Daniel und Vivien gaben schon mal ein wunderbares Beispiel ihrer Musik und ihres Gesangs.

Tobias und Joana zeigten sechs Wochen vor der Premiere schon mal einen kleinen Ausschnitt des Stücks, für das sie seit November proben. Ihr Ehrgeiz ist groß, die Begeisterung am kreativen Tun auch. Wer sie und ihre Mitstreiter erleben möchte, kann ab dem 23. Januar Eintrittskarten für je zehn Euro erwerben und eine der Vorstellungen zwischen dem 25. Februar und dem 5. März besuchen. Mehr dazu auf www.theaterwerkstatt-haus-freudenberg.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort