Treffen in Goch Volksbank setzt auf Nachhaltigkeit
Goch · Unaufgeregt durch schwierige Zeiten ist für Vorstand Wilfried Bosch das Motto. Gastredner Dieter Könnes unterstützte diesen guten Rat auf seine Weise. Der TV-Journalist, der im Kreis Viersen lebt, kam beim Publikum gut an.
In diesem Jahr passte der Name wieder zur Veranstaltung: Anders als 2022, als wegen Corona der traditionelle Neujahrsempfang zum Frühjahrsempfang wurde, konnte die Volksbank an der Niers ihre Gäste jetzt wieder in den ersten Januar-Tagen willkommen heißen. Im Gocher Kastell trafen sich rund 300 Genossenschaftsmitglieder und Vertreter der Gesellschaft, um Referate zu hören und sich anschließend auszutauschen.
Vorstand Wilfried Bosch, der auch im Namen des örtlichen Vorstandskollegen Johannes Janhsen sprach, stieg schnell ins Thema ein: Ein schwieriges Jahr liege hinter uns allen, sagte er. Aber eines, in dem die Volksbank an der Niers dennoch weiter wachsen und sowohl das Kreditvolumen (+6,5 %) als auch die Einlagen (+ 7,4 %) erhöhen konnte. 1454 neue Mitglieder, die 2022 dazu kamen, sorgten für einen Bestand an mittlerweile 54.000 Genossenschaftsmitgliedern, die Goch, Weeze und Kevelaer sowie den Südkreis abdecken. Die Bürgermeister oder deren Stellvertreter aus sämtlichen Kommunen waren vor Ort, ebenso zahlreiche Geschäftskunden.
Denn in schwierigen Zeiten einen verlässlichen Partner an der Seite zu haben ist besonders wichtig, betonte Bosch. Dass man sich untereinander gut kenne, in Vereinen, im Ehrenamt und in Nachbarschaften nahe beieinander sei, das sei wichtig und führe dazu, dass man sich miteinander wohl fühle. Oder, wie es einst Herder gesagt habe: „Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss.“ Bosch nahm Stellung zur Geldpolitik der EZB, zu den Zinsen, die die Bauwirtschaft arg belasten und den Sparer auch nur mittelmäßig freuen, weil die Inflation ja jeglichen Gewinn mehr als zunichte macht. „Auch wir können nicht in die Zukunft schauen“, gab Bosch zu, aber verwies auf die Erkenntnisse von Börsen-Guru Kostolany, der immer zum Abwarten aufgefordert hatte. Wer Aktien besitzt, lässt sie derzeit besser unangetastet und wird irgendwann wahrscheinlich gut damit dastehen. „Wir sollten ruhig bleiben im tobenden Sturm und besonnen die nächsten Schritte besprechen“ , empfahl der Voba-Vorstand.
Unaufgeregt und sogar mit einem gewissen Galgenhumor kam er auch auf die Serie von Geldautomatensprengungen zu sprechen. Man baue derzeit noch mehr Sicherheit ein, um die Geräte der Kundschaft hoffentlich bald wieder zur Verfügung stellen zu können. Sogar Europol ermittle inzwischen, aber die kriminelle Seite gibt nicht auf: „In Utrecht wurde sogar schon ein Trainingszentrum entdeckt!“
Den Gastvortrag hielt der Fernsehjournalist Dieter Könnes zum Thema Nachhaltigkeit, die viel mehr umschreibe als „bloß“ Umwelt- und Klimaschutz. Er riet dazu, den überstrapazierten Begriff durch das Wort „enkelfähig“ zu ersetzen. Damit denke man immer schon zwei Generationen voraus. Und fast jeder denke doch darüber nach, wie wohl seine Kinder und eines Tages die Enkel auf dieser Welt leben können werden. Und verhalte sich hoffentlich entsprechend.
Könnes war als Reporter in Tansania, um zu schauen, wo unsere Altkleider bleiben und hat in Bangladesch einen Eindruck davon gewonnen, wie Billigkleidung auf dem Rücken der Arbeiter hergestellt wird. „Ich erlebe fast täglich, wie wir Raubbau an unserem Planeten betreiben und die Augen vor der Wirklichkeit verschließen“, sagte er. Könnes, der im Kreis Viersen lebt, findet, dass sich das Fernsehen intensiv mit diesen unbequemen Themen beschäftigen muss. Als Moderator bei Stern TV und im neuen Format „Achtung Verbrechen“, das über „moderne“ Kriminalität, Betrug und den Sumpf des Darknet berichtet, bemüht er sich darum.