Vorschläge der Parteien für Wachtendonk Mehr Leben für Wachtendonks Ortskern

Wachtendonk · Die fünf Gruppierungen im Gemeinderat haben unterschiedliche Vorstellungen für die Zukunft des Zentrums in der Niersgemeinde. Eine Übersicht über die wichtigsten Vorschläge.

 Wachtendonks historischer Ortskern aus der Luft.

Wachtendonks historischer Ortskern aus der Luft.

Foto: Friedhelm Essers

Fast komplett unter Denkmalschutz, aber zu oft Leere auf den Straßen: Diesen Mangel konstatieren die Ratsgruppierungen in Wachtendonk fast bei jeder politischen Debatte. In der aktuellen Haushaltsberatung haben die Parteien und Vereine erneut Vorschläge zur Belebung der Ortschaft gemacht.

CDU Einen breiten Raum nahm die Entwicklung des Karrees Mühlenstraße ein. Hier wurden einige Gebäude durch die Gemeinde aufgekauft, um eine innerörtliche Entwicklung von modernem Wohnraum schaffen zu können. Die Verwaltung wird durch die Fraktion beauftragt, zeitnah Gespräche mit den Eigentümern und möglichen Investoren zu führen. Für die Entwicklung des Baugebiets Achter de Stadt ist es erforderlich, die Tennisplätze und das Clubheim zu verlegen. Die für den neuen Standort vorgesehene Fläche am Sportpark Laerheide ist hierfür zu überplanen. Die CDU-Fraktion steht hier für einen engen Schulterschluss bei der Umsetzung der Maßnahme mit dem Tennisclub. Die Instandsetzung von Straßen in beiden Ortsteilen nimmt einen Schwerpunkt in den kommenden Jahren ein. Die hierfür erforderlichen finanziellen Mittel wurden von der CDU-Fraktion beantragt. Mit der Umsetzung eines barrierefreien Zugangs zur Niersuferpromenade wird ein langjähriger Wunsch der CDU umgesetzt. So können nun auch Ältere und Gehbehinderte einen ungehinderten Weg auf die mittlere Ebene finden. Da ab Sommer etwa 28 Kitaplätze fehlen, hat eine zeitnahe Alternativlösung allerhöchste Priorität. Hier unterstützt die CDU die temporäre Lösung in den derzeit leerstehenden Fachräumen der Freien Realschule „Weitsicht“ am Schoelkensdyck. Die für den Umbau erforderlichen Finanzen werden für den Haushalt 2020 bereitgestellt. Die personelle Ausstattung für die Jugendarbeit ist ein immer wiederkehrendes Thema im Wachtendonker Rat und seinen Ausschüssen. Da es aus Sicht der CDU-Fraktion jedoch an einer grundsätzlichen Konzeption für die Jugend- und Sozialarbeit fehlt, wurde eine Summe von 10.000 Euro beantragt, um hier durch einen externen Gutachter den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln.

WBV Neben den Haushaltsberatungen stand zuletzt das Dauerthema „Entwicklung des Ortskerns“ auf der Tagesordnung. Der WBV sieht eine große Chance darin, den Wachtendonker Ortskern unter Einbeziehung der Burgruine und des „Alten Wasserwerks“ zu einem Standort für Kunst und Kultur zu etablieren. So lasse sich dem Leerstand durch die anhaltende Abwanderung von Ladenlokalen aus dem Ortskern entgegenwirken. Erste Vorboten dieser Chance für Wachtendonk sind nach Ansicht des Vereins bereits erkennbar: Die Eröffnung der Galerie „Zwecklos“ auf der Weinstraße trage ebenso zur Belebung des Ortskerns bei wie der gelungene Umzug der „Irish Session“ von der Boeckelt nach Wachtendonk. Diesen Trend möchte der WBV fördern. Die kürzlich durch den Gemeinderat beschlossene Rückkehr zur Schrittgeschwindigkeit im Ortskern begrüßt die WBV-Fraktion vor diesem Hintergrund ausdrücklich. Die gerade erst abgeschlossene Erweiterung der OGS-Kapazitäten an der Grundschule Wachtendonk wird nach Auffassung des WBV mit Einführung des durch die Bundesregierung geplanten Rechtsanspruchs auf Nachmittagsbetreuung an Grundschulen ab 2025 bereits nicht mehr bedarfsgerecht sein. Hier gilt es, frühzeitig geeignete Lösungen zu suchen. Neben der finanziellen Unterstützung einer möglichst guten Kita-Übergangslösung in einem ungenutzten Teil des Schulgebäudes am Schoelkensdyck wünscht sich der WBV, dass die geplante Umgestaltung der Homepage der Gemeinde Wachtendonk genutzt wird, einen ersten Schritt in Richtung eines „Mit-mach-Portales“ für Wachtendonk zu tun. Dazu gebe es erfolgreiche Beispiele in Deutschland.

Bündnis 90/Grüne Neben einer Verdoppelung der Zuschüsse für die örtliche Bücherei auf einen Euro pro Einwohner wollen die Grünen ein umfassendes Programm zur Absenkung von Bordsteinen auf Nullniveau bei Übergängen. Für die Stärkung der Jugendarbeit sind nach Meinung der Grünen mehr Stunden, eine bessere Vernetzung der handelnden Personen und endlich ein neuer fester Standort für eine Jugendeinrichtung in Wachtendonk erforderlich. Die Verbesserung der Jugendarbeit soll durch einen externen Moderator vorangebracht werden. Für die Erneuerung der Halfpipe und die Verbesserung der Gesamtanlage sollen in diesem Jahr erhebliche Mittel bereitgestellt werden. Die Initiativen zur Errichtung einer neuen Kita einschließlich der notwendigen Übergangslösung (vermutlich im Schulgebäude am Schoelkensdyck) und die Unterstützung der neuen freien Realschule (ebenfalls in diesem Gebäude) unterstützen die Grünen. Hier sind erhebliche Mittel veranschlagt, um notwendige Umbauten für die Kita zu veranlassen beziehungsweise den Start der Realschule „Weitsicht“ zu sichern.

SPD Die Sozialdemokraten unterstützen laut ihrem Fraktionsvorsitzenden Hans-Joachim Ebel das Ansinnen der CDU, in die alten Häuser im Ortskern zu investieren nach dem Motto „Historische Hülle – modernes Inneres“. Dann lassen sich die Immobilien besser vermieten. Neue Geschäfte seien so gut wie nicht mehr ansiedelbar, denn die Händler wollen Geld verdienen, und „mit 8000 Einwohnern sind wir einfach zu wenig“. Gastronomie ist das Pferd, auf das die SPD setzt. Um dafür den nötigen Freiraum zu bekommen, sei die Sperrung der Weinstraße für den motorisierten Verkehr an Sommerwochenenden ein Mittel. Ebel: „Das ist ein Versuch, um zu sehen: Geht es an Wochenenden auch ohne Auto?“ Für zum Teil an den Haaren herbeigezogen sieht er die Anregungen aus dem Integrierten Handlungskonzept (IHK). So sei das Anstrahlen von Bäumen nicht mehr zeitgemäß. Und für die Umgestaltung des Friedensplatzes seien die Kosten zu hoch. „Im Etat stehen nur für die Planung rund 160.000 Euro, da wird einem angst und bange.“

WWG Die WWG ist der Überzeugung, dass durch touristische Attraktivität eine Belebung des Ortskerns möglich ist, weshalb sie sich auch weiterhin für einen verkehrsberuhigten historischen Ortskern einsetzen will. Ergänzend zu den bereits erfolgreichen Festen wie dem Bücherbummel, dem Weinfest oder dem Kindersommerfest müssen zusätzliche weitere ganzjährige Attraktionen geschaffen werden. Darüber hinaus sei es notwendig, die Gastronomie zu stärken, und es seien aktive Bestrebungen nötig, um für die leerstehenden Läden neue Pächter, welche von außerhalb Wachtendonks kommen sollten, zu finden. Dazu wird nach Überzeugung der WWG das in der jüngsten Ratssitzung vorgestellte Einzelhandelskonzept einen Beitrag leisten können, denn es beinhalte eine detaillierte „Sortimentsliste“ an Gewerbebetriebe für kleinflächige Ladenlokale. Die WWG wünscht sich eine aktive Unterstützung durch die Wachtendonker Wirtschaftsförderung, damit Eigentümer und potentielle Pächter zusammenfinden. Es gibt zahlreiche nationale und internationale Fördertöpfe, weshalb die WWG auch angeregt habe, hierfür eine Planstelle einzurichten, damit diese Gelder systematisch beantragt werden können. Im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes werde ein professionelles Fördermanagement weitere Wichtigkeit erlangen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort