Die Fridays-for-Future-Generation packt an Wie zwei Müllsammler auch Kühe retten

Sevelen · Landwirt Ludger Bissels aus Sevelen hörte davon, dass Luis und Jette auf ihrem gesammelten Unrat sitzen blieben. Die Gemeinde half nicht. Der Bauer erklärt, warum die Kinder mit ihrer Aktion mehr als nur „aufräumen“.

 Landwirt Ludger Bissels aus Sevelen findet das Engagement von Jette Seifried und Luis Immler gut. Er hat den Kindern eine Müllsammel-Zange geschenkt und nimmt den gesammelten Müll der Kinder mit.

Landwirt Ludger Bissels aus Sevelen findet das Engagement von Jette Seifried und Luis Immler gut. Er hat den Kindern eine Müllsammel-Zange geschenkt und nimmt den gesammelten Müll der Kinder mit.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Landwirt Ludger Bissels hat einige Überraschungen für Luis Immler und Jette Seifried dabei, unter anderem eine Müllsammel-Zange. Das ist vielleicht ein ungewöhnliches Geschenk für zwei Achtjährige, aber die beiden Kinder freuen sich. In der RP hatte der Landwirt von der Müllsammel-Aktion der beiden an der Landwehr in Sevelen gelesen. Das machen die beiden in ihrer Freizeit. Mit Handschuhen bewaffnet, Kettcar und Anhänger ziehen sie los. Weil sie auch manches Unappetitliche finden, hat der Landwirt ihnen eine Müllsammel-Zange mitgebracht. Und ein dickes Dankeschön. Denn die beiden Kinder haben, ohne es zu wissen, auch auf seiner Wiese Müll eingesammelt. Und damit so mancher Kuh das Leben gerettet.

Als die Kinder davon hören, machen sie große Augen. Sie hatten davon gehört, dass Tiere sterben können, wenn sie Plastik essen. Aber die meisten haben dabei Bilder von sterbenden Schildkröten im Meer im Kopf. „Bei uns fliegt der Plastikmüll nicht ins Meer, sondern auf die Felder“, sagt der Landwirt. Und das hat fatale Folgen, über die sich mancher keine Gedanken macht. Der achtlos weggeworfene Müll, die leere Zigarettenpackung mit Plastikfolie, der Coffee-to-go-Becher, „landet dann irgendwann bei den Tieren auf dem Tisch“, erklärt der Bauer den Kindern. Denn was auf der Wiese liegt, wird „mitgeerntet“, wenn das Gras geschnitten wird, aus dem später Heu wird. „Wenn man was sieht beim Erntevorgang, dann steigt man ab und holt das von der Wiese runter“, sagt Bissels. Aber bei einer Arbeitsbreite der Maschinen von zehn Metern ist es nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. „Man sieht nicht alles“, sagt Bissels.

„Plastik kann den Darm verstopfen, scharfes Metall den Darm verletzen“, erklärt der Sevelener Landwirt warum Müll in die Landschaft schmeißen, und sei es auch nur ein Joghurtbecher, kein Kavaliersdelikt ist. Statistisch sei es schwer zu sagen, wie viele Kühe an Müll sterben. Fakt ist: Sie sterben daran.

Die Landwirte tun schon einiges dafür, um Müll aus ihrem geernteten Futter zu bekommen, erklärt Bissels den Kindern. So gibt es einen sehr starken Magneten an der Futterschnecke, der Metall rausholt. „Aber eben nicht die Cola-Dose aus Alu“, sagt Bissels. Und auch nicht deren scharfkantige Schnipsel. „Wie ist es denn mit Taschentüchern?“, will Jette wissen. Bissels fragt in die Runde, wer ein gebrauchtes Taschentuch dabei hat und wie es denn wäre, wenn das jetzt in dem Getränk landet, das vor einem steht. Eklig finden das alle. „Bei Kotbeuteln ist es das Gleiche“, sagt der Landwirt. Auch die landen auf der Wiese der Landwirte und irgendwann „bei den Kühen auf dem Teller“.

Bissels weiß, dass es nicht eine Veränderung von heute auf morgen geben wird. Aber weniger Müll ist möglich, wenn jeder zum Bäcker mit dem eigenen Brotbeutel geht und Obst und Gemüse in wiederverwertbaren Taschen mitnehmen würde, lauten die Vorschläge des Landwirts. Das wäre ein Anfang. Und so lange es noch Müll gibt, den Luis und Jette einsammeln, will er vorbeikommen. Die Anfrage der Familie Immler bei der Gemeinde Issum, ob sie die gesammelten fünf Fahrrad- und den einen Autoreifen abholen könnten, hatte keinen Erfolg. Hier springt der Sevelener Landwirt ein. Und das will er auch in Zukunft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort