Verwaltung sucht nach Alternativen Wie teuer dürfen Issums Ökopunkte sein?

Statt Ausgleichsmaßnahmen möchte die Gemeinde auf ein Ökokonto zurückgreifen. 120.000 Euro standen im Raum. Die Politik und auch Bürger forderten, nach günstigeren Alternativen zu suchen. Das Problem: Die Zeit drängt.

 Ökopunkte können auf unterschiedliche Weise erwirtschaftet werden. Unterschiede gibt es auch im Preis.

Ökopunkte können auf unterschiedliche Weise erwirtschaftet werden. Unterschiede gibt es auch im Preis.

Foto: pixabay

Bevor die Diskussion im Issumer Bauausschuss hitzig wurde, war zumindest eines klar: Für Baumaßnahmen, die die Gemeinde plant, muss sie Ausgleichsmaßnahmen schaffen, wenn Flächen versiegelt werden. Konkret wird das, wenn das Feuerwehrhaus in Sevelen gebaut wird. Dann verschwindet eine große Wiese. Das fehlende Grün muss ersetzt werden. Die Gemeinde kann nicht nur selbst Ausgleichsmaßen vornehmen, zum Beispiel Bäume pflanzen, sondern alternativ Ökopunkte kaufen, also von bestehenden ökologisch wertvollen Flächen profitieren, die nach einem bestimmten System bewertet werden. Angedacht war der Erwerb von 30.000 Ökopunkten vom Ökokonto Heidemann in Issum. Den Politikern gefiel, dass sich dieses Ökokonto, also die „grüne Fläche“, auf Gemeindegebiet liegt. Kritisiert wurde der Preis. Vier Euro soll ein Ökopunkt beim Ökokonto Heidemann kosten. Es geht also um eine Gesamtsumme von 120.000 Euro. Bevor die Parteien zu Wort kamen, meldete sich aus der Zuhörerschaft Werner Soika mit mehreren Fragen zu Wort.

Warum will die Gemeinde mehr Ökopunkte kaufen, als sie braucht? Mit den 120.000 Euro würden 30.000 Ökopunkte erworben. Für das Bauprojekt werden aber lediglich 11.102 Ökopunkte gebraucht. Man wolle die Rücklage für weitere Projekte, etwa den Bau einer neuen Sporthalle für Sevelen, hieß es von Seiten der Verwaltung. Ein Kauf auf Vorrat entspreche aber nicht der Idee des Ökokontos, lautet die Kritik Soikas.

Steht der Preis von vier Euro pro Ökopunkt fest? Es handele sich um ein Angebot, noch seien keine Verträge geschlossen, sagt Issums Bürgermeister Clemens Brüx. Er betonte aber auch, dass der Preis von vier Euro seitens der Unteren Landschaftsbehörde als angemessen bestätigt wurde.

Gibt es Alternativen? CDU, SPD und FDP plädieren für eine Ausschreibung. Einer, der bereits Interesse bekundet hat, ist Waldbesitzer Werner Soika aus der Zuhörerschaft. Auch bestehender Wald kann ökologisch aufgewertet werden, dass damit Ökopunkte zu erwirtschaften sind. „Ich weiß auch noch von anderen, die sich an einer Ausschreibung beteiligen würden“, sagt er. Zum Vergleich: Bei den Stadtwerken Geldern gibt es den Ökopunkt für 1,50 Euro plus Mehrwertsteuer. Bisher habe man aber nicht an Dritte verkauft, so Claus van Vorst von den Stadtwerken, denn auch die Stadt Geldern muss ihren Bedarf an Ökopunkten für ihre Baumaßnahmen decken.

Ins Spiel gebracht wurde wurde auch der Antrag der SPD zum Anlegen eines Gemeindewaldes. Der Wald würde auch Ökopunkte bringen oder direkt als Ausgleichsmaßnahme gelten können. Das Problem ist die Zeit, der Gemeindewald ist noch nicht beschlossen.

Eine andere Möglichkeit wäre, eine Ausgleichsmaßnahme im Bereich der gemeindeeigenen Fläche des Römerhofs vorzunehmen. Die nötige Fläche ist aktuell aber verpachtet und wird als landwirtschaftliche Nutzfläche gebraucht. Steigt die Gemeinde Issum vorzeitig aus dem Pachtvertrag aus, muss sie aber einen Entschädigungsbetrag zahlen.

Reaktionen aus der Politik Stefan Sablowski (CDU): „Wir sind nicht bereit, für einen Ökopunkt vier Euro auszugeben.“ Rolf Flottau (FDP): „Wir müssen den Preis sondieren, ob es irgendwo günstiger geht und dann nur die 11.000 Punkte kaufen, die wir brauchen.“ Günter Beier (CDU): „Wir sollten ausschreiben und sehen, was der Markt an Ökopunkten zu bieten hat. Dann haben wir alle Möglichkeiten, zuzuschlagen.“ Michael Petermann (SPD): „Wir müssen Ökopunkte kaufen, es sei denn, der Römerhof ist eine Alternative.“ Stefan Winkel (Bündnis 90/Die Grünen): „Für zukünftige Plangebiete regen wir an, dass die Gemeinde bereits bei der Planung für einen integrierten ökologischen Ausgleich sorgt. Wir sehen es als Aufgabe der Politik, für ein gesundes Mikroklima in unseren Dörfern zu sorgen. vor allem in Hinblick auf zukünftig, vermehrt auftretende Extrem-Hitzeereignisse.“

Das Ergebnis ist noch offen, die Verwaltung ist beauftragt worden, nach Alternativen zu suchen, die günstiger sind als der Kauf von 30.000 Ökopunkten in Höhe von 120.000 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort