Unendliche Weiten

Jedes Jahr sorgen die arktischen Wildgänse für ein Naturschauspiel in Kranenburg. Hunderttausende der Langstreckler überwintern hier. Enorm verändert hat sich hingegen das gesellschaftliche Leben in der Flächengemeinde.

Arktische Wildgänse fliegen ihren Schlafplatz an. Mit der untergehenden Sonne suchen sie sich einen Ort auf einem Gewässer, um sicher vor Füchsen und anderen Bodenfeinden zu sein.

Arktische Wildgänse fliegen ihren Schlafplatz an. Mit der untergehenden Sonne suchen sie sich einen Ort auf einem Gewässer, um sicher vor Füchsen und anderen Bodenfeinden zu sein.

Foto: Nabu-Naturschutzstation Niederrhein/Roland Schwark

Sie sind zahlreich, und auf sie ist Verlass. Anfang Oktober tauchen die ersten Wildgänse am Horizont auf und verbringen den Winter am Niederrhein. Die Niederung bei Kranenburg ist eine ihrer Lieblingsplätze. Hier finden die Tiere beste Voraussetzungen zum Überwintern. Die ausgedehnten Wiesen sind ihre Futter- und Trinkplätze. Als Langstreckenzieher legen sie etliche tausend Kilometer zwischen ihren Brut- und Überwinterungsgebieten zurück. In der Zeit zwischen 1950 und 1985 nahm die Gänsepopulation schrittweise zu. Die Nabu-Naturschutzbundstation Niederrhein erklärte, dass im Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“ in diesem Jahr wieder bis zu 250.000 arktische Wildgänse erwartet werden.

Doch ist es nicht allein das Naturschutzgebiet Düffel. Die Gemeinde ist umgeben von erlebbarer Natur. Was auf der einen Seite die Niederung, so sorgt auf der anderen der Reichswald für die attraktive Landschaft. Der Wald ist die grüne Lunge des Niederrheins und der größte zusammenhängende Staatsforst in Nordrhein-Westfalen. Wer in der schier endlosen Gemeinde mit dem Fahrrad unterwegs ist, dem wird es an kilometerlangen abwechslungsreichen Strecken nicht fehlen.

Kranenburg wird auch Grenzgemeinde genannt. Ein Titel, der für die Kommune nicht mehr passt. Seit Jahren verwischen hier die Linien zwischen den Ländern immer mehr. Mittlerweile wohnen etwa 2850 Bürger in den acht Ortsteilen, die einen niederländischen Pass besitzen. Eine Euregio Realschule wurde gegründet, in der bilingual unterrichtet wird.

Ein Alleinstellungsmerkmal ist ein Einkaufszentrum an der Umgehungsstraße. Für eine 10.000-Einwohner-Gemeinde wäre es völlig überdimensioniert. Alles, was an Discountern, Drogerieketten oder Vollsortimentern einen Namen hat, besitzt hier eine stattliche Filiale. Es sind die Nachbarn aus den Niederlanden, die für einen florierenden Handel sorgen. Altbürgermeister Günter Steins hatte mit der Planung und Umsetzung des Projekts begonnen. Zum Auftakt des Vorhabens sagte er: „Warum sollen wir Niederländer durch Kranenburg fahren lassen, damit sie dann in Kleve einkaufen?“ Die Rechnung ging auf. Die letzte Erweiterung wurde im November eröffnet.

Was in der Gemeinde seit Jahren besonders begehrt ist, sind Grundstücke für ein Eigenheim. Im Rathaus liegt eine Bewerberliste für einen Bauplatz, auf der mehr als 150 Namen stehen. Kranenburg gehört im Kreis Kleve zu den wenigen Kommunen, denen für die nächsten Jahre ein Bevölkerungswachstum vorhergesagt wird. Das grenzenlose Miteinander trägt dazu bei.

Peter Janssen

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