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Spendenaktion in Straelen Straelener bringen Spenden an die Grenze

Straelen/Przemyśl · Daniel Langefeld machte sich gemeinsam mit einem Freund auf den Weg nach Polen. Und er kehrte nicht mit einem leeren Wagen zurück, sondern nahm auch eine ukrainische Familie mit, die nach Kevelaer wollte.

 Daniel Langefeld und Danny Dedlow (v.l.) brachten die Spenden in eine Turnhalle an der Grenze.

Daniel Langefeld und Danny Dedlow (v.l.) brachten die Spenden in eine Turnhalle an der Grenze.

Foto: Langefeld

Daniel Langefeld sagt, er wollte etwas tun. Nicht nur Spenden abgeben, ohne zu wissen, wo sie ankommen. Sondern wirklich dafür sorgen, dass die Spenden ihr Ziel erreichen. Also organisierte der Straelener eine Aktion für die Ukraine in der Blumenstadt. Langefeld spielt Tennis beim TC Straelen, über dessen Homepage verbreitete er den Aufruf, andere Vereinsmitglieder halfen ihm dabei, Spenden zu sammeln. Vor dem Rewe-Markt in Straelen versammelten Langefeld und seine Helfer sich und nahmen einen Tag lang Hygieneartikel, Decken und Weiteres entgegen. Insgesamt kamen die Gaben auf ein Gewicht von 1,8 Tonnen, zusätzlich sammelten sie 863,36 Euro an Geld.

Die Spenden lud Langefeld in einen Transporter und einen Anhänger und wollte sich eigentlich auf den Weg machen. Eine Corona-Infektion bremste ihn erst einmal aus, doch eine Woche später fuhr er zusammen mit Danny Dedlow los. Gut 1350 Kilometer waren sie unterwegs, bis nach Przemysl in Polen. Die Stadt liegt direkt an der Grenze zur Ukraine. „Die Fahrt war schon anstrengend, wir sind zwei Nächte gefahren“, sagt Langefeld. Auf dem Weg seien sie an Militärstationen vorbeigekommen, wo gefechtsbereite Raketen standen. „Das war schon ein beklemmendes Gefühl.“

 Vor dem Rewe-Markt Gellen sammelten Mitglieder des TC Straelen um Daniel Langefeld (Mitte, grüne Jacke) Spenden für die Ukraine. 
  RP-Foto: Evers

Vor dem Rewe-Markt Gellen sammelten Mitglieder des TC Straelen um Daniel Langefeld (Mitte, grüne Jacke) Spenden für die Ukraine. RP-Foto: Evers

Foto: Evers, Gottfried (eve)

In Przemyśl angekommen, fuhren sie erst einmal zu einer Turnhalle. Viele Menschen seien dort nicht gewesen, sagt Langefeld. „Es war relativ ruhig“. Die Turnhalle aber war gesäumt von Spenden, Kartons, Verpackungen stapelten sich neben Sprossenwänden und Basketballkörben. „Die Polen sind hier sehr gut organisiert“, sagt Langefeld. Es gab Ansprechpartner, Menschen, die die Spenden entgegennahmen, sie verteilten.

Als sie alles abgeladen haben, fuhren Dedlow und Langefeld zum Bahnhof. Sie wollten nicht mit einem leeren Auto zurück kommen, sondern Geflüchtete mit nach Deutschland nehmen. Doch der Bahnhof war quasi menschenleer, sagt Langefeld. „In der Ukraine war zu diesem Zeitpunkt Luftalarm. Wir haben die Sirenen auf der anderen Seite der Grenze gehört“. Dann fuhren sie weiter. Zu einem Einkaufszentrum, in dem niemand mehr einkauft. Direkt an der Grenze sind dort Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. In den leeren Geschäften stehen nun Feldbetten, sagt Langefeld. Darauf sitzen viele Menschen, vor allem junge Familien, Mütter mit ihren Kindern. „Wenn man in die Gesichter geschaut, hat man da vor allem Leere gesehen“, sagt Langefeld. Er und Dedlow musste sich registrieren, angeben, wo sie hinfahren.

Dann wurde ihnen eine Familie vermittelt, eine Mutter mit zwei Kindern, mit einem Zielort in Nordrhein-Westfalen. Der Vater war nicht dabei. Er kämpft im Krieg. Erst verstand Langefeld, dass die Familie nach Köln wollte. Dann schrieb die Mutter eine Adresse auf. Und das Ziel war nicht Köln. Sondern Kevelaer. „So klein kann die Welt sein“.

Dann fuhren sie los, über 1300 Kilometer, wieder zurück nach Deutschland. Viel geredet hätten sie während der Fahrt nicht, das sei auch aufgrund der Sprachbarriere schwierig gewesen. Als er angekommen sei, habe sich nochmal jemand aus Polen bei ihm gemeldet, ob denn alles geklappt hat, ob die Familie wohlauf sei.

„Wenn man Nachrichten guckt, dann denkt man sich, du hast ein bisschen was geholfen. Du hast zumindest einen kleinen Teil dazu beigetragen, die Situation zu verbessern“, sagt Langefeld. Der 43-Jährige hofft, dass man aus dieser Hilfsbereitschaft, die jetzt vielerorts herrscht, lernt. „Ich hoffe, dass wir uns in Europa gemeinsam daran erinnern.“ Zu der Familie, die jetzt in Kevelaer untergebracht ist, hat er sporadischen Kontakt. Er hat ihnen einmal geschrieben, ob alles in Ordnung sei. Aber vor allem möchte er sie nun ein bisschen in Ruhe lassen. „Die sollen erst einmal ankommen“, sagt Langefeld. Eine Woche später war Langefeld schon wieder unterwegs. Die Schwester der Ukrainerin ist hochschwanger am Ammersee in Bayern angekommen. Langefeld holte sie ab und brachte auch sie nach Kevelaer.

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