Fußball Bald macht’s „Huh“ an der Römerstraße

Straelen · Hermann Tecklenburg, Präsident des SV Straelen, macht sich auf den Weg nach Island und schaut sich nach interessanten Spielern um.

 Der Wikinger-Schlachtruf „Huh“ gehört seit der EM 2016 zum allgemeinen Fußball-Wortschatz. Die Fans des SV Straelen sollten schon einmal üben.

Der Wikinger-Schlachtruf „Huh“ gehört seit der EM 2016 zum allgemeinen Fußball-Wortschatz. Die Fans des SV Straelen sollten schon einmal üben.

Foto: dpa/Mark Baker

Hermann Tecklenburg macht keine halben Sachen. Wahrscheinlich ist er deshalb als Bauunternehmer so erfolgreich. Selbstverständlich erstreckt sich sein Ehrgeiz auch auf den Sport. Der Präsident des Fußball-Regionalligisten SV Straelen war am vergangenen Samstag zwar unter dem Strich durchaus zufrieden mit dem Auftritt des Neulings bei Rot-Weiß Oberhausen. Doch der Chef der Grün-Gelben hatte von der Tribüne des Niederrhein-Stadions aus auch einige Dinge gesehen, die ihm nicht so gefallen haben.

Stichwort Kondition: In den letzten 20 Minuten hatte der Gastgeber aus Oberhausen deutliche Vorteile, während der Neuling dem bis dahin betriebenen Aufwand Tribut zollen musste. „In der Schlussphase hat man das Spiel einer Profimannschaft gegen Amateure gesehen. Und das kann ich als Präsident des Vereins natürlich nicht als gegeben hinnehmen“, sagt Tecklenburg. Eine Lösung hat er schon auf Lager. Diese möchte er kurzfristig durchsetzen, auch wenn sie dem kickenden Personal vielleicht nicht unbedingt schmecken wird. „Wir haben momentan wöchentlich vier Trainingseinheiten. Viele unserer Konkurrenten kommen auf sechs oder sieben. Und so etwas macht sich natürlich im Spiel bemerkbar.“

Klartext: Die Straelener Spieler sollen möglichst ab sofort mehr tun, um in der Vierten Liga eine adäquate Rolle spielen zu können. Wenn es nach Hermann Tecklenburg geht, sollen zusätzlich zwei Einheiten eingeführt werden, die vormittags über die Bühne gehen. Zumindest für die Studenten im Kader und diejenigen Kicker, die ansonsten beruflich nicht zu stark eingespannt sind. Cheftrainer Marcus John wird die Extraschichten allerdings nicht leiten können, da er einem Hauptberuf nachgeht. Für den Präsidenten kein Problem. „Da wird sich schon jemand finden. Wir haben in Khaled Daftari, Stefan Post und Friedhelm Baumann drei Co-Trainer. Notfalls stelle ich mich auf den Platz. Oder meine Frau Martina springt ein“, sagt Tecklenburg.

Stichwort Eckbälle: „Die Eckbälle waren eine Katastrophe. Wenn ich acht Ecken habe und alle acht landen beim Gegner, dann stimmt doch etwas nicht.“ Folgerichtig musste John seinen Trainingsplan in dieser Woche entsprechend anpassen, damit bei der Heimpremiere gegen den SC Wiedenbrück vielleicht der eine oder andere Eckstoß für Gefahr sorgt.

Stichwort Verstärkungen: Trotz der Verpflichtungen von Drittliga-Torwart David Buchholz und des ehemaligen Zweitliga-Verteidigers Adli Lachheb sind sich alle Beteiligten einig: Da muss noch mehr kommen, wenn der SV Straelen eine reelle Chance auf den Klassenerhalt besitzen möchte. Hermann Tecklenburg nimmt das Heft des Handelns in die Hand und gibt ein Versprechen ab: „Es werden noch echte Verstärkungen kommen. Im August. Spätestens im September.“

Die Wechselfrist endet zwar offiziell am 31. August. Doch der Präsident des SV Straelen kennt selbstverständlich die Ausnahmeregelungen und Hintertüren. „Ich kann zum einen auch nach diesem Termin noch arbeitslose Profis verpflichten.“ Zum anderen führt die Spur in den ganz hohen Norden. Genauer gesagt nach Island. Tecklenburg hat den Flieger nach Reykjavik bereits gebucht. Nicht etwa, um sich etwas Abkühlung zu verschaffen oder die schönen Seiten der kargen Wikinger-Insel zu erkunden. Selbstverständlich handelt es sich um eine Dienstreise in Sachen Fußball. Wie zuletzt vor neun Jahren – 2009 kickte der SV Straelen in der damaligen Niederrheinliga – hat Tecklenburg Kontakt zu seinem alten Freund und Weggefährten Larus Gudmundsson aufgenommen. Gudmundsson gehörte als Stürmer zu jener Mannschaft von Bayer 05 Uerdingen, die 1985 den DFB-Pokal gewann und bestritt 17 Spiele für sein Heimatland. Mit seiner Unterstützung lotste Tecklenburg damals die Spieler Andri Sigurjonsson und Magnus Björgvinsson vom isländischen Erstligisten UMF Stjarnan an den Niederrhein. Und es kann gut passieren, dass die Straelener Fans demnächst den Wikinger-Schlachtruf „Huh“ einüben müssen, der bei der EM 2016 in den allgemeinen Fußball-Wortschatz eingegangen ist. „Ich habe neben Larus noch einige weitere Freunde auf Island. Darunter auch ein ehemaliger Nationaltrainer. Selbstverständlich werde ich mir Tipps geben lassen und in Reykjavik einige Spiele anschauen. Falls wir dann noch Bedarf haben, bringe ich zwei, drei gute Spieler mit“, kündigt der Präsident an.

Für Tecklenburg ist der kommende Samstag ein ganz besonderer Tag. Zunächst feiert der SV Straelen ab 14 Uhr seine Regionalliga-Heimspielpremiere gegen den SC Wiedenbrück, abends steigt dann in der „Blauen Lagune“ in Wachtendonk die große Geburtstagsparty unter dem Motto „120 Jahre Tecklenburg-Voss“. Der Gastgeber möchte nach Möglichkeit erstmals seine beiden japanischen Offensivverstärkungen Shun Terada und Meguru Odagaki einsetzen. Für beide liegt mittlerweile eine Aufenthaltsgenehmigung vor, die bis 31. Mai 2020 gültig ist. Fehlt nur noch ein entsprechender Stempel vom Westdeutschen Fußballverband – dann sollte dem doppelten Debüt nichts mehr im Wege stehen. Tecklenburgs Prognose: „Wenn die beiden dabei sind, feiern wir unseren ersten Saisonsieg. Wenn nicht, reicht’s hoffentlich wenigstens zu einem Unentschieden, damit ich nicht mit schlechter Laune zu meiner eigenen Geburtstags-Party fahren muss.“

Der Gastgeber rechnet mit einem großen Besucher-Andrang. Stephan Dix, kaufmännischer Leiter des SV Straelen und Planer des „neuen“ Stadions an der Römerstraße, weist darauf hin, dass am Samstag auch der Gästebereich erstmals genutzt werden kann. Da es sich um ein „Null-Risiko-Spiel“ handelt, sind sämtliche Bereiche im Stadion frei begehbar. Der SV Straelen bittet daher beispielsweise auch Fußballfreunde aus dem Gelderland, den neuen Parkplatz für Gäste zu nutzen, der von der Venloer Straße aus erreichbar ist. Dort befindet sich dann auch ein weiterer Eingangsbereich. „Wir hoffen schon auf bis zu 700 Zuschauer. Wenn einige davon den neuen Eingang nutzen, können wir ein Gedränge an der Römerstraße verhindern“, erklärt Dix. Selbstverständlich hat sich auch Vereinswirt Dieter Niersmans auf die Vierte Liga eingestellt und einen zusätzlichen Getränkestand organisiert.

 Ein schönes Paar: Hermann Tecklenburg (70) und Martina Voss (50) haben in diesem Jahr runde Geburtstage gefeiert. Macht „120 Jahre Tecklenburg-Voss“. Die Party steigt am Samstag nach dem Spiel gegen den SC Wiedenbrück.

Ein schönes Paar: Hermann Tecklenburg (70) und Martina Voss (50) haben in diesem Jahr runde Geburtstage gefeiert. Macht „120 Jahre Tecklenburg-Voss“. Die Party steigt am Samstag nach dem Spiel gegen den SC Wiedenbrück.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Es ist also alles angerichtet für einen wunderbaren Fußball-Nachmittag und eine noch schönere Geburtstagsfeier. Und einiges spricht dafür, dass Hermann Tecklenburg sich und dem SV Straelen demnächst noch einige sportliche Geschenke macht.

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