75 Jahre SC Blau-Weiß Auwel-Holt Als Blau-Weiß in Straelen Spitze war

Auwel-Holt · 1946 wurde der Sportclub in Auwel-Holt gegründet. Sein Jubiläum feiert der beliebte Dorfverein wegen Corona mit einem Jahr Verspätung.

 Die Aufstiegsmannschaft 2016/2017. Seit dem Aufstieg ist die Mannschaft nicht mehr abgestiegen aus der Kreisliga A.

Die Aufstiegsmannschaft 2016/2017. Seit dem Aufstieg ist die Mannschaft nicht mehr abgestiegen aus der Kreisliga A.

Foto: Canders

Johannes Rattmann seufzt ein wenig, als er sagt: „Wir waren mal besser als der SV. Aber das weiß heute in Straelen kaum noch jemand.“ Der Vorsitzende erinnert an einen der größten Erfolge des SC Blau-Weiß Auwel-Holt in der 75-jährigen Geschichte des Vereins. Der wurde 1946 gegründet. Wegen der Corona-Pandemie wird das Jubiläum aber erst jetzt begangen, mit einem Jahr Verspätung.

Die Sternstunde, von der Rattmann spricht, war der Aufstieg der Blau-Weißen in die Bezirksliga, der höchsten Spielklasse, in der Kicker aus der Ortschaft jemals angetreten sind. Fast hätte das bereits im Jahr 1979 geklappt. Vor 1000 Zuschauern kam es in Broekhuysen, auf neutralem Boden, zum Entscheidungsspiel zwischen Auwel-Holt und dem SV Straelen um den Aufstieg in die Bezirksliga. Das entschieden die Grün-Gelben für sich. Nur, um direkt wieder abzusteigen. Den Platz des SVS in der Bezirksliga nahm 1980 dafür die „Erste“ aus Auwel-Holt ein.

 Aufbruchstimmung: So präsentierten sich die Holter Kicker auf dem Sportfest im Jahr 1947.

Aufbruchstimmung: So präsentierten sich die Holter Kicker auf dem Sportfest im Jahr 1947.

Foto: Repro Klatt

Von solch spannenden Spielen wagte 1946 in Auwel-Holt noch niemand zu träumen. In jenem Jahr gründeten sportbegeisterte Männer den SC Blau-Weiß. Viel lief in den ersten Jahren nicht. „Hier war ja nichts“, erinnern sich einige. Gekickt habe man auf einer Wiese, die nicht selten unter Wasser stand. 1952 führte eine Krise zur Auflösung des Vereins. 

 Thomas Puschmann schaffte es vom SC Auwel-Holt in die Bundesliga.

Thomas Puschmann schaffte es vom SC Auwel-Holt in die Bundesliga.

Foto: Repro Klatt

Am 7. März 1958 fanden sich wieder 43 Sportbegeisterte zusammen und erweckten den SC zu neuem Leben. Treibende Kraft war Laurenz Brouwers, der in der Gründungsversammlung zum Vorsitzenden gewählt wurde. Wichtigste Aufgabe war, für einen bespielbaren Sportplatz zu sorgen. Das war auf dem heutigen Vereinsgelände an der Maasstraße, einer ehemaligen Kiesgrube, die im Volksmund als „Sandloch“ bezeichnet wurde. Mit Unterstützung der Stadt und des Reitervereins schufen die Mitglieder in einer großen Energieleistung die Platzanlage mit Aschenplatz, die am 7. August 1963 eingeweiht wurde. In Gemeinschaftsarbeit entstand außerdem das angrenzende Turniergelände des Reitervereins. Ebenfalls mit viel Eigenleistung wurde das Clubhaus in den Jahren 1969/70 gebaut.

 Vorsitzender Johannes Rattmann, Geschäftsführerin Anne Peeters, Anton Wynhoeven, 2. Vorsitzender Tom Canders, Gerd Brouwers, Johannes Heyer.

Vorsitzender Johannes Rattmann, Geschäftsführerin Anne Peeters, Anton Wynhoeven, 2. Vorsitzender Tom Canders, Gerd Brouwers, Johannes Heyer.

Foto: Klatt

Bis Auwel-Holt einen Rasenplatz bekam, sollten aber noch einige Jahre vergehen. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre taten sich einige Grundstückseigentümer zusammen und ermöglichten den Bau des Rasenplatzes. Im Mai 1998 begannen die Arbeiten. „Es wurden 12.000 Tonnen Sand bewegt und als Ausgleichsmaßnahme 3000 Bäume gepflanzt“, beschreibt der ehemalige Obmann Johannes Heyer die Maßnahme, die vom damaligen Stadtdirektor Johannes Giesen unterstützt wurde. 700.000 Mark kostete das Projekt, ein Drittel steuerte der Verein als Eigenleistung bei. Mit einem Spiel gegen die Strae­len-All-Stars wurde der Platz im Juni 1999 eröffnet.

Ein Kabinenanbau entstand 2012, das neue Clubhaus wurde im September 2019 eingeweiht. Aus dem alten Clubhaus wurde ein Geräteraum, außerdem kamen dort nach einer Sanierung Kabinen hinein. Die neueste Errungenschaft auf der Anlage des SC Blau-Weiß Auwel-Holt ist das Kunstrasenspielfeld, das seit Mitte Mai 2022 genutzt wird.

Als einer der ersten Vereine in der Region hatte der SC Blau-Weiß ab Mitte der 1970er Jahre Frauenmannschaften. Der damalige Vorsitzende Theo Sanders sorgte für deren Gründung. Wie er überhaupt in der Geschichte des Vereins eine wichtige Rolle spielte. 30 Jahre füllte er im Vorstand verschiedene Positionen aus, war auch Coach und Torwart-Trainer. Nach einer Pause im Frauenfußball haben die Auwel-Holter seit 2005 wieder durchgängig Damen-Teams. Der größte Erfolg war 2013 der Aufstieg in die Bezirksklasse.

Den Herren glückte nach dem Bezirksliga-Aufstieg 1980 dieses Kunststück ein paar Jahre später noch einmal. Seit 2017 spielt die „Erste“ in der Kreisliga A. 

Als erste Mannschaft überhaupt holte sich der SC Blau-Weiß Auwel-Holt 1979 den von der Brauerei Diebels ausgelobten Anti-Defensiv-Pokal (später: Offensiv-Pokal). Als Belohnung gab es ein Freundschaftsspiel gegen den damals von der Issumer Brauerei gesponserten MSV Duisburg. Das fand am 18. Mai 1981 statt. Die Amateure hielten sich wacker, mussten sich dem Bundesligisten aber letztendlich doch mit 1:4 geschlagen geben. Gerd Brouwers erzielte damals den Ehrentreffer für die Blau-Weißen.

Apropos MSV Duisburg: Bei diesem Bundesligisten kickte eine Zeit lang auch Thomas Pusch­mann. Er ist der einzige Fußballer aus Auwel-Holt, der es als Profi schaffte. Er trug außerdem das Trikot des FC St. Pauli, am kommenden Samstag, 30. Juli, ganz nebenbei Gegner des SV Straelen.

Der SC Blau-Weiß Auwel-Holt war und ist auch jenseits des Fußballplatzes aktiv. Die Karnevalsfreunde nicht nur aus der Ortschaft lieben die Kappensitzungen der Blau-Weißen im Saal Schraetz-Aengenendt. Der leider viel zu früh verstorbene Theo Momm, der einige Jahre auch SC-Präsident war, agierte als Büttenredner äußerst erfolgreich und erntete auch außerhalb von Auwel-Holt Lachsalven. Ein Aktiver oder eine Aktive wird als Tollität ausgelost.

Beim Ferienlager des Vereins ging es 19 Jahre lang jeden Sommer ins sauerländische Hachen. Der Fußballnachwuchs aus dem Ort wird im Sommercamp der Fußballschule Grenzland von ehemaligen Profi-Spielern trainiert.

Heute zählt der SC Blau-Weiß Auwel-Holt insgesamt rund 630 Mitglieder. „Die Identifikation mit dem Dorf ist noch stark ausgeprägt“, sagt Vorsitzender Rattmann. Zwei Männer-Seniorenteams treten gegen den Fußball, ein Damen-Seniorenteam, vier Mädchenteams als Jugendspielgemeinschaft mit dem SV Walbeck.

Bei den Bambini sowie der E- und F-Jugend ist der SC laut 2. Vorsitzendem Tom Canders eigenständig. Von der D- bis A-Jugend besteht eine Spielgemeinschaft mit dem SV Walbeck. Die Alten Herren tragen regelmäßig Freundschaftsspiele aus.

Es gibt beim SC auch eine Turnabteilung, die Anita Vins vor 30 Jahren gründete und in der zweimal pro Woche mehr als 100 Frauen aktiv sind. 

 2013 stiegen die Damen in die Bezirksklasse auf. Der Club gehörte in Sachen Frauenfußball zu den Vorreitern.

2013 stiegen die Damen in die Bezirksklasse auf. Der Club gehörte in Sachen Frauenfußball zu den Vorreitern.

Foto: Repro Klatt
 Ein Freundschaftsspiel trug der SC Blau-Weiß Auwel-Holt gegen den MSV Duisburg am 18. Mai 1981 aus.

Ein Freundschaftsspiel trug der SC Blau-Weiß Auwel-Holt gegen den MSV Duisburg am 18. Mai 1981 aus.

Foto: Repro Klatt

Die „grüne Truppe“ pflegt die Anlage. Allen voran Platzwart Bernd Wilders, den alle nur als „Posser“ kennen und der seit 1999 im Amt ist. Zwei Fahrzeuge, gesponsert von zwei mit dem Sport verbundenen Geschäftsleuten aus Auwel-Holt, transportieren nicht nur die Spieler. Sie werden außerdem als Schulbus genutzt.

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