Willibrord-Spital Stabwechsel in der Endoprothetik

EMMERICH · Dr. Heiko Rüttgers hat am Willibrord-Spital die Leitung des Endoprothetik-Zentrums von Dr. Roland Hilgenpahl übernommen. In diesem Jahr werden dort 600 Hüft- und Knieprothesen eingesetzt.

Dr. Jochen Heger, Dr. Heiko Rüttgers, Krankenhausdirektor Alexander Schmithausen (hinten) und Dr. Roland Hilgenpahl.

Dr. Jochen Heger, Dr. Heiko Rüttgers, Krankenhausdirektor Alexander Schmithausen (hinten) und Dr. Roland Hilgenpahl.

Foto: Markus Balser

Am Willibrord-Spital Emmerich-Rees hat sich ein weiterer Generationswechsel vollzogen. Nachdem in der vergangenen Woche bekannt gegeben wurde, dass Dr. Esmatollah Kasim in der Gastroenterologie/Innere Medizin Dr. Christian Niemeyer ablöst (die RP berichtete), kommt es nun auch zu einer personellen Veränderung in der Endoprothetik: Dr. Heiko Rüttgers (51) übernimmt die Leitung des Endoprothetik-Zentrums (EPZ) von Dr. Roland Hilgenpahl (65), der im August kommenden Jahres in den Ruhestand gehen wird.

Den Wechsel hatte Chefarzt Hilgenpahl selbst eingeleitet, indem er vor drei Jahren Kontakt zu seinem Kollegen Rüttgers aufnahm, der damals noch in einer Essener Klinik tätig war. „Wir wollten rechtzeitig eine Nachfolge geregelt wissen, damit sich Patienten und Mitarbeiter an einen neuen Namen gewöhnen können“, erklärte Dr. Hilgenpahl, der das EPZ seit seiner Gründung im Jahr 2014 verantwortet. So sei sichergestellt, dass Kontinuität gewährleistet sei und neue Operationsmethoden eingeführt und weiterentwickelt werden können.

Dem Ruf nach Emmerich kam Heiko Rüttgers, der gebürtig aus Dinslaken stammt, gerne nach: Im Jahr 2020 stieß er als Chefarzt neu zum Team hinzu. Da auch er unter anderem Handchirurg ist, kannte er das Willibrord-Spital bereits durch seinen Kontakt zum früheren Chefarzt Heinz Grunwald. Und: „Das Emmericher Krankenhaus bot das, was sich mir gewünscht habe.“

Rüttgers hat in Marburg Medizin studiert und kam über die Stationen Münster, Recklinghausen, Herten und Essen nach Emmerich, wo er einer von fünf so genannten Hauptoperateuren ist. Nur unter ihrer Beteiligung darf ein Gelenkersatz erfolgen. Sie müssen bereits eine große Anzahl an Gelenkoperationen vorgenommen haben, bevor sie die Eingriffe selbstständig leiten dürfen.

Im EPZ, das im Oktober zum wiederholten Male zertifiziert wurde, übernimmt auch Oberarzt Karsten Schmidt als Koordinator der Prozessabläufe eine zentrale Funktion. Sebastian van Elk überwacht die Einhaltung der Qualitätsmerkmale im Zentrum.

Das Endoprothetik-Zentrum ist eine der Vorzeige-Abteilungen des Emmericher Krankenhauses. Die Patienten kommen aus den Kreisen Kleve, Wesel und Borken bis nach Duisburg und mittlerweile auch Düsseldorf. Mit Ablauf dieses Jahres werden dort voraussichtlich 600 künstliche Knie- und Hüftgelenke eingesetzt worden sein. Im vergangenen Jahr waren es 439 Implantate. Ziel ist die optimale Versorgung mit bestmöglichem Ergebnis bei gleichzeitig kurzem stationärem Aufenthalt.

Das EPZ baut auf die langjährige Erfahrung auf, die es am Emmericher Krankenhaus bei der Implantation von Hüft- und Knieprothesen gibt. Das erste künstliche Hüftgelenk wurde in der damals gerade eröffneten Orthopädischen Abteilung im Januar 1974 von Professor Dr. Christian Holland implantiert. Seitdem wurden dort tausende Knie- und Hüftimplantate eingesetzt.

In der Allergieversorgung werden beim künstlichen Kniegelenk in Emmerich bereits seit Jahren innovative Wege begangen: 2015 war das Emmericher Krankenhaus nach eigenen Angaben weltweit das erste, das unter Dr. Hilgenpahl die Verwendung von Knie-Prothesen aus Keramik für die Versorgung von Patienten mit Metall-Allergie einführte.

Und der technische Fortschritt geht weiter. Seit August kommt ein OP-Roboter zum Einsatz, der eine neue Ära in der endoprothetischen Gelenkchirurgie in Emmerich eingeläutet hat. Das etwa 500.000 Euro teure Gerät nimmt den Ärzten zwar nicht die Arbeit ab, hilft aber dabei, Operationen präziser durchführen zu können. Vor jeder OP scannt der in der Schweiz hergestellte so genannte Omnibot das Knie und misst es exakt ein. Die robotergestützten Knochenschnitte können dadurch so exakt wie möglich vorgenommen werden. Zudem arbeitet Dr. Rüttgers auch verstärkt mit Individualprothesen.

„Dieser OP-Roboter ist ein Alleinstellungsmerkmal unseres Krankenhauses. Ich bin stolz darauf, dass wir unseren Patienten so etwas bieten können. Das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft“, sagt Krankenhausdirektor Alexander Schmithausen.

Die meisten der im Emmericher EPZ operierten Patienten sind 65 Jahre und Älter. Sie müssen vorwiegend wegen altersbedingter Verschleisserscheinungen unters Messer. Fehlbildungen, Übergewicht und Unfälle können aber auch bei jüngeren Patienten dazu führen, dass ein künstliches Gelenk eingesetzt werden muss. „Da geht es um Lebensqualität“, sagt Chefarzt Rüttgers.

Eine häufig gestellte Frage an die Experten des Emmericher Krankenhauses ist die, ob es möglich ist, mit einem künstlichen Gelenk auch Sport zu betreiben. „In der Regel ist das möglich“, sagt Roland Hilgenpahl. Sport habe eine unterstützende Wirkung, die durch den Aufbau von Muskeln helfe, Beschwerden zu lindern. Allerdings sei nicht jede Sportart auch für jeden Patienten geeignet. „Ich habe schon vielen Marathonläufern ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt, die danach wieder ihrem Sport nachgehen konnten. Für ein künstliches Kniegelenk ist das allerdings keine geeignete Sportart.“

Künstliche Gelenke haben im Übrigen eine lange Lebensdauer. „Nach 25 Jahren funktionieren 80 Prozent der Prothesen immer noch“, weiß Chefarzt Heiko Rüttgers.

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