Europawahl Aktion offene Grenze

Emmerich/’s-Heerenberg · Gewerkschaftler stellten sich mit Plakaten an der Grenze zu ‚s-Heerenberg auf, um auf die Bedeutung des täglichen Grenzverkehrs hinzuweisen. Ein Zeichen vor der Europawahl.

        „Die Rechten wollen die Grenze hier dicht machen“, sagen die Aktivisten, die sich für den Erhalt des Status quo einsetzten.

„Die Rechten wollen die Grenze hier dicht machen“, sagen die Aktivisten, die sich für den Erhalt des Status quo einsetzten.

Foto: hartjes

„Wird denn jetzt wieder kontrolliert an der alten Grenze von Emmerich nach ’s-Heerenberg?“ – Das fragte sich so mancher Autofahrer, der am Mittwoch die Grenze passierte und dort angehalten wurde. Dass die Zöllner historische Uniformen trugen, das fiel ihnen zunächst nicht auf. „So mancher war irritiert, einer drehte sogar vor dem Übergang um“, erzählte Theo Arnoldus von der CNV, einer niederländischen Gewerkschaft. „Aber als wir ihnen erzählten, warum wir diese Aktion machen, gab es viele positive Reaktionen. Es ist wichtig, vor der Europawahl darüber nachzudenken, ob wir diese Grenzkontrollen wieder haben möchten.“ Bereits auf dem Weg in die Niederlande, an der Ecke B220/Weseler Straße, hatten die Pendler Plakate gesehen, auf denen gefragt wurde, ob sie in den letzten 14 Tagen über die Grenze gefahren seien.

Am Mittwoch führte die Interregionale Gewerkschaft Rhein-Ijssel (IGR), dem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die niederländischen Gewerkschaften CNV und FNV angehören, einen Grenzpendleraktionstag durch. „Für uns ist es nicht nur wichtig, dass die Menschen wählen gehen, sondern dass sie ihre Stimme für ein vereintes Europa abgeben“, sagte Frank Thon, Gewerkschaftssekretär der IGR. Gerade hier an der Grenze würden die Menschen vom offenen Europa profitieren. Viele Deutsche arbeiten in den Niederlanden, viele Niederländer in Deutschland. „Uns ist die Botschaft wichtig, dass wir offene Grenzen haben wollen.“ Doch Mitglieder rechter Parteien wollen aufgrund steigender Kriminalität zurück zu regelmäßigen Grenzkontrollen. „Wir wollen darauf aufmerksam machen: Wer rechts wählt, ist gegen ein offenes Europa“, so Thon. Würde beispielsweise der Grenzübergang in Elten wieder zugemacht werden, so könne man mit Staus bis Oberhausen rechnen. „Das kann nicht im Interesse der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sein.“

Mit Plakaten stellten sich Vertreter des DGB und der IG-Metall in jeweils rund zehn Meter Abstand an die B 220. „Na, in den letzten 14 Tagen mal über die Grenze gefahren?“ stand auf dem ersten. „Die Rechten wollen die Grenze hier dicht machen.“ „Besser nicht, oder?“ „Dann nick doch mal!“ „Deshalb am 26. Mai Europa wählen!“ „Gute Fahrt! Dein DGB.“ Die Autofahrer fuhren teilweise hupend an der Plakatstafette vorbei. Am Nachmittag fand die Aktion in Kranenburg statt, es gab auch Aktionen in Suderwick, Gronau, Moers und an der Weseler Rheinbrücke.

Nach der Plakat-Aktion trafen sich die Gewerkschaftler mit ihren niederländischen Kollegen am Grenzfluss der alten ’s-Heerenberger Grenze. „Mit der europäischen Integration ist der Traum vieler Europäer, die die Schrecken des vergangenen Jahrhunderts erlebt haben, wahr geworden. Es gibt aber noch viel zu tun“, stand auf dem Zettel mit der Überschrift „Lass die Freundschaft heilen, was die Grenzen teilen“, den die Gewerkschafter an der Grenze an die Autofahrer verteilten.

„In unserer Region fällt uns jeden Tag die angenehme Seite des integrierten Europas auf“, sagte Wilco Veldhorst, Vorsitzender des IGR. So habe sich seit der Einführung von Schengen die Containeranzahl im Emmerich Hafen auf 125.000 Container pro Jahr versechsfacht – viele Container mit dem Ziel ’s-Heerenberg. An der Uni Nimwegen sind zehn Prozent der Erstsemester Deutsche. Das Verschwinden der Grenze machte den Bereich für die Suche nach einem Zuhause und Arbeit im Umkreis von Nimwegen um ein Drittel größer. Viele Deutsche kaufen in den Niederlanden ein, in Kleve kommt ein Drittel des Umsatzes von Niederländern. „Diese Erfolge stehen unter dem Druck des nationalen Populismus“, so Veldhorst. Deshalb sei es wichtig, die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass sie bei der Europawahl für ein soziales und gerechtes Europa stimmen.

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