Nachfolger für Praxen gesucht Auf Landpartie mit dem Ärztenachwuchs

Rees/Kreis Kleve · Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein führte in Rees erstmals 30 junge Mediziner und Psychotherapeuten mit Niedergelassenen aus dem Kreis Kleve zusammen, die einen Nachfolger für ihre Praxis suchen. Das Interesse war groß.

 Landrat Wolfgang Spreen (v.l.) warb gemeinsam mit den Ärzten Michal El-Nounou und Catherina Stauch sowie Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers für eine Praxis-Niederlassung im Kreis Kleve.

Landrat Wolfgang Spreen (v.l.) warb gemeinsam mit den Ärzten Michal El-Nounou und Catherina Stauch sowie Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers für eine Praxis-Niederlassung im Kreis Kleve.

Foto: Kreis WfG

Nachwuchsmediziner zieht es zunehmend in die Städte – und immer mehr von ihnen wollen als Angestellte arbeiten. Diese Trends hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein an diesem Wochenende aufgegriffen und zugleich dafür gesorgt, dass sich rund 30 Mediziner und Psychotherapeuten konkret und intensiv mit einer möglichen Niederlassung in der eigenen Praxis beschäftigt haben. Bei der ersten Landpartie der KV Nordrhein in Rees lernten die Teilnehmer zugleich den Niederrhein und rund ein Dutzend Niedergelassene kennen, die seit langem vor Ort als Haus- und Fachärzte tätig sind und Nachfolger suchen.

„Ich freue mich sehr, dass wir bei so vielen Kollegen Interesse an der Niederlassung im Allgemeinen sowie am Leben und Arbeiten im Kreis Kleve im Speziellen wecken konnten“, sagte Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein. „Wir haben die Teilnehmer zweieinhalb Tage lang mit allen möglichen Infos rund um die Arbeit als selbstständiger Mediziner oder Therapeut in der eigenen Praxis informiert und mit vielen Vorurteilen aufgeräumt – auch was das Leben in ländlichen Regionen betrifft.“

Das Programm bot vor allem Vorträge und Workshops im Hotel Rheinpark, die überwiegend von Beratern der KV Nordrhein gestaltet wurden. Johannes Martin, Projektleiter für den Strukturfonds der KV Nordrhein, präsentierte die Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung etwa von Hospitationen in Praxen, die sich in Fördergebieten befinden. „Im Grunde ist die ganze Landpartie eine Fördermaßnahme“, sagte Martin. Denn neben dem notwendigen Know-how für eine etwaige Niederlassung erhielten die Gäste auch viele Möglichkeiten, den Kreis Kleve und die Stadt Rees näher kennenzulernen.

Landrat Wolfgang Spreen stellte den Kreis Kleve am Samstagnachmittag persönlich vor und verwies dabei auf die Angebote und Aktivitäten des Kreises, der Stipendien für Studierende, ein Hospitationsprogramm und finanzielle Unterstützung für Ärzte bietet, die sich für eine Niederlassung im Kreis Kleve interessieren beziehungsweise dort eine Praxis übernehmen. „Wir freuen uns sehr, dass die KV Nordrhein so viele an einer Niederlassung Interessierte zu uns eingeladen hat und versuchen selber, einen Beitrag zur Sicherung der medizinischen Versorgung vor Ort zu leisten“, sagte Spreen. „Wir haben viel zu bieten – Ärzte aber fehlen uns. Deshalb begrüßen wir die Initiative der KV sehr.“

Dass der Kreis Kleve ein ökonomisch und für Familien attraktiver Standort sei, erklärte Hans-Josef Kuypers, Wirtschaftsförderer des Kreises. Zahlreiche namhafte Unternehmen wie Katjes, Diebels oder Landgard haben ihren Sitz in der Region. Neue Ärzte und ihre Familien träfen auf eine gute Infrastruktur von Bildungs-, Pflege- und Gesundheitseinrichtungen. Christoph Gerwers, Bürgermeister der Stadt Rees, begrüßte die Teilnehmer der Landpartie bei einer Stadtführung. „Wir leben und arbeiten da, wo andere Urlaub machen. Unsere Infrastruktur ist sehr gut – und die Verbindung in die nahen Ballungsräume ebenfalls.“

Ein wichtiger Bestandteil der Landpartie war das Treffen abgabewilliger Ärzte mit den suchenden Kollegen im Rahmen einer Praxisbörse. Die Niedergelassenen warben für den Arztberuf auf dem Land und stellten die Vorteile heraus, die sich mit der Übernahme einer etablierten Praxis verbinden. „Mein Nachfolger würde sich ins gemachte Nest setzen und gute Verdienstmöglichkeiten haben“, sagte Meinard Klein-Walbeck, 65-jähriger Hausarzt und Palliativmediziner aus Geldern. Wie er berichteten die meisten der angereisten Praxisinhaber, ihre Praxis in den nächsten drei Jahren abgeben zu wollen.

Die positiven Erfahrungen mit dem neuen Veranstaltungsformat sind für die KV Nordrhein Ansporn für weitere Informationsangebote in ländlichen Regionen, in denen die Sicherstellung der ambulanten Versorgung zu einer immer größeren Herausforderung wird. „Wir werden diese erfolgreiche Premiere sicher als Vorlage für weitere Veranstaltungen in weiteren Regionen Nordrheins nutzen“, sagte Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der KV Nordrhein.

(RP)
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