Künstlerportrait: Ulrike Altegoer Ein Leben zwischen Mode, Theater und Yoga

Baerl · Die Kostümbildnerin, Kunst- und Yogalehrerin Ulrike Altegoer wurde in Frankfurt am Main geboren. Mittlerweile hat sie ihr Zuhause auf Duisburgs linksrheinischer Seite gefunden. Ein Portrait.

 Ulrike Altegoer (r.) mit ihrer Tochter Catharina.

Ulrike Altegoer (r.) mit ihrer Tochter Catharina.

Foto: Michael Donner

„Sei was Du bist, gib was Du hast“ – diese Schlusszeilen eines Gedichtes der Lyrikerin Rose Ausländer (1901-1988) hatten es ihr angetan und bringen ihre Lebens- und Arbeitsmotivation auf den Punkt. Von der ungemein vielseitigen Künstlerin Ulrike Altegoer ist hier die Rede, die ihr Zuhause auf der linksrheinischen Seite von Duisburg hat. Zu ihrer großen Patchwork-Familie gehören mittlerweile sechs Kinder. Menschen jeglicher Herkunft und Prägung sind es, die sie inspirieren, dazu die Natur, die Kunst und die Musik (besonders die klassische) sowie Stimmungen, Reisen, Yoga und vieles mehr. All ihre Eindrücke verarbeitet sie teils impulsiv, teils intuitiv zumeist auf dreidimensionale Weise: „Mal werden Schmuckstücke daraus, mal Mode, mal Collagen“, sagt sie.

Geboren ist Ulrike Altegoer 1965 in Frankfurt am Main. Zunächst machte sie eine dreijährige Damenschneiderlehre und begann 1990 eine wiederum dreijährige Ausbildung zur Modedesignerin mit dem Schwerpunkt Schnitt und Entwurf an der renommierten Modeschule Düsseldorf auf Schloss Eller. Ihr Ziel: „Ich wollte Karriere in der Modeindustrie machen.“ Doch als frisch gebackene, staatlich geprüfte Modedesignerin 1993 kam schließlich alles ganz anders. Denn schon während ihrer Ausbildung in Düsseldorf arbeitete sie an der Deutschen Oper am Rhein im Abenddienst und nutzte jede Gelegenheit auf der Seitenbühne zu stehen und von dort Oper und Ballett aus höchster Nähe sich anzusehen. Infolgedessen wandelte sich alsbald ihr Berufswunsch in Richtung Kostümbildnerin. Hierin – war sie der Ansicht – könne sie nämlich all ihre Leidenschaften, ob für Kunst, Musik und Geschichte, Psychologie und Philosophie sowie Stoffe, Farben und Mode, auf idealtypische Weise verbinden.

Und so ging es dann Schlag auf Schlag: 1993 Kostümassistentin am Bremer Theater unter der Intendanz von Hansgünther Heyme; 1993 bis 1995 Assistentin und Kostümbildnerin am Essener Grillo Theater unter der Intendanz von Jürgen Bosse; schließlich 1995 bis 1997 Stellvertretende Leitung der Kostümabteilung beim Stella-Musical „Les Miserables“ in Duisburg. Von 1998 bis 2000 gab es als keines Intermezzo eine Beschäftigung in der Schnittabteilung beim Bekleidungshersteller GELCO in Gelsenkirchen, doch anschließend kehrte sie als freie Kostümbildnerin wieder zurück. Altegoer arbeitete erst mit der Schauspielerin Petra Afonin und der Choreografin Suna Göncü zusammen, dann für die Studiobühne Essen, den Ehrenhof in Düsseldorf und den Gasometer in Oberhausen sowie in verschiedenen Projekten auf Zeche Zollverein und bei den Duisburger Akzenten.

 Ulrike Altegoer (Mitte/roter Umhang) 2019 inmitten ihrer Modells auf der „ExtraSchicht“-Modenschau.

Ulrike Altegoer (Mitte/roter Umhang) 2019 inmitten ihrer Modells auf der „ExtraSchicht“-Modenschau.

Foto: Michael Donner

Ende des ersten Jahrzehnts im Jahr 2000 absolvierte sie eine Ausbildung zur Yogalehrerin. Seit 2011 ist sie neben ihrer Tätigkeit als freie Kostümbildnerin nun ebenso als freie Kunst- und Yogalehrerin im Bereich Stressprävention unterwegs. Zu ihren Arbeitseinsätzen gehören unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, die Freie Waldorfschule in Dinslaken, das Theater Oberhausen, die Deutsche Oper am Rhein, das Sankt Bernhard Hospital in Kamp-Lintfort, das Physiotherapiezentrum Eric Nellen in Ruhrort sowie der Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte in Duisburg. Seit Anfang 2020 unterrichtet sie im offen Ganztag an der Waldschule in Duisburg-Baerl.

„Ich kann, weil ich will, was ich muss.“ Dieses Zitat von Immanuel Kant ist ihr Leitspruch, der ihre Position unterstreicht, dass Motivation ausreicht, um Ziele zu erreichen. Altegoer: „Seit ich mir den tieferen Wert einer urteilsfreien, wachstumsorientierten Philosophie angeeignet habe, sehe ich, dass mit zugewandten und wertschätzenden, konstruktiven und kreativen Methoden im Umgang mit Menschen jeglichen Alters, Herkunft und Prägung eine Form von Energie bei ihnen entsteht, die deren Selbstwert stärkt. Die Vielfalt der Menschen und das Entwicklungspotential ihrer Persönlichkeit faszinieren mich. Urteilsfrei mit Menschen Kunst zu machen, ist zu meiner Passion geworden.“

Seitdem arbeitet Altegoer, die seit 2010 ihr Atelier im damals neu gegründeten Künstlerhaus „Hafenkult“ im Duisburger Parallelhafen hat,  insbesondere an diesen Projekten: der Zusammenarbeit mit der Regisseurin Martina Mann (Kostümbildnerin bei „Hämon & Antigone“ nach Sophokles und „Das Tagebuch von Adam und Eva“ nach Mark Twain), den Duisburger Akzenten (Kostümbildnerin für Theaterproduktionen der „Freischaufler“, einer Theatergruppe der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung) und dem Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg (Entwurf und Anfertigung von historischen Renaissancegewändern Gerhard Mercators und seiner Weggefährten). Von 2017 bis 2019 war sie freie Mitarbeiterin beim Modelabel „esthétique“ der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung.

Großen Erfolg konnte Altegoer als Kostümbildnerin und Modemacherin mit ihrer Kollektion zusammen mit drei weiteren Duisburger Modelabels auf der letztjährigen „ExtraSchicht“ im Landschaftspark Duisburg-Nord aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens verbuchen. Deshalb sollte die Modenschau „Fashion Made in DU“ dort in diesem Jahr eigentlich erneut stattfinden. Doch dann kam Corona ….

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