Was ist die ExtraSchicht?
Der Name ist Programm: ExtraSchicht. Als Schicht wird im Berufsleben ein Arbeitsabschnitt bezeichnet. Das gilt natürlich auch für die Bergarbeiter, die auch in drei Schichten – Früh, Spät, Nacht – in die Zechen eingefahren sind. Die ExtraSchicht ist indes ein Festival der Industriekultur in der Metropolregion Ruhr. Ein erfolgreiches noch dazu, denn es steht nicht nur eine Stadt im Mittelpunkt, sondern das ganze Ruhrgebiet. Und damit natürlich auch die Zechen, die als ehemalige Industrieanlagen ganz besondere Auftrittsorte für die unterschiedlichsten Künstler sind.
Wer veranstaltet die ExtraSchicht?
Es gibt keinen einzelnen Veranstalter, sondern eine Projektgemeinschaft, die sich zusammengefunden hat, um die ehemaligen Industrieanlagen mit unterschiedlichen Events und Künstlern zu bespielen. Das Kooperationsprojekt hat dabei über 200 unterschiedliche Partner aus Kultur, Wirtschaft und Tourismus – das konstante Fundament besteht allerdings aus drei Unternehmen: der Ruhr Tourismus GmbH, dem Regionalverband Ruhr und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Gefördert wird die ExtraSchicht durch das NRW-Kulturministerium, die RAG-Stiftung und als Premiumpartner von der RAG Montan Immobilien.
Seit wann gibt es die ExtraSchicht?
Die lange Nacht der Industriekultur ist erstmals im Jahr 2001 veranstaltet worden – seitdem findet sie immer am letzten Samstag im Juni und immer in der Zeit zwischen 18 und 2 Uhr morgens statt. Das Ziel der ExtraSchicht war von Anfang an die Vernetzung und das Sichtbarmachen der industriekulturellen Region Ruhrgebiet. Und die Entwicklung der vergangenen 15 Jahre ist durchaus eindrucksvoll: Bei der jüngsten Ausgabe der ExtraSchicht 2019 waren 300.000 Besucher an 50 Spielorten in 24 Städten – und das in nur einer Nacht im Juni 2019! Umso trauriger waren die Veranstalter, dass im Jahr des 20-jährigen Bestehens im Juni 2020 wegen der Corona-Pandemie keine Künstler nach Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Herten, Oberhausen und in die vielen anderen Städte im Ruhrgebiet kommen konnten.
Welche Spielorte gibt es bei der ExtraSchicht?
Die Spielorte der langen Nacht der Industriekultur sind so vielfältig wie die Künstler, die dort auftreten. An den rund 50 Spielorten zwischen Moers und Hamm sowie von Marl bis Hagen gibt es die unterschiedlichsten Veranstaltungen zu sehen. Neben Auftritten im Gasometer Oberhausen fanden und finden auch Vorstellungen in den unterschiedlichen Kokereien der diversen ehemaligen Zechen, im Nordsternpark, im UNESCO-Welterbe Zollverein, im Landschaftspark Duisburg-Nord oder im Schiffshebewerk Henrichenburg statt. Die Vielfalt der Auftrittsorte sucht nicht nur in der Region Ruhrgebiet ihresgleichen, sondern ist wohl auch deutschlandweit einzigartig.
Welche Veranstaltungen gibt es bei der ExtraSchicht?
Einzigartig ist aber auch die große Bandbreite der Veranstaltungen. Denn es gibt etwa keineswegs nur Konzerte zu sehen, und auch nicht nur Kleinkunst oder Performance und Installationen. Vielmehr gibt es all das – und auch noch jede Menge mehr zu erleben. Denn die Veranstalter legen größten Wert auf eine entsprechende Vielfalt im Programm – frei nach dem Motto: Jedes Jahr ist anders. Außerdem gibt es Feuerwerk, Poetry Slam, Lichtinstallationen und Lightshows in einer Dichte, die so kaum anderswo zu erleben ist. Den Termin der ExtraSchicht am Samstag im Juni sollten sich alle Freunde von Kunst und Kultur immer schon dick im Kalender markieren.
Denn schließlich kann man in dieser Hinsicht im Ruhrgebiet kaum besser auf seine Kosten kommen. Nicht zuletzt ist es für die Besucher auch noch sehr einfach, möglichst viel zu erleben. Denn mit nur einem Ticket, können alle Veranstaltungen der langen Nacht besucht werden. Außerdem dient das Ticket als Fahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel und die Shuttlebusse zwischen den Spielorten. Damit man möglichst viel Diversität erleben kann, verzichten die Veranstalter bewusst seit jeher auf eine große Zentralveranstaltung.
Welche bekannten Künstler sind schon bei der ExtraSchicht aufgetreten?
Es sind nicht die ganz großen Namen, die zur ExtraSchicht kommen. Aber das ist auch gar nicht nötig, denn Qualität ist nicht zwangsläufig an den Bekanntheitsgrad gekoppelt. So waren etwa in der Vergangenheit Schauspieler wie Ralf Richter, Helmut Sanftenschneider und Martin Fromme mit ihren Programmen ebenso zu sehen, wie die Theater-Ensembles PAN.OPTIKUM, das Theater Lufttanz, die Luftakrobaten SOL'AIR oder Bands wie Mother's Darling, Botticelli Baby oder Jini Meyer von Luxuslärm. Was diese Performer eint, ist die Liebe zu dem, was sie machen. Und nicht zuletzt ist ein weiterer Hauptdarsteller die Industriekulisse, die für das ganz besondere Flair jedes letzten Samstags im Juni sorgt, wenn wieder zur ExtraSchicht gerufen wird.
Was macht die Corona-Pandemie aus der ExtraSchicht?
Corona hat für viele Kultur-Veranstaltungen das Aus bedeutet. Zu viele Menschen auf meist zu engem Raum – in Bezug zur Eindämmung des Infektionsgeschehens ist das sicherlich alles anderes als förderlich. Und obwohl zwar im Frühjahr des zweiten Corona-Jahres Dank der Impfung und der Hygienemaßnahmen alles auf Lockerungen hindeutet, muss die ExtraSchicht 2021 leider ausfallen – der Juni 2021 muss leider ohne Kunst und Kultur in den Metropolen des Ruhrgebiets auskommen. "Es ist sehr bedauerlich, dass wir nach der ExtraSchicht 2020 schon das zweite Jahr in Folge absagen müssen", sagt Axel Biermann, der Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH. Man verstehe die Enttäuschung der Fans, hoffe aber auf Verständnis – und auf ein Neues in 2022!
So schön war die Extraschicht 2019 in Duisburg.