Kultur nach dem Lockdown Düsseldorfer Kino- und Theaterbetreiber halten sich noch zurück

Düsseldorf · Die Sehnsucht nach Kultur ist groß, und endlich ist es in greifbarer Nähe, dass Theater und Kinos in Düsseldorf wieder öffnen dürfen. Doch der Überschwang hält sich in Grenzen.

 Christiane Reichert will das Theater an der Luegallee am 17. Juni wieder öffnen.

Christiane Reichert will das Theater an der Luegallee am 17. Juni wieder öffnen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Theater und Kinos dürfen an diesem Freitag in Düsseldorf wieder öffnen. Maximal 250 Zuschauer sind in Innenräumen zugelassen, die Sitzordnung wird nach Schachbrettmuster vorgenommen. Ein Überblick.

 René Heinersdorff startet mit dem Theater an der Kö am 26. August.

René Heinersdorff startet mit dem Theater an der Kö am 26. August.

Foto: René Heinersdorff

Bei der Wiedereröffnung der Filmkunstkinos ist Geschäftsführer Nico Elze hin und her gerissen. „Wir haben widersprüchliche Informationen über die Regeln“, sagt er. Wie viele Besucher sind im Kinosaal erlaubt, und müssen die Gäste eine Maske am Platz tragen, dürfen Süßwaren und Getränke verkauft werden – „alles noch zu unsicher“, sagt Elze.

Daher plant er für Bambi, Cinema, Metropol, Atelier und Souterrain die Eröffnung für den 17. Juni – bis dahin will er das Filmprogramm gestalten, die Filme einkaufen und sie bewerben. Sicher zudem ist, dass das Open-Air-Kino im Biergarten Vier Linden am Freitag, 18. Juni, startet.

Der Cinestar in Oberkassel öffnet am 1. Juli. „Um unseren Kinobetrieb wieder aufzunehmen, benötigen wir bis zu vier Wochen“, sagt Helmut Rehbein, Theaterleiter. „Wir müssen zum Beispiel die vollständig geleerten Warenbestände auffüllen, Abläufe testen und den Einsatz unserer Mitarbeiter planen. Zudem müssen die neuen Filme im Vorfeld beworben werden.“ Für den Sommer ist man beim Cinestar optimistisch. „Wir starten pünktlich zu den Sommerferien. Und gerade weil die Menschen dieses Jahr bestimmt noch verstärkt Urlaub in Deutschland  machen  werden,  steht  der  gemeinsame  Kinobesuch  als  Freizeitangebot sicherlich hoch im Kurs“, heißt es.

Auch der Ufa-Palast am Hauptbahnhof startet am 1. Juli. „Wir müssen erst einmal die Technik prüfen, das Haus reinigen, die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen und Ware einkaufen“, sagt Inhaber Sebastian Riech. Früher zu öffnen wäre nach der neue Corona-Schutzverordnung zwar möglich, „aber wir haben keine aktuellen Filme, die werden von den Filmverleihern erst Ende Juni geplant“. Die ersten Blockbuster sollen „Gozilla vs. King Kong“ und „Catweazle“ mit Otto Waalkes sein.

Das UCI als drittes großes Multiplex-Kino in der Stadt will in der kommenden Woche bekanntgeben, wann der Kinobetrieb im Hafen wieder startet. Dem Vernehmen nach könnte es am 17. Juni wieder losgehen.  

Bereits am Dienstag, 1. Juni, werden in der Black Box, das Kino im Filmmuseum Düsseldorf, wieder Filme zu sehen sein. Es gibt voraussichtlich einige Regeln zum Eindämmen der Corona-Pandemie. Voraussetzung für den Kinobesuch ist etwa ein negativer Coronatest. Aufgrund der Abstandsregelungen ist das Platzangebot stark eingeschränkt, eine vorherige Anmeldung unter Telefon 0211 8992232 ist empfohlen. Die Zuschauer müssen zudem ihre Personendaten angeben, um eine eventuelle Rückverfolgung gewährleisten zu können. Zu sehen sein werden in der ersten Woche der Black Box die Filmreihen „Hommage an Krzysztof Kieslowski“ und „Kim Ki-duk: Kino der poetischen (Un-)Ruhe".

Bevor ein Vorhang auf einer Boulevard-Bühne öffnet, wird es wohl noch eine Weile dauern. „Wir haben aufgrund der Tatsache, dass uns dieses Hin und Her immer viel Geld gekostet hat – 15.000 Euro – dazu entschieden, erst mit der nächster Spielzeit wieder anzufangen“, sagt René Heinersdorff, Chef des Theater an der Kö in den Schadow Arkaden. „Da simmer wieder“ heißt passenderweise das Stück, das von 26. August an für vier Tage auf der Open-Air-Bühne vor dem Schauspielhaus zu sehen dein wird.

Parallel hierzu geht es am 27. August mit „Extrawurst“ im Theater an der Kö weiter. Für Heinersdorff stellen sich noch viele Fragen: „Wen dürfen wir einlassen? Wie viele dürfen in unseren Saal? Und haben die Leute das Vertrauen, zu kommen? Vielen ist ja gar nicht klar, was für ein ausgefeiltes Lüftungskonzept wir zum Beispiel haben.“

Die Komödie an der Steinstraße möchte am letzten oder vorletzten Juni-Wochenende mit vermutlich sechs Aufführungen von „Der Bär/Der Heiratsantrag“ öffnen. Die beiden kleinen Komödien-Klassiker von Anton Tschechow handeln von dem, was Männer und Frauen verbindet oder auch nicht. Theaterchefin Verena Wüstkamp will dann erst wieder nach der Sommerpause durchstarten, bis Jahresende auf jeden Fall an der Steinstraße.

Christiane Reichert plant die Wiedereröffnung des Theaters an der Luegallee für den 17. Juni. „Ich warte noch eine Konferenz mit Kulturamt und Stadt am morgigen Freitag ab, ob ich alle Regeln richtig verstanden habe und mein Konzept stimmig ist.“ Die Theaterleiterin habe gestern geweint, schlecht geschlafen, wie sie sagt, „weil das natürlich alles wieder sehr plötzlich kommt, aber jetzt ist mein Kampfgeist wieder erwacht“. 

(lod/bpa/ujr)
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