Breite Mehrheit im Stadtrat Düsseldorf baut ein neues Opernhaus - diese Standorte kommen nun in Frage

Düsseldorf · Mit breiter Mehrheit beschloss der Stadtrat einen Neubau anstelle einer Sanierung des heutigen Gebäudes. Geschätzte Baukosten: 750 Millionen Euro. Schon in wenigen Wochen soll die Entscheidung über den Standort fallen. Nur noch zwei Vorschläge sind im Rennen.

 Das Opernhaus wird nicht mehr saniert, sondern durch einen Neubau ersetzt.

Das Opernhaus wird nicht mehr saniert, sondern durch einen Neubau ersetzt.

Foto: Andeas Krebs

Die Landeshauptstadt wird ein neues Opernhaus bauen. Der Stadtrat folgte am Donnerstag mit breiter Mehrheit dem Vorschlag der Stadtverwaltung, auf die Sanierung des aus den 1950er Jahren stammenden Opernhauses an der Heinrich-Heine-Allee zu verzichten und das Gebäude durch einen Neubau zu ersetzen. Neben dem Ratsbündnis aus CDU und Grünen stimmten auch SPD und FDP zu. AfD, Linkspartei, Freie Wähler und Partei/Klimaliste lehnen das Vorhaben ab.

Mit bislang geschätzten Baukosten von 750 Millionen Euro handelt es sich um das teuerste Einzelprojekt seit dem Bau des neuen U-Bahn-Tunnels unter der Innenstadt. Im Rat fiel die Debatte trotzdem ungewöhnlich kurz aus: Mit Blick auf die Corona-Pandemie galt eine Redezeitbegrenzung auf drei Minuten pro Beitrag. Die Entscheidung war allerdings lange vorbereitet worden. Vorangegangen waren eine jahrelange Diskussion mit etlichen Gutachten und Aussprachen in Fachausschüssen und eine umfangreiche Bürgerbeteiligung.

Oper in Düsseldorf: Die Pläne für den Neubau
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Pläne für den Neubau der Oper in Düsseldorf

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Foto: CENTRUM/SNØHETTA/Boomtown

Die strittigste Frage wurde zudem ausgeklammert: Erst im ersten Quartal des kommenden Jahres soll der Standort festgelegt werden. Zwei Optionen sind noch im Rennen: Der Neubau könnte auf dem Grundstück des Altbaus an der Heinrich-Heine-Allee entstehen. Der Vorteil wäre, dass das Areal der Stadt gehört. Die bisherige Fläche würde aber nicht ausreichen, der Bau müsste in den Hofgarten erweitert werden – das ist der größte Knackpunkt. Kostenpflichtiger Inhalt Der Immobilienentwickler Centrum, der unter anderem den Kö-Bogen II entwickelt hat, bietet einen Bau zum Festpreis an. In Politikkreisen gilt dieses Grundstück derzeit als wahrscheinlichere Option – ob man sich zur Zusammenarbeit mit dem Investor entscheidet, muss separat geklärt werden.

Die andere verbliebene Option ist das Grundstück des Kaufhofs am Wehrhahn. Der österreichische Investor René Benko würde das Prestigeprojekt dort gern entwickeln. Helmut Born (Linke) warf der Stadtspitze vor, dass bereits der frühere Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) eine Abmachung mit Benko getroffen habe. Das wies Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU)  als haltlose Unterstellung zurück. Er betonte, es gebe keine Absprachen.

Die 1957 eröffnete Oper an der Heine-Allee gilt als völlig marode, darüber hinaus müsste sie aufwendig modernisiert und erweitert werden, um heutigen Ansprüchen an Arbeitsschutz und künstlerische Möglichkeiten zu entsprechen. Auch dafür wären laut Prüfung viele hundert Millionen Euro nötig. Alexander Fils (CDU) verwies auf die Risiken einer solchen Sanierung, die sich zum Beispiel dramatisch bei den Kölner Bühnen gezeigt hätten. „Wir müssen daraus lernen.“  Clara Gerlach (Grüne) forderte, weiterhin unter Einbeziehung der Bürger darüber zu sprechen, welchen Mehrwert eine neue Oper bieten kann. „Das darf nicht nur ein Prestigeprojekt werden.“

"So sah das Opernhaus früher aus"
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So sah das Opernhaus früher aus

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Foto: Stadtarchiv/Dolf Siebert/Stadtarchiv

Die SPD scheiterte mit einem Ergänzungsantrag, der unter anderem eine Finanzierung durch eine Public-Private-Partnership ausschließen sollte. Diesen Weg will die Ratsmehrheit nicht ausschließen. SPD-Fraktionschef Markus Raub mahnte: „Die richtige Arbeit fängt jetzt erst an.“ Der Rat hat eine Kleine Kommission gegründet, um das Projekt zu begleiten. Der Spatenstich könnte frühestens in fünf Jahren erfolgen.

Die AfD und die Klimaliste kritisierten, dass über die Finanzierung noch nicht geredet wurde. Oberbürgermeister Keller verwies auf den frühen Stand der Planungen. Die Finanzierung werde bei späteren Beschlüssen des Rates geklärt, dafür sei noch Zeit. Opernintendant Christoph Meyer, der die Sitzung in der Stadthalle verfolgte, zeigte sich derweil begeistert. „Das ist ein großer Tag für die Deutsche Oper am Rhein.“

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