Auftritt im Schumann-Saal Lisa Eckhart provoziert in Düsseldorf

Düsseldorf · Die Kabarettistin hatte im vergangenen Jahr eine Debatte ausgelöst. Nun trat sie im Robert-Schumann-Saal auf. Thematisch beschränkte sie sich zumeist auf Zwischenmenschliches und die Pandemie.

 Lisa Eckhart auf der Bühne.

Lisa Eckhart auf der Bühne.

Foto: Olaf Moll

Mit dem Satz „Früher wurden Shows nur meinetwegen abgesagt, und ich war der Erreger“ begann Lisa Eckhart ihr Programm „Die Vorteile des Lasters“ im Robert-Schumann-Saal in Düsseldorf. Die scharfzüngige Kabarettistin spielte damit auf einen Vorfall im Jahr 2020 an, als sie wegen provokanter Äußerungen in einer Fernsehsendung vom Hamburger „Harbour Front Literaturfestival“ ausgeladen wurde. Später würde sie noch verraten, dass sie es „gewohnt ist“, bei TV-Aufzeichnungen „zensiert“ zu werden, indem man ihre Beiträge „mal kürzt oder ganz rausschneidet“.

Eckart provozierte zwar auch diesmal, thematisch bewegte sich die gebürtige Österreicherin dabei aber eher auf sicherem Terrain. Sie plauderte vor allem über Zwischenmenschliches mit Hang zum schlüpfrigen Detail.

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Auf den Tag genau ein Jahr zuvor war ihre Vorstellung im „Kom(m)ödchen“ coronabedingt ausgefallen. Gut gelaunt stand – beziehungsweise saß – sie nun bei dem Nachholtermin auf der Bühne und schwadronierte in typischer Manier mit frech intelligentem, manchmal schrägem Witz drauflos.

Natürlich durfte die Pandemie nicht fehlen, verbunden mit einem Seitenhieb auf die Rechten. Die schon seit Jahren prophezeiten, „es wird kein Weihnachten mehr geben, kein Ostern, und wir werden alle verschleiert sein“. Ihr Fazit: „Schuld war aber diesmal nicht der Islam. Es waren die Chinesen, und das nicht etwa, weil der Moslem kein Schweinefleisch isst, sondern der Chinese alles.“ Auch die Corona-Dauerberichterstattung in den Medien bekam ihr Fett ab. „Im Mittelalter erfuhr man von der Pest, wenn man sie kriegte. Das war früh genug.“

Die 31-Jährige bedauerte, dass unter dem Lockdown ihre diversen Affären gelitten hätten, klagte ihr Leid über Homeoffice und -schooling und Mordgelüste an Familienmitgliedern. Sie gab Einblick in Rollenspiele im ehelichen Schlafgemach und legte noch eins drauf, mit ihren Vorstellungen von Sex im Alter. Ihr Resümee nach fast zwei Jahren Corona: „Das größte Opfer der Hygienemaßnahmen war die Hygiene selbst.“ Damit spielte sie darauf an, dass man im Homeoffice nicht täglich geduscht und top gestylt sein müsse. Zähneputzen sei wegen der Maske auch überflüssig geworden und die Wohnung zu schrubben maßlos überschätzt.

Weniger problematisch seien für sie die „Ausgangssperre nach 20 Uhr und das Kontaktverbot zuhause“ gewesen, denn „das stand bei mir alles im Ehevertrag“. Dafür habe sie sich gefragt, ob häusliche Gewalt im Homeoffice als „Belästigung am Arbeitsplatz“ gewertet werden müsse. Eckhart überraschte das Publikum mit ihrem Sonntagsprogramm. Da würde sie immer in die Kirche gehen, behauptete sie. Schließlich gäbe es nichts Besseres, als nach einer durchzechten Samstagnacht am Morgen danach die Messe zu besuchen.

Es ist Eckharts Stärke, Alltagsbeobachtungen und gesellschaftliche Themen frech so zuzuspitzen („Unisex-Toiletten sind mir nicht divers genug“), dass dem Publikum dabei manchmal das Lachen im Hals steckenbleibt. Freunden des feinsinnigen Humors mag das weniger gefallen. Wer Eckhart vorwirft, sie überschreite mit ihren pointierten Bemerkungen die Grenzen des Humors, unterschätzt die Kabarettistin. Sie weiß sehr genau, was sie sagt und wie sie damit provozieren kann.

„Wir sind heute sensibler geworden“, sagte die Mutter eines Sohnes, der Backstage auf sein „Catering“ wartete, zum Trend der so genannten Cancel Culture, die unbequeme Aussagen einfach mal streiche. Insofern sei der Abend mit ihr „der Directors Cut mit Audiokommentar“ gewesen.

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