„Drei Schwestern“ im FFT SeTA probt Tschechow auf großer Bühne

Düsseldorf · Am Freitag bringt das Seniorentheater „Drei Schwestern“ zur Aufführung. Zwei Mal pro Woche proben die Schauspielerinnen und Schauspieler, von denen manche schon über 80 Jahre sind. So war die erste Probe auf der großen Bühne.

 Regisseurin Kathrin Sievers hat das Stück „Drei Schwestern“ in die heutige Zeit verlegt.

Regisseurin Kathrin Sievers hat das Stück „Drei Schwestern“ in die heutige Zeit verlegt.

Foto: Seniorentheater SeTa/Seniorentheater SeTA

Die neue Spielstätte wirkt irgendwie unfertig. KAP 1, das umgebaute Gebäude am Hauptbahnhof, lässt seine Besucher noch etwas ratlos durch die Gänge eilen. Im ersten Stockwerk befindet sich die neue Heimat des Forums Freies Theater (FFT). Und dort wird am Freitag eine Produktion des Seniorentheaters (SeTA) Premiere feiern: „Drei Schwestern“ von Anton Tschechow. Wenige Tage vorher probt das Ensemble zum ersten Mal auf der großen Bühne. Man gibt sich souverän, überspielt Unsicherheiten.

 Parallel zu Bühnenhandlung läuft ein ein Film über die Entstehungszeit des Stücks.

Parallel zu Bühnenhandlung läuft ein ein Film über die Entstehungszeit des Stücks.

Foto: Seniorentheater SeTA

Es sind insgesamt 15 Schauspieler – sechs Männer und neun Frauen, die sich die vielen Rollen dieses Theaterabends teilen. Die Inszenierung liegt in den Händen von Kathrin Sievers. Sie arbeitet seit sechs Jahren mit der Seniorentruppe, besitzt aber lange Erfahrung im professionellen Theater. Gefragt, was das Besondere an einem Seniorentheater ist, gibt sie die Antwort dezidiert und schnell: „Alle Spieler sind hochaltrig, manche sind über 80 Jahre alt, zwei sogar über 90 Jahre. Die einzelnen Prozesse einer Inszenierung dauern länger, was aber durch Lebenserfahrung und Präsenz mehr als kompensiert wird.“

Bei der Stückauswahl nimmt Sievers keine Rücksicht auf das Alter. Vor jeder neuen Spielzeit bietet sie ihrer Truppe eine Auswahl von Klassikern, aber auch moderne Dramen an. Alle lesen die Stücke und entscheiden dann in großer Runde. Vor Jahren kam es dabei zur Bühnenfassung eines Films: Aki Kaurismäkis „I hired a Contract Killer“.

Seit 1989 gibt es das Düsseldorfer Seniorentheater. Von Beginn an nutzte es die Räumlichkeiten des FFT. Das „SeTA“, so der Kurzname, ist ein eingetragener Verein. Vorstandsmitglied Angelika Niedhart erläutert: „Nur als Verein erhalten wir eine finanzielle Förderung. Und wir sind versichert.“ Niedhart ist in der sechsten Spielzeit aktiv, und ihr Lieblingswort lautet „Herzblut“. Damit trifft sie aber auch den Nerv der ganzen Truppe. Ihre Kollegin Angelika Avenel wollte schon ein Leben lang Theater spielen, musste aber natürlich wegen des Zeitaufwands bis zur Rente warten. Und Brigitte König freut sich seit 24 Jahren unglaublich darauf, wenn nach einer gelungenen Vorstellung der Vorhang fällt und der Applaus einsetzt.

Vorher allerdings ist harte Arbeit angesagt. Man probt zweimal in der Woche, jeweils vier Stunden. Dazu kommt das Lernen der Texte, also ein nicht unerheblicher Zeitaufwand. „Besser als Kreuzworträtsel lösen“, meinen die drei Spielerinnen und freuen sich auf jede Probe. Und warum so wenige Männer? „Die bauen früher ab als Frauen“, heißt es lakonisch. Tatsächlich aber muss Kathrin Sievers ihre Spieler zu einem Rhythmus bringen, den sie ihrem Rentnerleben nicht mehr brauchen. Wenn eine Szene sich schleppt, wenn das Tempo nicht stimmt, wird sie energisch. Oft hapert es auch an der nötigen Lautstärke. Von Vorteil ist dabei ihre hohe Akzeptanz im Ensemble. Man begegnet der Regisseurin mit Respekt und hält sich strikt an alle Anweisungen. Sievers: „Ein Bühnenauftritt ist komplex, weil man zu einer bestimmten Zeit etwas in hoher Qualität abrufen muss. Man muss auf den Punkt da sein, das ist eine Herausforderung.“

Bei ihren Inszenierungen vermeidet sie die Aufteilung in Haupt- und Nebenrollen. Auch jetzt bei Tschechow. Man zeigt die drei Schwestern aufgeteilt in multiple Persönlichkeiten, und es gibt eine Parallelhandlung. Und wie ist es mit der Textsicherheit? Sievers winkt ab. Patzer gebe es auch im professionellen Theater, ihre Senioren seien da ganz souverän. Dann ruft sie ihre Spielerinnen und Spieler zur ersten Szene auf die neue Bühne.

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