Niels Frevert im Zakk Songkunst beim „Lieblingsplatte-Festival“

Niels Frevert präsentierte beim „Lieblingsplatte“-Festival im Zakk sein Album „Zettel auf dem Boden“. Das Publikum sang die meisten Texte mit.

 Niels Frevert auf der Bühne des Zakk.

Niels Frevert auf der Bühne des Zakk.

Foto: zakk/Nadia Wardi

Niels Frevert hat viele Songs geschrieben in den vergangenen 30 Jahren. Dabei hat er herumprobiert, sich mehrfach neu erfunden und Schaffenskrisen bewältigt. Im Zakk präsentierte er in der Reihe „Lieblingsplatte“ sein Album „Zettel auf dem Boden“, das vor zehn Jahren entstanden ist. Auch Miguel Passarge, Organisator und künstlerischer Leiter des Festivals, bezeichnete das Album als „Lieblingsplatte“. Dass er „eher ruhigere Klänge“ versprach, hätte auf die falsche Fährte locken können. Denn Frevert kann zwar ruhig, er kann im besten Singer-Songwriter-Stil melancholisch von Schmerz und Krise erzählen. Aber er kann auch ganz anders, vor allem mit dieser hervorragenden Band an seiner Seite.

Die Berliner Christoph Bernewitz (Gitarre) und Hanno Stick am Schlagzeug sowie Martin Hornung am Klavier und Bassist und Produzent Stephan Gade tragen Frevert durch das Programm mit Liedern, die immer eine Geschichte erzählen. „Bei Niels Frevert sind die Worte das A und O. Die Band muss darauf achten, von seiner Performance nichts wegzunehmen, sondern muss sie verstärken“, hat Gade einmal gesagt. Genau das gelingt dem Quartett an Freverts Seite vorzüglich und sehr routiniert, obwohl die Live-Präsentation der „Lieblingsplatte“ ungewohnt ist. „Auf die Idee, diese Platte am Stück aufzuführen, wäre ich nie gekommen. Wir haben aber in der Vorbereitung den Ehrgeiz entwickelt, das Album live in der originalen Reihenfolge zu spielen“, sagt Frevert.

Ansonsten spricht er wenig zwischen den Songs, denn die sprechen für sich. „Es ist echt ein bisschen Therapie“, sagt er in Anspielung auf die Jahre, die seit dem Schreiben der Stücke vergangen sind, und auch mit Blick auf seine wechselvolle musikalische Reise. Die hat ihn trotz früher Erfolge mit der Band „Nationalgalerie“ in den 1990er Jahren nicht zur weithin bekannten Größe der deutschsprachigen Musikszene gemacht. In Zeiten von Streaming-Diensten, deren Algorithmen zunehmend verhindern, Neues kennenzulernen, das vom eigenen Musikgeschmack deutlich abweicht, sind Titel wie „Ich würde Dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn’s nicht meine ist“, vermutlich kein Erfolgsrezept. Dabei ist der zweite Titel des Albums, „Zettel auf dem Boden“, ein gelungenes Beispiel dafür, wie Frevert bisweilen skurrile Texte in eingängige, kraftvolle Songs verwandelt.

Dem Publikum im Zakk ist egal, ob Frevert im Radio oder auf Musikportalen zu hören ist. Es kennt seine Musik und mehrheitlich sogar die Texte, die man oft mehrmals hören muss, um sie zu verstehen. Die Zuhörer genießen den Live-Auftritt, bei dem Frevert sie auf eine sehr persönliche und sympathische Weise mit in seine Welt nimmt – hinein in den Alltag und seine Nöte, aber eben auch direkt wieder hinaus: „Immer noch die Musik“ heißt ein Song seines aktuellen Albums „Putzlicht“, der die schönste Zeile des Abends enthält: „Wenn Dein Herz in Schutt und Asche liegt, ist da immer noch die Musik.“

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