Ausstellung im KIT Großer Preis für Harkeerat Mangat

Stipendiaten der Stiftung Vordemberge-Gildewart stellen im KIT aus. Die Werke der zwölf Beiträger verbinden Filme, Videos und Performances.

 Harkeerat Mangat im KIT.

Harkeerat Mangat im KIT.

Foto: Ivo Faber

Der Sänger, Film- und Medienkünstler Harkeerat Mangat, Schöpfer des Mitspiel-Theaters vom Fürstenplatz, erhielt jüngst das mit 60.000 Schweizer Franken hoch dotierte Stipendium Vordemberge-Gildewart. Mit seinem Projekt „Fürstenplatz“ hatte er ein Gemeinschaftsgefühl in einer Nachbarschaft erzeugt, in der man sonst eher unbekannt nebeneinander lebt. Ohne selbst ins Spiel einzugreifen, ließ er Erwachsene wie Kinder ihre kreativen Entscheidungen selbst treffen. Als Regisseur verband er Menschen, blieb aber als Fremder im Hintergrund und begnügte sich mit der Rolle des Arrangeurs. Nun zeigt er den 30-minütigen Film im KIT, Kunst im Tunnel.

Mangat ist einer von zwölf jungen Teilnehmern eines Wettbewerbs, den die Stiftung Vordemberge-Gildewart für den Standort Düsseldorf ausgeschrieben hat. Sein Film wurde im Sommer auf der Museumsinsel Hombroich uraufgeführt. Nun ist im hinteren Teil der sich verengenden Tunnelröhre eine Kinowand aufgebaut. Die Besucher dürfen im Liegestuhl vor dem Beamer relaxen, während sie sich den Film anschauen. Eine Krabbeldecke für Kleinkinder liegt den Gästen zu Füßen, und ein Pinkelhäuschen gibt es für das Nötigste im Hintergrund. Alles wirkt wie im Alltag, und macht doch zugleich den Unterschied zwischen den lebendigen Aktionen am Fürstenplatz und der Tristesse im KIT deutlich, wo sich vermutlich noch nie ein Kind verirrt hat und wo es viel zu ungemütlich ist, um zu chillen. Das Institut, das zur Kunsthalle gehört, eignet sich allein schon von seiner räumlichen Atmosphäre kaum als Spiegelbild des normalen Lebens.

Die Werke der übrigen elf Aussteller erreichen die Besucher noch seltener, eben weil häufig der Ausgangspunkt ihrer Werke Filme, Videos und Performances sind, aber eine Auseinandersetzung mit dem lebenden Bild in so einer Tunnelröhre nicht angedacht ist. Paul Czerlitzki betreibt ein spannendes Spiel zwischen Bild und Abbild, aber das Ergebnis lässt sich für den unvoreingenommenen Betrachter nicht entschlüsseln. Eliza Ballesteros präsentiert eine Jagdstube mit Silikon-Hockern, deren Beine den Rehen im Wald abgeformt sind, und stellt dazu einen Schrank ohne Tür. Die Inszenierung bleibt vage, im Vergleich etwa zur Jagdstube der Paloma Varga Weisz, die mit Tierpräparaten und lüsternen Figuren das Milieu im Führersperrbezirk von Obersalzberg persifliert hat.

Leicht ironisch erscheint die Malerei von Murat Önen, der an der Kunstakademie Dresden sein Diplom gemacht hat und sich nun in Düsseldorf auf das künstlerische Lehramt vorbereitet. Er beschäftigt sich mit männlichen Körpern, die von einer Figur mit großem Brustkorb durch den Fleischwolf gedreht werden. Die Pose des Helden wirkt wie festgezurrt, das Motiv wie eine Glosse auf den Feminismus in der Kunst. Den aber bestätigt Linda Skellington, die auf eine recht neckische Weise eine Pirateninsel mit viel Grün auf dem Boden ausbreitet, wollte sie doch schon als Kind eine Piratin sein. Doch der Traum im Bild erstarrt. Ji Hyung Song aus Korea baut Computer auf, damit die Besucher selbst nach dem Talisman als Glücksboten suchen. Mira Mann performte auf einer großen Drehbühne voller Verve und mit vielen mimisch bewegten Gesten, und ließ sich dabei filmen. Wir sehen den Film, aber das reale Lebensbild ist verschwunden, denn die Drehbühne bleibt leer.

Von Björn Knapp möchte man gern mehr sehen, denn auch er vertuscht seine Vorgehensweise. Der Meisterschüler von Scheibitz benutzt die Fotografie als Impuls und als Anregung, um die Aufnahmen zu sezieren, zu fragmentieren und anschließend in Farbe zu übersetzen. Der Betrachter versucht nun eher hilflos, aus den abstrakten Farbspielen den Weg zurück zum abgebildeten Körper zu finden.

Info KIT, Kunst im Tunnel, Mannesmannufer 1b, bis 13.Februar 2022. Öffnung: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Die Auswahl der Künstler unter 35 Jahren wurde von einer Jury getroffen. Jeder Teilnehmer erhielt 2000 Franken, der Hauptpreis ist mit 60.000 Franken dotiert.

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