Porträt Herr Ito malt gerne Brücken

Grafenberg · Als Shigeru Ito in Rente ging, suchte der Grafenberger eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung – und fand sie im Malen von Rheinbrücken.

Brückenbilder des Düsseldorfer Malers Shigeru Ito
19 Bilder

Brückenbilder des Düsseldorfer Malers Shigeru Ito

19 Bilder
Foto: Anne Orthen (ort)

Nein, ein richtiger Maler sei er natürlich nicht, sagt Herr Ito bescheiden, vielleicht auf dem Weg dahin, allenfalls. Herr Ito fährt auch noch regelmäßig in die Malschule nach Gerresheim, um dazuzulernen, so wie vor zwei Jahren, als er begann mit dem Malen. Wobei: „Ich habe als Kind schon viel gemalt, sogar Auszeichnungen bekommen. Doch dann fehlte mir einfach die Zeit.“

Shigeru Ito kam im November 1973 nach Düsseldorf, brach dafür sein Studium ab, „weil ich unbedingt ins Ausland wollte“, und Deutschland war seine erste Wahl. Er arbeitete in einem japanischen Lebensmittelgeschäft, machte später dann aber Karriere beim japanischen Unternehmen TDK. Das kennt man noch von früher, von den Audio-Kassetten und den VHS-Kassetten, längst hat sich der Konzern auf die Herstellung von elektronischen Bauteilen und Komponenten wie Sensoren oder Netzteilen spezialisiert. Es war wohl keine Absicht, aber Shigeru Ito, der mit einer deutschen Frau verheiratet ist, hat in Düsseldorf immer an Straßen gewohnt, die nach Dichtern, Denkern, Künstlern benannt sind: Goethe, Schumann, Herder, jetzt wohnt der Grafenberger an der Geibelstraße.

Dann kam also die Pensionierung, und Herr Ito erinnerte sich an seine künstlerische Kindheit. Nur was sollte er denn malen? Vielleicht etwas mit dem Rhein, der ja auch so viele Dichter, Denker, Künstler inspiriert hat? Ohnehin seien Japaner fasziniert vom Rhein, weiß Herr Ito. „Aber der Rhein ist so schwer zu fassen“, sagt der 68-Jährige, der lieber ein Bauwerk habe malen wollen, etwas mit Ecken und Kanten – wie eine Brücke. „Ja, Brücken sind etwas Wunderschönes, können es zumindest sein. Sie verbinden Menschen. Das passt zu meiner Philosophie“, sagt Herr Ito, der aus der nord-japanischen Stadt Akita stammt.

Der Entschluss war also gefasst, und da Herr Ito ein wenig perfektionistisch veranlagt ist, war für ihn schnell klar: Nichts weniger als sämtliche Rheinbrücken, die es gibt, wollte er malen. Alle! Das sind immerhin 150, „aber die Idee hat ja auch einen positiven Nebeneffekt: das Reisen“. Worms und Neuwied, Mainz und Karlsruhe, Emmerich und Rees, der Rheinfall bei Schaffhausen und die Loreley oder die Dreiländerbrücke (Deutschland, Frankreich, Schweiz) sind so Ziele, und jeder Trip ist ein kleines Abenteuer für den Hobby-Künstler. Denn jede Brücke, die Herr Ito später in Öl malt, hat er vorher inspiziert und fotografiert. Selbstverständlich hat der Vater von drei erwachsenen Töchtern schon alle sieben Düsseldorfer Rheinbrücken auf Leinwand gebannt, sie zählen auch zu den gelungensten seiner Werke. Die A44-Brücke sei vielleicht sogar sein Lieblingswerk, sagt er, oder die Oberkasseler Brücke, aufgenommen beim Feuerwerk von einem Boot aus. 25 Brücken hat Herr Ito inzwischen gemalt, „125 muss ich noch“, weiß der 68-Jährige, der für dieses Jahr jedenfalls genug Material besitzt – heißt, er hat viele Brücken fotografiert, die nun „nur“ noch gemalt werden müssen.

30 Stunden hat Herr Ito für sein erstes Bild benötigt, „das geht inzwischen aber etwas schneller, ich male meistens sogar an zwei, drei Bildern parallel“, erzählt er und muss lachen. Die Diele in seinem Haus an der Geibelstraße ist schon voll mit seinen Bildern, „das Wohnzimmer hat aber noch viele weiße Wände. Ich weiß nur nicht, ob meine Familie mich lässt.“ Über eine Ausstellung hat Herr Ito noch nicht nachgedacht, „da muss ich schon wenigstens 50 Bilder beisammen haben“. Und wenn der 68-Jährige dann eines Tages doch mal alle 150 Rheinbrücken gemalt hat? „Die Mosel ist auch ein schöner Fluss. Mit schönen Brücken“, sagt Herr Ito.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort