Folge des Coronavirus NRW erwägt spätere Abiturprüfungen

Düsseldorf · Die Schulministerin spricht sich für bundesweit abgestimmtes Vorgehen aus, um das Zentralabitur zu sichern. Notbetreuung in Schulen und Kitas kaum nachgefragt.

Ein Schild, das über eine Schulschließung informiert. Foto: Marcel Bieri/KEYSTONE/dpa

Ein Schild, das über eine Schulschließung informiert. Foto: Marcel Bieri/KEYSTONE/dpa

Foto: dpa/Marcel Bieri

Eine Verschiebung der Abiturprüfungen wegen der Coronakrise wird in NRW wahrscheinlicher. „Das Schulministerium ist auf verschiedene Szenarien vorbereitet, auch auf eine etwaige Verschiebung der Abiturprüfungen“, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer in Düsseldorf. NRW habe vergleichbare Planungen wie Bayern in der Schublade. In jedem Fall bedürfe es aber unbedingt der Abstimmung innerhalb der Ländergemeinschaft, um das Zentralabitur zu sichern und auf den gemeinsamen Aufgabenpool in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch zurückgreifen zu können. Ziel der Landesregierung sei es daher, das weitere Vorgehen in einer möglichst breiten Ländergemeinschaft koordiniert abzustimmen.

Die Äußerungen deuten auf Uneinigkeit zwischen den Ländern hin. Bayern hatte am Mittwoch verkündet, den Beginn der Abiturprüfungen vom 30. April auf den 20. Mai 2020 zu verschieben. Wegen der Einstellung des Unterrichts bis nach den Osterferien hätten die Schüler sonst nicht genügend Vorbereitungszeit, lautete die Begründung. Auch andere Bundesländer kündigten dies bereits an. Bisher hatte die NRW-Schulministerin eine Verschiebung nicht für erforderlich gehalten, weil es genug Nachschreibetermine gebe. Sie werde sich zu der Frage „so schnell wie möglich“ äußern, sagte Gebauer nun.

Neue Regelungen gibt es auch für die Schüler an Berufskollegs. Praktika sollen nicht mehr absolviert werden, solange die Schulen geschlossen sind. Schüler in dualer Ausbildung sollen ihre Ausbildung in den Betrieben fortsetzen.

Einer Blitzumfrage der Landesregierung zufolge brauchen wegen der Schul- und Kitaschließungen nur wenige Schüler eine Not-Betreuung. Landesweit müssten durchschnittlich nur drei bis vier Prozent der Grundschüler in eine Notgruppe wechseln. An manchen Schulen liege die Quote bei zehn Prozent, aber es gebe auch Schulen, die gar keine Betreuungsplätze anbieten müssten. Eine ähnliche Situation zeige sich in den Kitas, ergänzte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP). Genaue Zahlen will die Landesregierung am heutigen Donnerstag vorlegen.

Ziel der Schließungen ist es, die Verbreitung des Coronavirus zu stoppen, aber gleichzeitig zu verhindern, dass Eltern dann zur Betreuung der Kinder ihre Arbeitsplätze in großer Zahl verlassen müssen. Für jene Eltern, die in Schlüsselpositionen arbeiten, etwa im medizinischen Bereich, wurden in den Kitas und Schulen Notgruppen eingerichtet. Die übrigen Eltern müssen andere Lösungen finden.

„Ich gehe davon aus, dass die Kinder jetzt überwiegend zu Hause betreut werden“, sagte Stamp. Viele Arbeitgeber kämen ihren Beschäftigten entgegen, indem sie ihnen Arbeit im Homeoffice ermöglichten. Es gebe aber auch Fälle, in denen Firmen Kita-Gruppen im Betrieb gründeten und zur Betreuung Studierende anheuerten. „Das ist unverantwortlich“, so Stamp. Hierdurch entstünden neue Infektionsketten, weil völlig fremde Kinder miteinander in Kontakt kämen. Das Wirtschaftsministerium werde nun aktiv, um diese Form der Betreuung zu unterbinden.

Der Minister appellierte eindringlich an Großeltern, nicht die Betreuung der Kinder zu übernehmen. Jeder müsse jeglichen Kontakt zu anderen Menschen meiden: „Ein älterer Mensch sollte möglichst auch nicht mehr einkaufen gehen, sondern sich helfen lassen.“  Zusammenrottungen in Parks, Grillfeste oder gar „Coronapartys“ seien nicht akzeptabel und würden ab sofort mit Bußgeldern geahndet. Je besser die Regeln eingehalten würden, desto schneller könne wieder Normalität einkehren.

Zu einer möglichen Rückerstattung der Kita-Beiträge wollte sich Stamp nicht konkret äußern. Darüber müsse zu einem späteren Zeitpunkt gesprochen werden. Klar sei aber, dass jeder einzelne auch finanzielle Opfer bringen müsse. Land und Kommunen sicherten aber die weitere Finanzierung der Kitas und Offenen Ganztagsschulen zu.

(kib)
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