Energiepauschale lässt Kirchensteuern sprudeln Kirchen geben Überschüsse an Bedürftige weiter

Düsseldorf · Durch die Versteuerung der Energiepauschale verbuchen katholische und evangelische Kirche Mehreinnahmen in Millionenhöhe. Menschen in Notlagen wird damit geholfen, aber auch Flüchtlngen aus der Ukraine.

Hilfe in der Not: zwei Männer vor einem Tagestreff der Caritas.

Hilfe in der Not: zwei Männer vor einem Tagestreff der Caritas.

Foto: picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt/DPA

Den Kirchen geht es in diesem Krisenwinter vorübergehend gut – zumindest finanziell. Und das hat mit der vom Bund beschlossenen und einmalig ausgezahlten Energiepauschale in Höhe von 300 Euro zu tun. Darauf muss Steuer gezahlt werden, also auch Kirchensteuer. Geschätzt sind das für die Kirchen unerwartete Mehreinnahmen in Höhe von etwa zwei Euro pro Mitglied. Da kommt einiges zusammen. Schon früh haben sich Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in ökumenischer Eintracht darauf verständigt, den einzelnen Bistümern und Landeskirchen hierzulande zu empfehlen, dieses Geld an Bedürftige weiterzugeben, die in diesem Winter unter Inflation und steigenden Energiepreisen leiden. Und die Not ist groß, womit die Beratungsstellen, aber auch Lebensmittelausgaben unter anderem von Diakonie und Caritas zunehmend konfrontiert werden.

Im Bistum Münster werden Bedürftigen auf diesem Wege 1,6 Millionen Euro zukommen. Dort wird das Geld über die Ortsverbände der Caritas verteilt, wodurch jeder Cent auch direkt bei den Menschen ankommen soll. Besonders umfänglich fällt die Unterstützung im Bistum Aachen aus. Die Anlaufstellen in den Kirchengemeinden werden mit einer Sonderzuweisung in Höhe von fünf Millionen Euro unterstützt; weitere 1,25 Millionen Euro fließen in einen Solidaritätsfonds der Caritas. Seelsorge, sagt Generalvikar Andreas Frick, sei nicht mehr an den Kirchturm gebunden, sondern wird auch an „selbst organisierten Orten von Kirchen“ tätig. Man darf spekulieren, dass dies künftig zunehmend der Fall sein wird. Die Hilfe in Aachen ist aber nicht allein den Mehreinnahmen aus der Energiepauschale geschuldet, sondern auch dem unerwartet guten Bilanzergebnis aus dem Haushalt 2021. Der Jahresüberschuss lag – nach Abzug der Zahlungen etwa für Seelsorge, Caritas und Verwaltung – bei knapp 40 Millionen Euro. Dieses Polster wird im Bistum Aachen noch ein Sonderprogramm ermöglichen. Danach sollen mit 25 Millionen Euro Pfarrheime und Gemeindezentren energetisch saniert werden. Eine Investition in Deutschlands Energie-. und Klimazukunft.

Dem Erzbistum Köln sind durch die Energiepauschale zusätzlich etwa drei Millionen Euro in die Kasse gespült worden. Davon sollen 2,2 Millionen Euro direkt an Familien und Einzelpersonen gehen, die in Not geraten sind. Direkte Energiezuschüsse soll aber auch Menschen gezahlt werden, die aus der Ukraine nach Deutschland fliehen mussten. Beratungsstellen des Diözesancaritasverbandes werden 550.000 Euro gegeben, Gemeindeinitiativen noch einmal 250.000 Euro.

Auch in der evangelischen Kirche sollen Solidaritätsfonds gegründet werden. Beispiel Wuppertal. Etwa 250.000 Euro fließen in die Gemeinden der Stadt – in die Sozialberatung und vor allem als finanzielle Soforthilfe bei Härtefällen. Wobei die Evangelische Kirche in Wuppertal auf die zwei Euro, die sie durch die Energiepauschale von jedem Kirchenmitglied an Steuern einnimmt, jeweils noch einen weiteren Euro für die Hilfen zusätzlich zahlt.

Dauerhaft wird mit diesem Maßnahmen zwar kaum jemand aus seiner Notlage wirklich befreit werden können. Das weiß auch die Wuppertaler Superintendentin Ilka Federschmidt und spricht von dem „berühmten Tropfen auf den heißen Stein“. Dennoch ist es nach ihren Worten ein wichtiges Zeichen, dass Kirche für den Zusammenhalt in der Gesellschaft eintritt.

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