Austausch über das Schicksal der Heimkinder Bischof Dieser: „Das Leid muss anerkannt werden“

Mönchengladbach · Die Erste Heimkinder-Community NRW traf in Mönchengladbach vor dem ökumenischen Friedensgebet auf den Aachener Bischof Helmut Dieser: ein Austausch über die Anerkennung des Missbrauchs von Heimkindern.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser (rechts) im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Ersten Community Heimkinder NRW, Uwe Werner.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser (rechts) im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Ersten Community Heimkinder NRW, Uwe Werner.

Foto: Angela Pontzen

„Es gibt nichts, was heilt. Als katholische Kirche können wir nur das unendliche Leid anerkennen, das Missbrauchten angetan wurde“, mit diesen Worten begegnete Bischof Helmut Dieser dem Vorsitzenden der Ersten Community Heimkinder NRW, Uwe Werner. Der Verein hatte angekündigt, mit dem Bischof als Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) vor dem ökumenischen Friedensgebet im Rahmen der Heiligtumsfahrt sprechen zu wollen.

Der Verein sieht sich seit der Gründung 2015 als Sprachrohr für Menschen, die in Kinderheimen, Erziehungsanstalten, Behindertenheimen oder psychiatrischen Einrichtungen erzogen und dort misshandelt wurden. Uwe Werner kämpft für „die Anerkennung des Leids, Gerechtigkeit und mehr Lebensqualität“. Bei Bischof Dieser trifft er damit auf Verständnis. Im Gespräch machte er aber auch deutlich, dass eine Anerkennung nur durch Geld – das nicht als Schmerzensgeld oder Entschädigung gesehen werde – geleistet werden kann. „Denn leider kann Ihnen niemand Ihre Erinnerungen nehmen.“

Noch im Januar hatte die Deutsche Bischofskonferenz das „Verfahren zur Anerkennung des Leids“ aus dem Jahr 2020 erneut überarbeitet: Betroffene können nun Akteneinsicht fordern und Widerspruch einlegen. Das Verfahren bietet eine Alternative zur gerichtlichen Anerkennung und bietet die Möglichkeit, auch für verjährte Taten eine Anerkennung zu erhalten. Betroffenen ist die Beweispflicht erlassen.

Uwe Werner machte die Hilflosigkeit vieler Betroffenen deutlich, die auch Spruchschilder auf dem Boden zum Eingang der Kirche dokumentierten: „Warum habt ihr geschwiegen?“, „Warum schützt ihr Täter und nicht Opfer?“ Bischof Dieser betonte, dass die Kirche Therapie und Seelsorge anbieten könne und Geld nur symbolisch zu verstehen sei. Uwe Werner plädiert für einen kontinuierlichen Austausch. „Wir müssen uns an einen Tisch setzen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort