Nach zwölf Jahren Rot-Weiss Essen steigt in die 3. Liga auf – Münster fehlen drei Tore

Essen · Rot-Weiss Essen kehrt zurück in den Profifußball. Im spannenden Saisonfinale der Regionalliga West setzte sich der Traditionsverein im Fernduell gegen Preußen Münster durch und spielt nächstes Jahr in der 3. Liga.

 Der große Jubel: Simon Engelmann wird nach seinem Treffer zum 2:0 von seinen Mitspielern und den Fans gefeiert.

Der große Jubel: Simon Engelmann wird nach seinem Treffer zum 2:0 von seinen Mitspielern und den Fans gefeiert.

Foto: Stefan Döring

Der Traum ist in Erfüllung gegangen. Rot-Weiss Essen steigt nach 12 Jahren in den Niederungen des westdeutschen Fußballs in die 3. Liga auf und kehrt zurück in den Profifußball. Eine Woche, nachdem Essen etwas überraschend nach einem Remis der Münsteraner gegen Wiedenbrück doch noch einmal die Tabellenspitze in der Regionalliga übernommen hatte, hielt die Mannschaft dem Druck stand. Die Rot-Weissen haben am Samstagnachmittag das Fernduell gegen Preußen Münster in der Regionalliga West für sich entschieden. RWE gewinnt zu Hause mit 2:0 gegen Rot-Weiss Ahlen, während Münster 2:1 gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Köln spielte und den Aufstieg nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses verpasste.

Schon über eine Stunde vor dem Anpfiff war das Stadion an der Hafenstraße 97a brechend voll. Ganz Essen war heiß auf dieses Spiel, ganz Essen brannte darauf, die von den Anhängern als „Schweineliga“ genannte Regionalliga zu verlassen. Eine ganze Stadt war elektrisiert. 16.650 Fans waren die glücklichen Kartenbesitzer für diese entscheidende Partie, die sich lautstark warm sangen, während vor den Toren Hunderte Anhänger standen, um trotzdem irgendwie dabei zu sein an diesem historischen Tag. Kurz vor Anpfiff präsentierten die Fans eine Choreografie über zwei Tribünen. „Nur der RWE“, stand geschrieben. Von draußen war alles angerichtet.

Fußball: So feiern die Fans von Rot-Weiss Essen den Aufstieg in die 3. Liga
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So feiern die Fans von Rot-Weiss Essen den Aufstieg in die 3. Liga

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Foto: Stefan Döring

So ging auch die Mannschaft voller Engagement in die Partie, musste aber direkt nach einer Minute erstmals tief durchatmen, als die Gäste aus Ahlen im Strafraum zum Abschluss kamen, der Ball schlussendlich aber weit am Tor von Jakob Golz vorbeitrudelte. Die erste Essener Chance hatte Luca Dürholtz per Kopf nach einer Flanke von Oguzhan Kefkir. Aber auch dieser Ball ging neben den Kasten.

Simon Engelmann, um den sich vor einigen Tagen Wechselgerüchte rankten und weitere Unruhe nach der Trainerentlassung von Christian Neidhardt in die Mannschaft brachten, hatte in der 15 Minute die nächste Gelegenheit. Doch richtig gefährlich wurde es noch nicht. Aufregung herrschte dann aber in der 19 Minute, als alle Essener Spieler ein Handspiel von Ahlens Kevin Kahlert im Strafraum monierten. Doch ohne Videobeweise, den es bekanntlich in der Regionalliga nicht gibt, entschied Schiedsrichter Niklas Dardenne auf Ecke.

Nach einiger Zeit wurde es im Stadion etwas leiser, die Anspannung auf den Rängen war greifbar – bis die Hafenstraße dann an diesem Nachmittag erstmals so richtig ausflippte. Kefkir flankte in der 29. Minute in den Strafraum, wo Cedric Harenbrock unbedrängt zum 1:0 den RWE einköpfen konnte. Stand jetzt war Essen der Aufstieg in die 3. Liga nicht mehr zu nehmen.

Erst recht nicht, als sich in der 40. Minute des Spiels die Nachricht mit einem lauten Jubeln breitmachte, dass Münster im eigenen Stadion mit 0:1 gegen die 2. Mannschaft des 1. FC Köln zurücklag. Die zweite Stimmungseruption an diesem Nachmittag.

So richtig traute man dem Braten in Essen aber trotzdem noch nicht. Schließlich hat man an der Hafenstraße schon alles gesehen. Und so machte sich zumindest auf den Sitzplatz-Tribünen etwas Nervosität breit, als ein paar Minuten nach Wiederanpfiff durchsickerte, dass Münster im Parallelspiel zum 1:1 ausglich. Doch die Mannschaft ließ sich nicht beirren, ging weiter nach vorn – und wurde belohnt. Engelmann köpfte in der 60. Minute vor der Westkurve zum 2:0. Die dritte Eruption im Essener Norden an diesem Nachmittag.

Die Mannschaft drückte weiter, immer im Hinterkopf, dass am Ende das Torverhältnis über den Aufstieg entscheiden kann. Aber Engelmann und Kefkir trafen nur Aluminium. Dennoch machte sich die Erkenntnis breit, dass hier wirklich nichts mehr schief gehen könne. Immer lauter, immer intensiver feierten die Fans ihre Mannschaft und ihren Verein. „Eines Tages wirds geschehen, da fahren wir nach Zwickau, um den RWE zu sehen“, schallte es durchs Stadion in freudiger Erwartung auf die 3. Liga. Daran änderte auch das zwischenzeitliche 2:1 für Münster im Parallelspiel nichts mehr.

Der Beginn einer rauschenden Aufstiegsparty in Essen.

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