Deutschland gegen Liechtenstein Erstmals pfeift eine Schiedsrichterin ein Spiel der DFB-Männer

Wolfsburg · Premiere in der DFB-Geschichte: Erstmals wird eine Schiedsrichterin ein Länderspiel der Nationalmannschaft leiten. Die Kroatin Ivana Martincic pfeift das WM-Qualifikationsspiel am Donnerstag in Wolfsburg gegen Liechtenstein ein.

In Wolfsburg trifft das DFB-Team auf Liechtenstein.

In Wolfsburg trifft das DFB-Team auf Liechtenstein.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Vor ihrer ganz besonderen Premiere schob Ivana Martincic die ihr eigene Professionalität für einen Moment beiseite. "Das ist eine große Ehre für mich, ich freue mich sehr auf das Spiel", schwärmte die Schiedsrichterin, ehe sie ihre Emotionen gleich wieder einfing. "Das", sagte sie dem SID über ihre Vorfreude, "würde ja jedem so gehen."

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Schließlich wird die Kroatin am Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) in der WM-Qualifikation gegen Liechtenstein als erste Frau eine Partie der deutschen Männer-Nationalmannschaft leiten. "Es ist an der Zeit", sagte Bundestrainer Hansi Flick. Der DFB sei mit Bibiana Steinhaus-Webb einst "Vorreiter" gewesen, "wir haben sie schätzen gelernt, sie hat immer toll performt". Daher freue er sich auf Martincic.

Die 36-Jährige tritt in Wolfsburg nicht zum ersten Mal als Pionierin auf. Am 10. September leitete sie als erste Frau ein Spiel der ersten kroatischen Männer-Liga HNL. Im Oktober pfiff sie das EM-Qualifikationsspiel der U21-Junioren von Lettland gegen San Marino (2:0), nun gibt sie ihr internationales Debüt im Männerbereich. Nicht als erste Frau - aber als erste in über 113 Jahren deutscher Länderspielgeschichte.

Martincic stammt aus der Kleinstadt Koprivnica und spielte früher selbst Fußball. 2008 griff sie auf Anraten ihres Vaters, eines ehemaligen Zweiliga-Schiedsrichters, auch zur Pfeife - und legte eine rasante Karriere hin. "Am Anfang war es nicht einfach", sagte sie Sportske Novosti, Fußball sei in Kroatien meist noch Männersache, "aber die Erfahrungen haben mich gestärkt".

Zweimal hat sie Länderspiele der DFB-Frauen geleitet: 2018 gegen Italien (5:2) und 2020 gegen Schweden (1:0). Seit 2019 gehört sie der FIFA-Elitegruppe an. Ihr "größter Wunsch" ist ein Einsatz bei der Frauen-EM 2022 in England und "natürlich" beim heißen Männer-Klassiker Dinamo Zagreb gegen Hajduk Split.

Der nationale Verband kämpft für sie und rühmt sich, zur europäischen "Avantgarde" zu zählen: Neben Kroatien haben aktuell nur Frankreich, Tschechien, Wales und die Ukraine Schiedsrichterinnen in ersten Männer-Ligen.

"Die Vereine und Spieler brauchen Zeit, um mich zu akzeptieren", sagte Martincic vor ihrem Debüt. Schiri-Chef Bruno Maric sprach von einem "historischen Tag". Zweifel? Keine, behauptet er und stellte klar: "Sie kann das!"

(dpa/old/sid)
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