Eine Spurensuche Darum hat sich der KFC von Trainer Stefan Krämer getrennt

Krefeld · Stefan Krämer muss den Drittligisten KFC Uerdingen verlassen. Der Coach war schon lange angezählt. Die Gründe für das Zerwürfnis liegen tief. Eine Spurensuche.

So reagieren Fans im Internet auf die Krämer-Entlassung
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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Eine Trennung erfolgt nie aus heiterem Himmel, auch wenn das manchmal einer der Partner so sieht. In diesem Fall war es keine Überraschung mehr. Vielmehr war es zumindest spätestens seit Sonntag, 16.50 Uhr, absehbar. Da hatte der KFC Uerdingen eine völlig indiskutable Leistung geboten. Trainer Stefan Krämer redete da auch nicht drumherum, sondern gab sich geradlinig wie immer. „Ich bin geschockt“, sagte er. „So eine Leistung hätte ich nach der guten Vorbereitung nicht für möglich gehalten.“ Er war aber nicht nur geschockt, sondern hatte auf Anhieb auch keine Erklärung parat.

Am Sonntag Abend hat es dann richtig gekracht. Da traten die Meinungsverschiedenheiten zutage, die seit Wochen schwelen, nun aber erneut offenkundig und lautstark ausgetragen wurden. Denn bereits Anfang November stand Krämer nach drei Niederlagen in Folge beziehungsweise fünf Pleiten in sieben Begegnungen vor dem Rauswurf. Damals zog er mit einem Sieg in Braunschweig den Kopf aus der Schlinge, zumal vier weitere Dreier folgten.

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Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Der Schein trog. Ein 0:4 vor Weihnachten in Unterhaching und der peinliche Auftritt gegen Würzburg (0:3) reichten aus, um nicht nur Bedenken zu schüren, sondern den Schritt zu vollziehen, der sich im Herbst angedeutet hatte.

Duplizität der Ereignisse? Ponomarev hätte sicherlich nichts dagegen. Er hatte – damals für die Außenwelt noch überraschend – im März 2018 Michael Wiesinger den Stuhl vor die Tür gesetzt, obwohl dieser mit dem KFC in der Regionalliga Tabellenzweiter war. Doch die Mannschaft spielte nicht nur schlecht, sondern auch drei Mal unentschieden in Folge. Ponomarev sah das Ziel Meisterschaft und Aufstieg in Gefahr und zog die Reißleine. Damals holte er Stefan Krämer, den er schon Monate zuvor haben wollte, der aber erste jetzt frei war. Es war nicht nur ein Trainerwechsel, sondern auch ein Mentalitätswechsel – vom vorsichtigen, taktierenden Defensivprotagonisten Wiesinger hin zum entfesselnden Offensivstrategen Krämer, der am liebsten den Gegner schon an dessen Strafraum attackiert.

Was folgte waren drei Monate, die weder die Beteiligten, noch die Fans vergessen werden. In nahezu aussichtsloser Situation setzte die Mansnchaft unter Krämer zu einem Sturmlauf an, mit dem sie nicht nur die Herzen der Fans, sondern tatsächlich auch noch die Tabellenspitze eroberte. Dank einer sensationellen Serie von zwölf Siegen in Folge wurde die Mannschaft Regionalliga-Meister und stieg in die Dritte Liga auf.

Doch von da an knirschte es. Das gemeinsame Ziel war erreicht, doch nun gingen die Vorstellungen auseinander. Das betraf bereits die Neuverpflichtungen. KFC-Präsident Ponomarev setzte auch namhafte, erfahrene Spieler wie Stefan Aigner, Kevin Großkreutz oder Dominic Maroh. Krämer wollte jedoch junge, schnelle Spieler. So prallten bereits früh unterschiedliche Philosophien aufeinander: Ballbesitzfußball contra schnelles Umschaltspiel. Zumindest Teile der Mannschaft konnten oder wollten die Spielidee des Trainers nicht umsetzen.

Krämer wiederum wurde nicht in die Personalplanungen einbezogen, sondern musste mit den Spielern arbeiten, die ihm der Verein zur Verfügung stellt. So kennt es Ponomarev aus seiner Zeit beim englischen Klub AFC Bournemouth, so ist es bei den international agierenden Vereinen. Der Trainer hat sich der Herausforderung gestellt, sie angenommen und darüber nicht gejammert. Allerdings kamen beide Seiten so an den Punkt, wo sie sich eingestehen müssen: Es passt nicht mehr. Daher kommt auch diese Trennung nicht aus heiterem Himmel, sondern ist der Endpunkt einer Entwicklung.

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