Friedhelm Funkel im ZDF-Sportstudio „Der Fußball ist einfach eine aufgeblasene Welt“

Mainz · Fortuna Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel hat im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF eine Saisonbilanz der Bundesliga gezogen. Dabei schlug er auch kritische Töne über das Geschäft an.

 Friedhelm Funkel.

Friedhelm Funkel.

Foto: dpa/Marius Becker

Das ZDF hatte sich eine besondere Klammer für seine Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga ausgewählt. Friedhelm Funkel als Studiogast in der ersten Sendung der Saison im August, Funkel dann wieder zu Besuch nach dem letzten Spieltag. Moderator Sven Voss musste es nicht bereuen, denn Fortuna Düsseldorfs Cheftrainer trat wieder so auf, wie man ihn kennt: souverän, kenntnisreich und ohne Blatt vor dem Mund.

So wurde der 65-Jährige deutlich, als Voss ihn auf die „Hire-and-Fire“-Mentalität der Klubs in Sachen Trainer ansprach. „Dieter Hecking in Mönchengladbach und Bruno Labbadia in Wolfsburg dürfen trotz ihrer Erfolge nicht bleiben“, sagte Funkel kopfschüttelnd und schlug die Brücke zur allgemeinen Situation: „Bei dem einen Klub sind es die Ansprüche, beim anderen fehlt der Blick für die Realität. Es wird immer schwerer für Trainer, weil der Fußball einfach eine aufgeblasene Welt ist.“

Doch Funkel fand auch viele lobende Worte, gratulierte dem neuen deutschen Meister FC Bayern München ebenso wie dem Vize Borussia Dortmund. „Niko Kovac hat in München als junger Trainer Außergewöhnliches geleistet“, betonte der Routinier. „Aber auch Dortmund hat eine tolle Saison gespielt, es war endlich mal wieder spannend.“ Ganz besonders freute er sich aber für seinen Ex-Klub Eintracht Frankfurt, der durch Schützenhilfe des FSV Mainz 05 doch noch in die Europa League einzog. „Wenn es eine Mannschaft verdient hat, europäisch zu spielen, dann ist es die Eintracht.“

Auf der Fahrt von der Düsseldorfer Arena, wo er mit seiner Fortuna zum Saisonabschluss einen 2:1-Sieg über Hannover 96 gefeiert hatte, habe er sich als Beifahrer einen Whatsapp-Chat mit Eintracht-Trainer Adi Hütter und dessen Assistent Armin Reutershahn gegönnt, einem alten Kumpel Funkels. „Im ersten Moment“, gab der Coach augenzwinkernd zu, „habe ich allerdings nicht den richtigen Knopf gefunden, um die beiden im Display zu sehen.“

Doch das zeichnet den Düsseldorfer Erfolgstrainer eben aus: Er gibt Defizite ehrlich zu, zeigt zugleich aber deutlich, dass er bei seiner Arbeit nicht auf moderne Errungenschaften wie Video-Analysen verzichtet – dafür habe er eben seine Leute. Und deshalb laufe es so gut bei Fortuna. „Der gesamte Verein und auch die Fans sind über sich hinausgewachsen in dieser Saison“, erklärte er. „Das 4:1 über Hertha BSC war der Wendepunkt, danach haben wir eine überragende Runde gespielt.“

Als ihn Moderator Voss fragte, ob er denn auch einmal ein Tränchen verdrückt habe im vergangenen Jahr, punktete Funkel erneut mit Ehrlichkeit: „Man wird schon mal sentimental und fragt sich: Wie kann alles Positive nur so zusammenkommen? Als wir nach einer Viertelstunde Spielzeit das 3:0 gegen Gladbach machten, habe ich gespürt, dass sich eine Träne in mein Auge geschlichen hatte, weil ich so total stolz auf meine Mannschaft war.“

Der Stolz hat sich bis heute gehalten. Ebenso wie der Draht zu seinen Spielern, obwohl diese zum Teil mehr als vier Jahrzehnte jünger sind als er. „Ich kann mich in sie hineinversetzen, weil ich Fußballer bin“, berichtete Funkel. „Wir sprechen auch über private Dinge, Vertrauen ist das Wichtigste. So ist bei Fortuna eine Gruppe zusammengewachsen, die unschlagbar ist.“ In einem Einspielfilm ergänzte Kapitän Oliver Fink dazu: „Auch in schwierigen Situationen weißt du als Spieler genau: Die Entscheidung, die der Trainer jetzt trifft, wird dir weiterhelfen.“

Für die nähere Zukunft sei nicht nur Sportvorstand Lutz Pfannenstiel gefordert, eine schlagkräftige Truppe zusammenzuhalten und auch neu zu formen, sondern auch das Trainerteam, Vorstand, Aufsichtsrat und Chef-Kaderplaner Uwe Klein, betonte Funkel zum Abschluss. Und bevor er an der Torwand wenigstens einen Schuss versenkte, fasste er noch einmal zusammen: „Ich bin so glücklich bei der Fortuna, da gehe ich nicht mehr weg.“

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