So lief das Geisterderby in Mönchengladbach Ganz ohne Fans geht es bei Borussia nicht

Mönchengladbach · Auch wenn sie nicht ins Stadion durften, die Fans von Borussia Mönchengladbach haben ihre Mannschaft im Geisterderby gegen den 1. FC Köln lautstark angefeuert.

Ein Geisterspiel sollte es werden, der Geist der Fans war bis ins Stadion zu hören. Drei Fans verkleideten sich sogar als Gespenster mit der Forderung auf einem Transparent, so ins Stadion gelassen zu werden. Schätzungen der Polizei zufolge versammelten sich rund 700 bis 800 Fans am Mittwochnachmittag gegen 16 Uhr vor der Nordkurve, um ihre Mannschaft trotz verriegelten Stadions vor dem Derby gegen den 1. FC Köln anzufeuern.

Im Zuge der Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus war am Dienstag entschieden worden, das Spiel vor leeren Rängen auszutragen. Die Stadt hatte die Entscheidung nach einem Erlass der Landesregierung getroffen. Nicht bei allen Fans stieß dies auf Verständnis. Viele kündigten in den sozialen Netzwerken an, vor dem Stadion aufzuschlagen. Ebenso die Fangruppierung Sottocultura der Mönchengladbacher Ultras.

 Nach Schätzungen der Polizei versammelten sich vor dem Geisterderby 700 bis 800 Gladbacher Fans vor dem Borussia-Stadion. Kölner Anhänger sollen nicht dabei gewesen sein.

Nach Schätzungen der Polizei versammelten sich vor dem Geisterderby 700 bis 800 Gladbacher Fans vor dem Borussia-Stadion. Kölner Anhänger sollen nicht dabei gewesen sein.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Der Unmut darüber, der eigenen Mannschaft nicht im Stadion nahe sein zu können, macht sich dann aber nur in Kleinigkeiten bemerkbar. Ein Fan etwa zischt den Ordnern, die auf der anderen Seite der Gitterstäbe stehen, zu, er wünsche ihnen, dass auch sie das Spiel nicht sehen können. Davon abgesehen scheinen die Mönchengladbacher Fans, die zum Stadion gekommen sind, die Situation zu akzeptieren. Kurz vor der Einfahrt des Mannschaftsbusses ruft der Einheizer der Ultras durch das Megafon der Menge noch zu, man wolle der Mannschaft mit voller Kraft zujubeln. Schließlich sei es auch für die Spieler keine schöne Sache. Auf einem nahen Hügel halten Fans ein langes Banner hoch: „Zerreisst euch – vernichtet sie! Holt den Derbysieg“, steht darauf.

 Nach Spielschluss feierten Fans und Mannschaft an der Nordkurve den Derby-Sieg.

Nach Spielschluss feierten Fans und Mannschaft an der Nordkurve den Derby-Sieg.

Foto: Christian Albustin

Die Fangesänge nach dem Einlaufen der Spieler zum Aufwärmen sind dementsprechend kräftig. Immer wieder stimmen die Fans zu neuen Sprechchören an. Ein Fan hat eine Trommel dabei, der Takt sitzt, den Text kennen eh alle. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass die Spieler im Stadion dies mitbekommen. Um kurz nach 18 Uhr macht sich der größte Teil der Fans auf den Weg, sie wollen den Anstoß nicht verpassen. Die TV-Übertragung des Spiels muss an diesem Tag reichen, etwa 600 Fans sehen sich der Polizei zufolge das Spiel im Fanhaus an.

 Die Gladbacher Fans empfingen den Mannschaftsbus von Borussia vor dem Stadion im Nordpark.

Die Gladbacher Fans empfingen den Mannschaftsbus von Borussia vor dem Stadion im Nordpark.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Die Beamten von Polizei und Ordnungsamt sind sicherheitshalber zahlreich vertreten, eingreifen müssen sie aber nicht. Nur hin und wieder drehen sie routinemäßig ihre Runden, weisen auf das Glasverbot hin. Auch Feuerwehr und Rettungskräfte sind für den Notfall eingeteilt.

Im Stadion ist kurz vor Anpfiff derweil ungewohnte Ruhe eingekehrt. Die Bildschirme simulieren mit der gewohnten Werbung und der Spielaufstellung Normalität. Aus den Boxen dröhnt „Die Elf vom Niederrhein“, dann „Die Seele brennt“ – alles wie immer. Nur ohne Jubel, ohne Fans, die mitsingen. Nach einer halben Stunde Spielzeit trifft Breel Embolo zum 1:0. Ein einsames Banner „Holt den Derbysieg“ ist alles, was Block 16 an diesem Abend zu bieten hat. Das „Döp, Döp, Döp“ der Borussia-Tormusik verhallt im leeren Stadion. Erst kurz vor Schluss, da steht es schon 2:1, wird es draußen wieder laut. Erst leise, dann laute Gesänge. Böller knallen. Die Fans sind zurück. Am Ende gehe die Spieler über die Nordkurve nach draußen und lassen sich von den Spielern feiern. Und plötzlich fühlt es sich an wie ein Derby.

Auch für die Polizei und die Feuerwehr ist es das erste Geisterspiel. Eine schwer einzuschätzende Situation. Normalerweise reisen viele Fans mit Sonderzügen an. Da wissen Ordnungshüter und Rettungskräfte, wo und wann sie sich an den Bahnhöfen einzufinden haben. Doch dieses Mal gibt es keine Entlastungszüge für das Fußballspiel. „Es ist also nicht klar, wie, wo, wann und wie viele Fans anreisen“, sagt ein Sprecher der Feuerwehr am Nachmittag.

Die Stadt Mönchengladbach, Borussia und auch der 1. FC Köln hatten vor dem Spiel an die Fans appelliert, nicht zum Derby anzureisen. „Ich rufe zur Vernunft auf: Das Untersagen von Zuschauern hat ein Ziel, nämlich Menschenansammlungen größeren Ausmaßes zu vermeiden“, sagte  Oberbürgermeister Hans-Wilhelm Reiners. Und: „Jeder wäre gut beraten, das zu tun, wo es möglich ist.“ Doch im Internet hatte es Aufforderungen an Fans gegeben, zahlreich am Stadion zu erscheinen. Und viele kamen auch.

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